transport und logistik - Deutsch-Baltische Handelskammer in ...

lig neuen Gleisen sollen die heute knapp vier Stunden Fahrzeit des Sapsan in wenigen Jahren deutlich
unterboten werden. Auf der bisherigen Strecke könnten dafür wieder verstärkt Güterverkehre
abgewickelt werden.
Das ist auch deshalb wichtig, weil über dieselbe Strecke Waggons rollen sollen, die am Lübecker
Hafen komplett beladen aufs Schiff gebracht und im Hafen Ust-Luga wieder zu Güterzügen zusammengestellt
werden. Deutsche Frachtspezialisten setzen große Hoffnungen auf diese neue Lieferkette,
denn sie erlaubt die Bestückung von Waggons in Deutschland. Das war bislang nur im Hafen
Sassnitz-Mukran möglich. Über die Ostsee und die Schiene in Russland können europäische Waren
so bis nach Zentralasien oder noch weiter bis in die Volksrepublik China gebracht werden.
So wichtig Russland mit seiner Transsibirischen Eisenbahn und den günstigen Luftverkehrswegen
auch ist, so verbesserungsbedürftig ist die Transportinfrastruktur und so schlecht ist der Ruf seiner
Zöllner. Zollabgaben tragen zu mehr als der Hälfte zu den Staatseinnahmen bei. Der Zoll ist deshalb
ein wichtiges Einnahmeorgan. Jeder Zöllner hat ein bestimmtes Einnahmesoll pro Jahr vorgegeben.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass Zöllner gerade an Formalitäten Anstoß nehmen. Oftmals
ist es das berühmte Päckchen Schrauben zu viel, das den zügigen Import einer ganzen Lebensmittelanlage
gefährdet. Ein kleiner, nicht deklarierter Handstaubsauger zur Beseitigung von Installationsstaub
führte dazu, dass eine Stahlanlage über Wochen im Zoll hängen blieb. Fälle wie
diese ziehen Strafen wegen versuchten Betrugs und Lagergebühren beim Zoll nach sich, von den
Verzugskosten für die Abnehmerfirma ganz zu schweigen.
Transport- und Zollexperten raten dazu, stets den russischen Importeur für die Zolldeklaration in
die Pflicht zu nehmen. Außerdem sollte dieser auch für anfallende Lagergebühren gerade stehen
müssen. Das garantiert gesteigertes Interesse an einer zügigen Entzollung. Desweiteren ist es ratsam,
den Exporteur darauf vorzubereiten, dass der Zoll zur Bestimmung des Zollwerts der Ware
Einblick in die Exportdeklaration und den Verkaufsvertrag nehmen möchte. Grundsätzlich gilt:
Exporteur und Importeur müssen vor allem die Formalitäten bei der Zolldeklaration beachten.
Schikanen beim Zoll oder von Seiten der Straßenpolizei können selbst findige Lkw-Fahrer Stunden
oder sogar Tage kosten. Deshalb sind Just-in-time-Lieferungen heutzutage - wenn überhaupt - nur
mit der Bahn realisierbar.
Schlechte Straßen, Engpässe bei der Bahn und der Zoll sind nicht die einzigen Herausforderungen
bei Güterverkehren nach Russland. Die Metropolen des größten Landes der Welt gehen verstärkt
dazu über, ihre Verkehrsprobleme auf Kosten der Fuhrunternehmen zu lösen. Moskau hat Anfang
März 2013 ein Tagfahrverbot für Lkws im Transitverkehr verhängt und dies im Mai auf alle Lastkraftwagen
ausgeweitet. Auf den Autobahnring MKAD oder ins Stadtzentrum dürfen zwischen 6
und 23 Uhr nur noch Lkw mit Sondergenehmigungen fahren. Ähnliche harte Maßnahmen werden
derzeit in Sankt Petersburg erwogen, hat Germany Trade and Invest beim zuständigen Komitee der
Stadtregierung in Erfahrung gebracht.
Schwierigkeiten beim Straßenverkehr hin, Zollprobleme her - für ausländische Speditionen ist
Russland das Land der großen Margen. All die Risiken lassen sich zuverlässige Logistikpartner gut
vergüten. Mittelfristig wird der Handel mit Russland weiter zunehmen. Für Spezialisten im Bereich
Schwerlasttransporte war die Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi der
Projektmotor in den letzten drei bis vier Jahren. Weitere Megaprojekte folgen: Im Jahr 2018 richtet
Russland die Fußball-WM aus. An elf Austragungsorten müssen Stadien gebaut, Hotels errichtet
und die Verkehrsinfrastruktur modernisiert werden.
Germany Trade & Invest www.gtai.de
65