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Test<br />
Enlightenment E17<br />
Galina Peshkova, 123RF<br />
Schlanke Desktopalternative Enlightenment<br />
Erleuchtung<br />
Martin Loschwitz<br />
Die Desktopumgebung Enlightenment ist nicht nur<br />
leichtgewichtig <strong>und</strong> schnell, sondern auch modisch<br />
schick – das sagen zumindest die Entwickler. Doch gut<br />
aussehen alleine reicht nicht. Wie schlägt sich Enlightenment<br />
E17 im Alltag?<br />
Auf den Linux-Desktops hat sich in<br />
den letzten paar Jahren allerhand<br />
getan. Während KDE <strong>und</strong> Gnome<br />
vor nicht allzu langer Zeit noch versuchten,<br />
Windows 95 zu imitieren, <strong>und</strong> Unity<br />
höchstens eine Idee im Kopf von Mark<br />
Shuttleworth war, buhlen heute funktionale<br />
Desktopumgebungen <strong>und</strong> farbenprächtige<br />
Werkzeuge um die Gunst der<br />
Nutzer. Enlightenment [1] (deutsch „Erleuchtung“)<br />
will in dieser Liga mitspielen,<br />
wirbt auf der Homepage mit „Beauty at<br />
your fingertips“ <strong>und</strong> ist laut den Machern<br />
leichter, schneller, schöner <strong>und</strong> flexibler<br />
als andere Oberflächen.<br />
Was lange währt, wird endlich gut? Enlightenment<br />
blickt auf eine ähnlich lange<br />
Glossar<br />
PPA: Ein Personal Package Archive ist<br />
eine externe Paketquelle für Ubuntu, die<br />
Sie über die Onlineplattform Launchpad<br />
beziehen. Häufig enthalten die PPAs topaktuelle<br />
Softwareversionen, exotische<br />
<strong>Programme</strong> oder (instabile) Entwicklerversionen,<br />
die noch nicht in den Standardpaketquellen<br />
sind.<br />
Entstehungszeit zurück wie die großen<br />
Desktops. Fast zeitgleich mit KDE (1996)<br />
<strong>und</strong> Gnome (1997) veröffentlichte der<br />
Programmierer Carsten Haitzler 1997 die<br />
erste Version als Abspaltung des Windowmanagers<br />
FVWM [2]. Als eigenständiges<br />
Projekt ging es weiter, <strong>und</strong> Enlightenment<br />
war geraume Zeit äußerst beliebt bei den<br />
Linuxern – vor allem wegen seiner Flexibilität<br />
<strong>und</strong> Konfigurierbarkeit, die es von<br />
damaligen Windowmanagern unterschied.<br />
1999 erschien Version 0.16, E16<br />
oder DR16 genannt. Wie populär Enlightenment<br />
damals war, sieht man daran,<br />
dass die Gnome-Entwickler es als Unterbau<br />
für die erste Fassung ihrer Desktopumgebung<br />
verwendeten.<br />
Eine ganze Weile wurde es ruhig um das<br />
Projekt. Zwar begannen die Entwickler im<br />
Jahr 2000 mit der Arbeit an E17 (auch<br />
DR17 genannt), es dauerte aber zwölf<br />
Jahre, bis im Dezember 2012 die erste<br />
E17-Release erschien. Mittlerweile ist Enlightenment<br />
mehr als ein Windowmanager.<br />
Etliche Komponenten, Features <strong>und</strong><br />
Funktionen sind hinzugekommen, so dass<br />
inzwischen eine vollwertige Desktopumgebung<br />
daraus geworden ist. <strong>EasyLinux</strong><br />
hat E17 einem umfangreichen Praxistest<br />
unterzogen, der einige Überraschungen<br />
zu Tage förderte.<br />
Kleine Flamme<br />
Keinen allzu positiven Eindruck hinterließ<br />
die Installation. Bei aktuellen OpenSuse<strong>und</strong><br />
Ubuntu-Systemen fehlt das aktuelle<br />
Enlightenment. Ubuntu 13.04 bietet in<br />
den Repositories zwar eine Vorabversion<br />
(0.16.999), diese ist allerdings schon etwas<br />
angestaubt <strong>und</strong> spiegelt den Stand<br />
vor der offiziellen E17-Release wider. Völlig<br />
auf dem Trockenen sitzen OpenSuse-<br />
Anwender, denn hier gibt es nicht einmal<br />
Pakete mit einer Entwicklerversion.<br />
Eine Internetrecherche förderte für Ubuntu<br />
zwei PPAs auf der Launchpad-Plattform<br />
zutage, in denen Sie einmal die stabile<br />
Version [3] <strong>und</strong> einmal die „daily builds“<br />
[4] (also tagesaktuelle Fassungen) der<br />
Desktopumgebung finden. Auch für Open-<br />
Suse steht eine externe Paketquelle [5] zur<br />
Verfügung, die es erlaubt, E17 über YaST<br />
einzuspielen. Pluspunkte gesammelt hat<br />
Enlightenment in diesem Bereich jedoch<br />
nicht: Praktisch keine der aktuellen Distributionen<br />
liefert die Umgebung aus, <strong>und</strong> so<br />
ist die Einstiegshürde deutlich höher als<br />
bei KDE, Gnome & Co.<br />
Sowohl OpenSuse als auch Ubuntu integrieren<br />
Enlightenment ins Menü des Anmeldebildschirms,<br />
so dass es kein Problem<br />
ist, die Umgebung anstelle der üblichen<br />
Arbeitsoberfläche beim Login auszuwählen.<br />
Wer hofft, dass nun ein bunter<br />
Desktop erscheint, der erlebt eine Enttäuschung:<br />
E17 startet zunächst einen Einrichtungsassistenten<br />
(Abbildung 1), der<br />
in zahlreichen Dialogen die bevorzugten<br />
Einstellungen abfragt. Einige davon sind<br />
durchaus überflüssig. Beispielsweise fragt<br />
E17 sowohl das Tastaturlayout als auch<br />
die verwendete Sprache ab. Diese Werte<br />
sind aber bereits auf Systemebene definiert;<br />
warum E17 sie von dort nicht einfach<br />
ausliest, ist schleierhaft.<br />
110 www.easylinux.de<br />
<strong>EasyLinux</strong> 03/2013