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SPD-Fraktionschef Steinmeier bei der Vogelbeobachtung in einem Brandenburger Naturpark<br />
THOMAS KOEHLER / PHOTOTHEK VIA GETTY IMAGES<br />
GEHEIMDIENSTE<br />
Attacke im Nebel<br />
In der NSA-Affäre versucht die Regierung, die SPD zum Mitschuldigen zu machen.<br />
Es ist eine riskante Strategie, denn schon kommen n<strong>eu</strong>e Vorwürfe:<br />
Half der BND den Amerikanern bei der Drohnen-Zielerfassung in Afghanistan?<br />
Es gibt einen Schlüsselbegriff, auf<br />
den erfahrene Krisenmanager in<br />
ihren Erzählungen immer wieder<br />
zurückkommen. Kontrollfähigkeit. Darum<br />
geht es, wenn eine Regierung plötzlich<br />
mit einer unangenehmen Entwicklung<br />
konfrontiert wird. Sie muss den Prozess<br />
irgendwie unter Kontrolle behalten.<br />
Die Regierung verfügt dabei über einen<br />
entscheidenden Vorteil: Sie weiß mehr<br />
als alle anderen. Sie kennt die Vorgänge<br />
vollständig. Sie kann abgleichen, was davon<br />
öffentlich geworden ist. Sie kann das<br />
Risiko einschätzen, wie viel noch bekannt<br />
20<br />
werden könnte und durch gezielte Veröffentlichungen<br />
vorb<strong>eu</strong>gen. Mit etwas Geschick<br />
wird es ihr gelingen, die wirklich<br />
wichtigen Dinge am Ende unter der Decke<br />
zu halten.<br />
Die NSA-Affäre passt nicht in dieses<br />
Schema. Seit der geflohene amerikanische<br />
Geheimdienstmann Edward Snow -<br />
den vor n<strong>eu</strong>n Wochen die ersten Einzelheiten<br />
über Washingtons beispiellose Datensammelwut<br />
in die Öffentlichkeit brachte,<br />
fehlt Angela Merkels Regierung das<br />
wichtigste Instrument in einer Krise: die<br />
Kontrollfähigkeit.<br />
DER SPIEGEL 33/2013<br />
Das Kanzleramt weiß nicht, was die<br />
Amerikaner wissen. Es weiß nicht, was<br />
Snowden weiß, es kann nicht einschätzen,<br />
was noch kommen wird. Es weiß nicht<br />
genau, was die eigenen L<strong>eu</strong>te wissen und<br />
ob sie das Gleiche wissen wie die Amerikaner.<br />
Der Unterschied zwischen Wissen<br />
und Nichtwissen hat sich für die Regierung<br />
gefährlich verschoben. Wer will sich<br />
öffentlich festlegen, wenn man selbst so<br />
wenig Durchblick hat?<br />
Sieben Wochen lang sind Merkel und<br />
ihre Getr<strong>eu</strong>en deshalb halbblind durch<br />
die NSA-Affäre gestolpert, doch seit Frei-