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CSU ist nicht mehr wie in Strauß’ Zeiten.“<br />
Das war’s mit ihrer Bayern-Vision.<br />
Sogar ihr Privatleben poliert sie kurz<br />
vor der Wahl, damit böse Gerüchte erst<br />
gar nicht aufkommen. Als sie jüngst ihren<br />
Namen googelte und die Suchmaschine<br />
als Ergänzung „Fr<strong>eu</strong>nd“ und „Lebensgefährte“<br />
anbot, war sie erschrocken. Ihre<br />
Beziehung zu einem Unternehmer ist<br />
längst vorbei, in der „Bunten“ machte sie<br />
es jetzt offiziell. „Mein Fr<strong>eu</strong>nd und ich<br />
haben uns getrennt.“ Aigner ist Single.<br />
Seehofer sieht das Bemühen um einen<br />
reibungslosen Wahlkampf mit Wohlgefallen.<br />
Erst kürzlich nahm er Söder zur Seite<br />
und ermahnte ihn: „Wer jetzt Zwietracht<br />
sät, ist über Jahre beschädigt.“ Doch trotz<br />
aller Sympathie für Aigner hat er nichts<br />
entschieden. „Sympathien beim Wähler<br />
sind für Politiker natürlich sehr wichtig“,<br />
sagt er, „aber sie sind nicht alles.“<br />
Denn zur Jobbeschreibung des CSU-<br />
Chefs gehört es seit je, den Anliegen der<br />
ewig von Selbstzweifeln geplagten Regionalpartei<br />
auch in Berlin Gehör zu verschaffen.<br />
Um ein vergleichsweise schlichtes<br />
Projekt wie das Betr<strong>eu</strong>ungsgeld<br />
durchzusetzen, brauchte selbst ein Machtprofi<br />
wie Seehofer stählerne Nerven. Die<br />
Frage stellt sich: Kann Aigner das?<br />
Zusagen für den Fraktionsspitzenposten<br />
gibt es keine, und Seehofer will den<br />
Posten Aigner längst nicht in jedem Fall<br />
überlassen. Nur falls die CSU weiter mit<br />
der FDP regieren muss, ist Aigner gesetzt.<br />
Dann sind Verhandlungsgeschick und<br />
Ausgleichsfähigkeit gefragt, ihre Stärken.<br />
Sollte die CSU dagegen die absolute<br />
Mehrheit erreichen, muss der Fraktionschef<br />
eine selbstbewusste Abgeordnetentruppe<br />
in Schach halten, eine Aufgabe<br />
für einen Brachialpolitiker wie Söder.<br />
Langsam dämmert es vielen, dass sich<br />
Aigners Popularität und Söders Durchsetzungsstärke<br />
gut kombinieren ließen,<br />
nicht wenige plädieren für eine Arbeitsteilung<br />
für die Zeit nach Seehofer. Aigner<br />
würde dann Ministerpräsidentin, Söder<br />
Parteichef und Minister in Berlin. Vorbilder<br />
dafür gibt es. Unter Alfons Goppel<br />
als Ministerpräsident und Franz Josef<br />
Strauß als Parteichef und Bundespolitiker<br />
hatte die CSU ihre erfolgreichste Zeit.<br />
Doch Söder winkt ab, vorerst jedenfalls.<br />
Er kandidiert nicht für den Bundestag.<br />
Er wäre in den nächsten Jahren ein<br />
Bundesminister von Seehofers Gnaden.<br />
Aigner dagegen legt ihr Schicksal vertrauensvoll<br />
in die Hände ihres Chefs. „Die<br />
Kunst vom Horst ist rauszufinden: Wer<br />
ist wofür geeignet?“, sagt sie. Ein Montagnachmittag,<br />
Aigner ist auf dem Sprung<br />
ins nächste Bierzelt. In der Nähe der Salzburger<br />
Autobahn sitzt sie in einem Gasthof,<br />
die Gäste bestellen Weißbier. Aigner<br />
ist ein bisschen matt, sie ist schon den ganzen<br />
Tag auf den Beinen. „Am liebsten<br />
würde ich jetzt ein Glas Sekt trinken“,<br />
sagt sie, „stört Sie das?“ PETER MÜLLER<br />
FDP<br />
„Wir sind das Korrektiv“<br />
FDP-Chef Philipp Rösler, 40, fordert, den Soli<br />
auch gegen das Votum der Kanzlerin abzuschaffen und<br />
die Energiewende auf eine n<strong>eu</strong>e Basis zu stellen.<br />
SPIEGEL: Glauben Sie an ein<br />
Leben nach dem Tod?<br />
Rösler: Natürlich, ich bin<br />
schließlich Katholik.<br />
WAHL<br />
SPIEGEL: Dann muss Ihr eigenes<br />
Schicksal Sie im Glauben<br />
2013<br />
ja enorm gestärkt haben. Anfang des<br />
Jahres galt Ihr baldiges Ableben im Amt<br />
des FDP-Chefs als so gut wie sicher. Dann<br />
haben die Liberalen bei der Landtagswahl<br />
in Niedersachsen knapp zehn Prozent der<br />
Stimmen geholt, und Sie durften bleiben.<br />
Wie war Ihre politische Nahtoderfahrung?<br />
Rösler: Nicht nur in der katholischen<br />
Kirche, sondern auch für die schon manches<br />
Mal totgesagte FDP spielt die Auf -<br />
erstehung eine besondere Rolle. Hier<br />
kann ich nun einige persönliche Erfahrungen<br />
beist<strong>eu</strong>ern.<br />
MAURICE WEISS / DER SPIEGEL<br />
SPIEGEL: Heißt das, die Tage des „netten<br />
Herrn Rösler“ sind gezählt?<br />
Rösler: In der Politik ist Führung gefordert,<br />
gerade von einem Parteivorsitzenden. Natürlich<br />
sollte er sympathisch auftreten,<br />
aber er darf keinen Zweifel daran lassen,<br />
dass er bereit ist, für seine Überz<strong>eu</strong>gungen<br />
auch bei Gegenwind zu kämpfen.<br />
Eines ist doch klar: Wer eine solch schwierige<br />
Phase durchgestanden hat, schöpft<br />
daraus Kraft für die nächsten politischen<br />
Debatten.<br />
SPIEGEL: Sie haben Ihr Amt vor allem<br />
dadurch gerettet, dass Sie Fraktionschef<br />
Rainer Brüderle in der entscheidenden<br />
Sitzung überrumpelt haben. Sie haben<br />
ihm den Parteivorsitz angeboten, er hat<br />
abgelehnt. Jetzt, im Wahlkampf, soll er<br />
die Sturmspitze sein, Sie der Mann -<br />
36 DER SPIEGEL 33/2013