Deutschland - elibraries.eu
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Technik<br />
Eigenbau-Objekte Akkuschrauberantrieb, Luftkissensessel, Roboter-Bassist: Überall ruckelt, flackert und brummt es<br />
Ostereier von Hand bemalen? Das<br />
ist altes Denken. Tüftler bauen<br />
h<strong>eu</strong>te Roboter, die das besser können:<br />
Das Ei kommt in ein Gestell, dann<br />
senken sich maschinengelenkte Stifte auf<br />
die Schale und verzieren sie rundum akkurat<br />
mit Sprüchen oder Tierfigürchen.<br />
Vorbei auch die Zeiten, da Kinder ihr<br />
Bobbycar mit den Füßen voranschubsen<br />
mussten. Moderne Gefährte sind mit<br />
Akku schraubern motorisiert; wagemutige<br />
Piloten montieren auch schon mal ein<br />
kleines Düsentriebwerk unter den roten<br />
Plastikrenner.<br />
Solche Kreationen sind Bastlern n<strong>eu</strong>en<br />
Typs zu verdanken. Sie nennen sich Maker,<br />
zu d<strong>eu</strong>tsch: Macher, und sie zeigen<br />
ihre Werke gern auf eigenen Messen, die<br />
sie meist „Maker Faire“ nennen. Darin<br />
steckt, in altertümlicher Schreibung, das<br />
englische Wort für Jahrmarkt. Und so<br />
geht es auch zu: bunt, wuselig – und oft<br />
sogar ein wenig spektakulär, wenn etwa<br />
eine tragbare Blitzeschl<strong>eu</strong>der vorgeführt<br />
wird, gefertigt aus billigen Kondensatoren<br />
und dem Trafo eines alten Fernsehers.<br />
Beim Publikum findet der Bastler -<br />
rummel wachsenden Zuspruch. Zur Schau<br />
130<br />
ERFINDER<br />
Jahrmarkt der Schrauber<br />
Rockende Roboter, tragbare Blitzeschl<strong>eu</strong>dern und Bobbycars<br />
mit Düsenantrieb – dank Internet und billiger<br />
Elektronik wagen sich Bastler an ausgefallene Projekte.<br />
im kalifornischen San Mateo kamen im<br />
Mai mehr als 120000 Besucher. Nördlich<br />
davon, im Städtchen Sebastopol, sitzt das<br />
Zentralorgan der Bewegung, die Zeitschrift<br />
„Make“, die den Anstoß zum<br />
Boom gab. Maker Faires gibt es bereits<br />
in New York, in Rom, in Singapur – insgesamt<br />
rund hundert in diesem Jahr, annähernd<br />
doppelt so viele wie 2012.<br />
Und jetzt treten die Macher auch in<br />
<strong>D<strong>eu</strong>tschland</strong> auf den Plan.<br />
Das Kongresszentrum in Hannover<br />
erlebte kürzlich die erste d<strong>eu</strong>tsche Maker-Messe.<br />
In der schwülheißen Glashalle<br />
fertigten 3-D-Drucker unentwegt Schüsselchen<br />
und Zahnräder, und computer -<br />
gest<strong>eu</strong>erte Kochtöpfe ließen Risotto anbrennen.<br />
Draußen auf dem Freigelände<br />
schwirrten Selbstbau-Drohnen, bekannt<br />
als Quadrocopter, durch die Luft. Und<br />
auf der Bühne zupfte ein rostiger Roboter -<br />
koloss mit wildem Gebaren die Bass -<br />
gitarre – eine ingeniös zusammengeschweißte<br />
Ausgeburt des Schrotthandels.<br />
Die Zahlen sind noch vergleichsweise<br />
bescheiden – 80 Stände, gut 4000 Besucher.<br />
Doch zeigt sich schon ein typisches<br />
Muster: Familien mit Kindern sind auf<br />
DER SPIEGEL 33/2013<br />
solchen Messen auffallend stark vertreten.<br />
Denn überall ruckelt, flackert und<br />
brummt es. Wer hätte gedacht, dass die<br />
braven Bastler mit ihrem Gefrickel das<br />
Z<strong>eu</strong>g zur Volksbelustigung haben?<br />
Schrauber und Heimwerker alten<br />
Schlags könnten hier freilich nicht mithalten.<br />
Wer einfach nur seine Wohnung<br />
tapeziert oder einen Gartenteich anlegt,<br />
ist kein echter Maker – es sei denn, in<br />
der Tapete steckten blinkende Lämpchen<br />
und im Teich zögen Roboterfische mit<br />
Internet anschluss ihre Kreise.<br />
Gefragt sind n<strong>eu</strong>erdings Dinge, in denen<br />
elektronischer Witz steckt. Die nötige<br />
Hardware wird zum Glück immer billiger.<br />
Für kaum 30 Euro ist der beliebte<br />
Schaltbaustein Arduino zu haben. Er ist<br />
leicht zu programmieren, und er bietet<br />
Anschlüsse für Sensoren aller Art. Das<br />
genügt etwa für eine Alarmanlage, die<br />
anschlägt, wenn die Topfpflanzen zu verdorren<br />
drohen.<br />
Fürs gleiche Geld gibt es auch schon<br />
einen kompletten Minicomputer, den<br />
Raspberry Pi. Er ist ziemlich vielseitig<br />
und nicht größer als eine Kreditkarte. Der<br />
Brite Dave Akerman zum Beispiel fotografiert<br />
damit den Heimatplaneten aus<br />
40 Kilometer Höhe. Er stöpselt eine billige<br />
Kamera an den Rechenzwerg, hängt<br />
die Gerätschaften an einen Wetterballon,<br />
und dann geht es hinauf in die Stratosphäre.<br />
Die magische Universalmaschine der<br />
Maker aber ist der 3-D-Drucker, der entfernt<br />
einer schnöden Mikrowelle ähnelt.<br />
In seinem Innern wächst Schicht für<br />
Schicht aus hauchdünn geschmolzenem<br />
Plastik fast jede wünschbare Form heran.