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Personalien<br />
Ein Diplomat im Netz<br />
Der ehemalige US-Außenminister Colin<br />
Powell, 76, ist Opfer eines Internet -<br />
spions geworden. Ein Hacker mit dem<br />
Ps<strong>eu</strong>donym „Guccifer“ veröffentlichte<br />
im Netz Powells E-Mail-Korrespondenz<br />
mit der rumänischen Politikerin<br />
Corina Cretu, 46, die er 2003 auf einer<br />
inter nationalen Konferenz kennengelernt<br />
hatte. In der elektronischen Post<br />
aus den Jahren 2010 und 2011 geht es<br />
vor allem um Cretus Leidenschaft für<br />
den einstigen General. Diese dokumentierte<br />
sie auch mit Bildern von<br />
sich und Powell, die sie auf ihrer Website<br />
zeigte; inzwischen wurden diese<br />
Fotos wieder entfernt. Cretu, h<strong>eu</strong>te<br />
Abgeordnete im Europäischen Parlament,<br />
bet<strong>eu</strong>erte in ihren Mails, Powell<br />
sei die Liebe ihres Lebens, und beklagte<br />
sich immer<br />
wieder über seine<br />
mangelnde<br />
Zuwendung.<br />
2011 verkündete<br />
sie dann, sich einer<br />
„realistischeren<br />
Liebe“ zuzuwenden<br />
und zu<br />
heiraten. Powell,<br />
seit über 50 Jahren<br />
mit seiner<br />
Frau Alma verheiratet,<br />
bestreitet eine Affäre mit Cretu<br />
nachdrücklich, auch wenn die E-<br />
Mails im Ton „sehr persönlich“ gewesen<br />
seien. Dabei übte er sich in seinen<br />
Zeilen grundsätzlich in diplomatischer<br />
Zurückhaltung. Nur einmal schrieb er<br />
etwas, das man vielleicht als Flirt interpretieren<br />
könnte. Nachdem Cretu ihn<br />
um ein Treffen gebeten hatte, mit der<br />
An merkung, das Wetter sei sehr gut,<br />
ant wortete Powell, vielleicht werde er<br />
kommen: „Du und das Wetter, ihr<br />
könntet dafür sorgen.“<br />
QUELLE: HTTP:/ /CORINACRETU.WORDPRESS.COM<br />
Aus dem Schwimmerleben<br />
Schleierkampf<br />
Dem reichen Angebot an Büchern über Selbst -<br />
optimierung fügt Michael Groß, 49, <strong>D<strong>eu</strong>tschland</strong>s<br />
erfolgreichster Schwimmer, ein Werk hinzu: „Selbstcoaching“.<br />
Seine Tipps zur Eigenmotivation veranschaulicht<br />
Groß mit Episoden aus seinen aktiven<br />
Sportlertagen. So berichtet er etwa aus dem Jahr<br />
1985, als er nach zwei Weltrekorden bei den D<strong>eu</strong>tschen<br />
Meisterschaften auf vier Strecken die Weltbestzeit<br />
hielt, „als erster Mensch seit Mark Spitz<br />
1972“. Das sei jener Erfolg, auf den er bis h<strong>eu</strong>te am<br />
stolzesten sei – der aber von der Öffentlichkeit kaum<br />
beachtet wurde. „Wenn ich bei Veranstaltungen vorgestellt<br />
werde, bekomme ich meist zu hören: dreimal<br />
Olympiasieger, vier mal Sportler des Jahres, fünfmal<br />
Weltmeister.“ Groß rät seinen Lesern: „Niemand<br />
sollte sich davon abhän gig machen, ob der eigene Erfolg<br />
auch die Resonanz erfährt, die er verdient hat.“<br />
ALL ACTION / ACTION PRESS<br />
Anfang vergangener Woche war vorübergehend<br />
ein noch nicht veröffentlichtes Lied von Lady<br />
Gaga, 28, im Internet zugänglich. Es ist Teil des<br />
Albums „Artpop“, das im November erscheinen<br />
soll, und trägt möglicherweise den Titel „Burqa“.<br />
Darin enthalten sind Textzeilen wie „Mein<br />
Schleier schützt meine Schönheit“ oder „Die<br />
Burka ist Mode für sie“. Dass Letzteres auf Lady<br />
Gaga zutrifft, hat sie schon bewiesen, als sie<br />
durchsichtig verhüllt eine Modenschau er -<br />
öffnete. Der Blogger „postmodernveil“ findet<br />
Gagas Haltung scheinheilig, ignorant und gefährlich.<br />
Sie sei ein Sprachrohr für die „imperialistische<br />
und kapitalistische Propagandaindustrie der<br />
USA“, sie wolle muslimische Frauen mit ihrer<br />
westlichen Ideologie bevormunden. Ihr Lied<br />
habe außerdem rassistische Äußerungen provoziert.<br />
Während Gagas L<strong>eu</strong>te eilig alle Zugänge<br />
zu dem Song zu blockieren versuchten, posteten<br />
immer mehr Gaga-Fans im Netz Fotos von sich<br />
mit improvisierten Verhüllungen ihres Gesichts.<br />
Der Internetaktivist sammelte diese Bilder dann<br />
auf seinem Blog „racistlittlemonsters“.<br />
BEVILACQUA,GIULIANO / ACTION PRESS<br />
144<br />
NEWS INTERNATIONAL / BULLS PRESS<br />
Die Kunst der Wahrheit<br />
Sie weine nur sehr selten, sagte Jewgenija Timoschenko, 33,<br />
nachdem sie das Bühnenstück „Wer will Julija Timoschenko<br />
töten?“ beim Theaterfestival in Edinburgh gesehen hatte. Aber<br />
die Darbietung, die die Geschichte ihrer Mutter erzählt, habe<br />
sie zu Tränen gerührt. Julija Timoschenko, die ehemalige Präsidentin<br />
der Ukraine, sitzt seit nunmehr zwei Jahren im Knast,<br />
ihre Untersuchungshaft wurde vom Europäischen Gerichtshof<br />
für Menschenrechte als willkürlich kritisiert, sie gilt als politisch<br />
motiviert. Timoschenko ging mehrere Male in den Hungerstreik,<br />
um auf ihre schlechten Haftbedingungen aufmerksam zu<br />
machen, ihr Gesundheitszustand ist schlecht. Die Timoschenko-<br />
Figur auf der Bühne wird geschlagen, sie bekommt vergiftetes<br />
Essen. „Wenn die Wahrheit mit Hilfe der Kunst ans Licht<br />
kommt“, so Tochter Jewgenija, „dann ist das eindrucksvoller<br />
als jede Nachrichtensendung.“<br />
DER SPIEGEL 33/2013