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Aktuell<br />
Neue Software<br />
Abb. 10: Mit seinen einklappbaren Paletten am linken Fensterrand macht es MuseScore<br />
jedem Recht: Fans alter Musik halten die vielen im 17. Jahrh<strong>und</strong>ert üblichen Verzierungszeichen<br />
griffbereit, der Heavy-Metal-Freak stattdessen Schlagzeugnotation.<br />
Die Redaktion meint<br />
Es gibt unter Linux kein besseres Notensatzprogramm:<br />
MuseScore beherrscht<br />
selbst die Feinheiten klassischer Partituren.<br />
Dennoch bleibt seine Benutzeroberfläche<br />
übersichtlich; nicht gebrauchte<br />
Paletten blenden Sie mit einem Mausklick<br />
aus.<br />
auf dem Ziffernblock die Notendauer. Mit<br />
der linken Hand geben Sie die Noten mit<br />
Hilfe der Buchstabentasten [C], [D], [E],<br />
[F] usw. ein.<br />
Wie jeder Musiker weiß, gibt es mehrere<br />
Oktavlagen eines Tons, aber nur ein [C]<br />
auf der Computertastatur. MuseScore<br />
wählt daher immer die Oktave, die dem<br />
zuletzt eingegebenen Ton am nächsten<br />
liegt. Damit trifft das Programm oft, aber<br />
nicht immer den richtigen Ton. Das stört<br />
aber nicht allzu sehr, denn mit [Strg] <strong>und</strong><br />
[Pfeil hoch] bzw. [Pfeil runter] lässt sich<br />
die Note schnell in die gewünschte Oktavlage<br />
verschieben.<br />
Ähnlich leicht geht das Korrigieren einer<br />
falschen Notendauer von der Hand: [W]<br />
verdoppelt, [Q] halbiert den Notenwert.<br />
[Pfeil rauf] <strong>und</strong> [Pfeil runter] verschieben<br />
die Note einen Halbton nach oben oder<br />
unten. Das ist besonders dann hilfreich,<br />
wenn Sie Melodien nach Gehör eingeben.<br />
Der eingebaute Synthesizer, der die Noten<br />
unmittelbar nach der Eingabe kurz anspielt,<br />
bietet dabei eine wertvolle Hilfestellung.<br />
Mit ihm kann man auch ein ganzes<br />
Stück zusammenhängend wiedergeben.<br />
Der Synthesizer enthält die 128 Instrumente<br />
des General-MIDI-Standards<br />
(Klavier, Gitarre, Gesang <strong>und</strong> viele andere),<br />
so dass sich der Klang der Noten<br />
gut abschätzen lässt.<br />
Schritt für Schritt<br />
Trotz allem ist das Einspielen mit einem<br />
an den Rechner angeschlossenen MIDI-<br />
Keyboard immer noch deutlich schneller<br />
als über die Computertastatur. Die meisten<br />
Keyboards, die in einfachen Varianten<br />
bereits für unter 50 Euro zu haben sind,<br />
funktionieren als MIDI-over-USB-Gerät,<br />
mit dem Linux <strong>und</strong> auch MuseScore problemlos<br />
klarkommen.<br />
Allerdings übernimmt MuseScore nur die<br />
Tonhöhe vom Keyboard. Die Notendauer<br />
müssen Sie wie bei der Tastatureingabe<br />
über den Ziffernblock vorwählen (Einzelschritteingabe).<br />
Das mag zunächst als<br />
Nachteil erscheinen, doch die so genannte<br />
Echtzeiteingabe, bei der die Software auch<br />
den Notenwert aus der Dauer des Tastendrucks<br />
erschließt, enttäuscht in der Praxis,<br />
weil selbst geübte Keyboarder die Notendauer<br />
dafür meist nicht exakt genug<br />
einhalten können. Wichtig ist, dass Muse-<br />
Score gleichzeitig angeschlagene Töne als<br />
Akkord erkennt.<br />
Statt den eingebauten So<strong>und</strong>generator zu<br />
nutzen, der ohne Konfiguration bereitsteht,<br />
arbeitet die Software auch mit externen<br />
Synthesizer-<strong>Programme</strong>n wie<br />
FluidSynth [3] zusammen. Allerdings ist<br />
<strong>und</strong> bleibt MuseScore ein Spezialist für<br />
die optische Darstellung von Noten, nicht<br />
für deren klangliche Wiedergabe.<br />
Die technischen Voraussetzungen für eine<br />
ausdrucksvolle Interpretation, wie sie die<br />
dafür ausgelegten Sequencer mitbringen,<br />
fehlen ihm. Schon darum ist es das beste,<br />
beim out of the box funktionierenden eingebauten<br />
Klangerzeuger zu bleiben, der zur<br />
Kontrolle der eingegeben Noten ausreicht.<br />
Die Anwahl von Einfügen / Text / Liedtext<br />
startet die Texteingabe. Mit Bindestrichen<br />
zwischen den Silben verteilen Sie<br />
diese auf die Noten. Ein Unterstrich (_)<br />
streckt eine Silbe per Bindebogen über<br />
mehrere Noten.<br />
Alle Sonderzeichen, egal ob Wiederholungszeichen,<br />
Dynamikangaben oder klassische<br />
Verzierungen, ziehen Sie aus einer Palette<br />
am linken Fensterrand an die gewünschte<br />
Stelle. Die per Drag & Drop platzierbaren<br />
Elemente unterteilt das Programm in 20 Kategorien,<br />
die sich unabhängig voneinander<br />
ein- <strong>und</strong> ausklappen lassen.<br />
Feinschliff<br />
MuseScore gestattet ein differenziertes<br />
Finetuning des Notenbildes. So lassen<br />
sich die normalerweise automatisch sinnvoll<br />
gewählten Notenabstände von Hand<br />
modifizieren, auch Ausnahmen für den<br />
Sprung von aufwärts zu abwärts gerichteten<br />
Notenhälsen ab „H“ sind möglich.<br />
Selbst der für lange Läufe auf dem Klavier<br />
beim Sprung aus dem Bass- in das Diskantsystem<br />
durchgezogene Achtelnotenbalken<br />
lässt sich umsetzen.<br />
MuseScore dokumentiert seine vielen<br />
Funktionen verständlich auf Deutsch [4],<br />
die zahlreichen Tastaturshortcuts können<br />
Sie verändern. So dürfen deutsche Anwender<br />
auch den international üblichen<br />
Notennamen „B“ für die Tastatureingabe<br />
durch das hierzulande übliche „H“ ersetzen.<br />
Eingegebene Noten können Sie drucken<br />
oder als PDF-Seiten <strong>und</strong> Bitmapgrafiken<br />
exportieren.<br />
n<br />
Infos<br />
[1] Capella: http:// www. capella. de/<br />
(http:// ezlx. de/ d3m3)<br />
[2] MuseScore: http:// musescore. org/<br />
(http:// ezlx. de/ d3m4)<br />
[3] FluidSynth: http://www. fluidsynth. org/<br />
(http:// ezlx. de/ d3m5)<br />
[4] Handbuch: http:// musescore. org/ de/<br />
handbuch (http:// ezlx. de/ d3m6)<br />
Software auf DVD: MuseScore<br />
20 <strong>EasyLinux</strong> 03/2013