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Panorama<br />
PARTEI EN<br />
Unsaubere Methoden<br />
Der CDU-Rebell Siegfried Kauder<br />
wird im Internet mit unsauberen Methoden<br />
bekämpft. Am 12. Juli hatte<br />
der Bundestagsabgeordnete aus dem<br />
Schwarzwald bestätigt, dass er bei der<br />
Wahl im September als unabhängiger<br />
Kandidat gegen die eigene Partei antreten<br />
wolle. Noch am selben Tag manipulierte<br />
ein unbekannter Nutzer den<br />
Eintrag des Politikers im Online-Lexikon<br />
Wikipedia. Pikantes Detail: Die<br />
IP-Adresse des Users gehört zum Computernetzwerk<br />
des Bundestags. Ob es<br />
sich um einen Abgeordneten, einen<br />
Fraktions- oder einen Verwaltungsmitarbeiter<br />
handelt, ist unklar. Der Unbekannte<br />
löschte den schmeichelhaftesten<br />
Part im Artikel zu Kauder, den Absatz<br />
über das gesellschaftliche Engagement<br />
des Politikers. Dieser amtiert als<br />
Präsident des FC 08 Villingen sowie<br />
der Bundesvereinigung D<strong>eu</strong>tscher<br />
Musikverbände, außerdem engagiert<br />
er sich im Weißen Ring. Die Änderung<br />
hatte allerdings nur<br />
wenige Minuten<br />
Bestand. Dann setzte<br />
ein selbsternannter<br />
Vandalismusbekämpfer<br />
der Wikipedia<br />
den Artikel<br />
zurück auf die vorherige<br />
Kauder<br />
Version.<br />
PATRICK SEEGER / DPA<br />
TIM SCHULZ / DDP IMAGES<br />
DEUTSCHE BAHN<br />
Betagte Technik<br />
Stellwerk in Oberhausen<br />
Personalausfälle in Stellwerken, die seit der vorigen Woche den Zugverkehr im<br />
Mainzer Hauptbahnhof weitgehend lahmlegen, könnten auch andernorts zu<br />
empfindlichen Störungen des Schienenverkehrs führen: Wie in der rheinlandpfälzischen<br />
Landeshauptstadt ist in den meisten Bahnhofsstellwerken die Technik<br />
veraltet und personalintensiv. Knapp 3000 Weichen-Schaltzentralen der D<strong>eu</strong>tschen<br />
Bahn werden immer noch weitgehend mechanisch betrieben. Die Anlagen,<br />
meist mehrere pro Bahnhof, sind oft 40 Jahre und älter. An wenig befahrenen<br />
Strecken stammen sie mitunter sogar noch aus der Kaiserzeit. Lediglich 415<br />
Stellwerke, die ein Drittel des Schienenverkehrs in <strong>D<strong>eu</strong>tschland</strong> regeln, werden<br />
computergest<strong>eu</strong>ert. Die betagte Technik ist zwar zuverlässig, benötigt aber mehr<br />
Personal als die elektronischen Stellwerke. Nach Angaben der Eisenbahn-Gewerkschaft<br />
EVG fehlen derzeit 1000 Stellen. Außerdem schieben die 12000 Fahrdienstleiter<br />
der Bahn rund eine Million Überstunden vor sich her. Die Personaldecke<br />
sei extrem dünn, sagt ein EVG-Sprecher. Da müssten nur wie in Mainz<br />
Fahrdienstleiter wegen Krankheit und Urlaub ausfallen, „dann bricht das Kartenhaus<br />
zusammen“. Ein Bahn-Sprecher wies die Vorwürfe zurück.<br />
FINANZAUSGLEICH<br />
Seehofer stellt<br />
Bedingung für Koalition<br />
Die CSU verschärft ihre Forderung<br />
nach einer Reform des Länderfinanzausgleichs.<br />
„Wir erwägen, es zur Bedingung<br />
für einen künftigen Koali -<br />
tionsvertrag zu machen, dass die Bundesregierung<br />
bei unserer Klage gegen<br />
den Länderfinanzausgleich mitwirkt“,<br />
sagte Bayerns Ministerpräsident Horst<br />
Seehofer am vergangenen Dienstag<br />
bei einer CSU-Veranstaltung im oberpfälzischen<br />
Amberg. Die Reform des<br />
Länderfinanzausgleichs, mit dessen<br />
Hilfe Geld zwischen zahlungskräftigen<br />
und weniger reichen Ländern umverteilt<br />
wird, ist für die CSU ein zentrales<br />
Wahlkampfanliegen. Gemeinsam mit<br />
Hessen hatte Bayern im vergangenen<br />
März Klage beim Bundesverfassungsgericht<br />
eingereicht.<br />
16<br />
FREIZEIT<br />
Boom der Bäder<br />
In den vergangenen Jahren haben<br />
zwar etliche d<strong>eu</strong>tsche Kommunen aus<br />
Kostengründen ihre Schwimmbäder<br />
geschlossen, doch das von Politik und<br />
DER SPIEGEL 33/2013<br />
Medien oft unterstellte<br />
Massen -<br />
sterben der Einrichtungen<br />
hat es nicht<br />
gegeben – im Gegenteil.<br />
Nach einer<br />
vom Bundeswirtschaftsministerium<br />
in Auftrag gegebenen<br />
Studie ist die<br />
Zahl der Hallenund<br />
Freibäder zwischen<br />
2000 und 2012<br />
um etwa zehn Prozent<br />
auf 7499 gestiegen.<br />
Das liege unter<br />
anderem daran,<br />
dass besonders im Osten der Republik<br />
etliche n<strong>eu</strong>e Spaßbäder errichtet wurden,<br />
teilt die Beratungsfirma 2hm &<br />
Associates mit, die die Zahlen für das<br />
Ministerium erhob. In den n<strong>eu</strong>en Bundesländern<br />
kommt nun ein Bad auf<br />
15000 Einwohner, im Westen müssen<br />
sich durchschnittlich 11000 Einwohner<br />
eine Anlage teilen.<br />
HEINER MÜLLER-ELSNER / AGENTUR FOCUS