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nichts zu tun, selbst die Jobs auf dem Bau, wo es drei Euro am Tag gibt, sind inzwischen rar<br />

ONS ABID / DER SPIEGEL<br />

Der Mord an Mohammed Brahmi löste<br />

eine Kettenreaktion aus: Noch am selben<br />

Tag protestierten Tausende auf der Avenue<br />

Habib Bourguiba in Tunis gegen die<br />

Regierung. Genau an jenem Ort, an dem<br />

auch Anfang 2011 die Proteste gegen das<br />

Regime von Ben Ali stattfanden. Die Polizei<br />

setzte Tränengas ein, dann zogen<br />

die Demonstranten vor das Parlamentsgebäude<br />

im Stadtteil Le Bardo.<br />

Dort demonstrierten in den darauffolgenden<br />

Tagen die Anhänger und Gegner<br />

von al-Nahda. Zwei Tunesien, dicht nebeneinander,<br />

getrennt nur durch Stacheldraht.<br />

Bei den Gegnern die J<strong>eu</strong>nesse dorée<br />

aus den Vorstädten, mit engen Jeans<br />

und t<strong>eu</strong>ren T-Shirts, bei den Islamisten<br />

die Frauen mit Kopftüchern. Aber manchmal<br />

eben auch andersherum: die zwei<br />

hübschen, unverhüllten Schwestern auf<br />

der Seite von al-Nahda, die schreien, die<br />

Oppositionellen seien Putschisten. Und<br />

die alte Verschleierte zwischen den Säkularen,<br />

die sagt, dies sei nicht der Islam,<br />

den sie wolle.<br />

Die Demonstrationen der Opposition<br />

sind größer, weil sie in der Hauptstadt in<br />

der Mehrheit ist. Deshalb karrte al-Nahda<br />

am Samstag vor einer Woche aus dem<br />

ganzen Land Zehntausende Unterstützer<br />

herbei. Am vergangenen Mittwoch konterte<br />

die Opposition mit einer eigenen<br />

Großdemonstration. Anschließend versuchten<br />

beide Seiten mit Hilfe von Luftaufnahmen<br />

zu beweisen, dass ihre Veranstaltung<br />

die größere gewesen sei.<br />

Die mehrheitlich säkularen Gegner der<br />

Islamisten fordern die sofortige Auflösung<br />

der gewählten Verfassunggebenden<br />

Versammlung; die meisten wollen zudem<br />

eine Regierung aus unabhängigen Technokraten.<br />

Die Nahda sei vielleicht nicht<br />

der Auftraggeber, zumindest aber politisch<br />

verantwortlich für die Morde, sagen<br />

ihre Gegner, weil sie zu zögerlich gegen<br />

die Extremisten vorgegangen sei. Der Verfassunggebenden<br />

Versammlung werfen<br />

sie überdies vor, ihr Mandat von einem<br />

Jahr weit überschritten zu haben.<br />

Die Oppositionsparteien haben sich<br />

den Forderungen der Demonstranten angeschlossen,<br />

etwa ein Drittel ihrer Abgeordneten<br />

boykottieren das Quasi-Parlament.<br />

Es ist ähnlich wie in Ägypten: Das<br />

Land ist gespalten, auf der einen Seite<br />

stehen die Islamisten, auf der anderen<br />

Seite formieren sich ihre Gegner – dazwi-<br />

DER SPIEGEL 33/2013 85

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