Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
DESIGN 33<br />
Mitte der 1950er entdeckten es auch<br />
die Europäer. Revolutionär war auch<br />
das 1964 gemeinsam mit Robert<br />
Propst von Nelson entwickelte „Action<br />
Office". Es war dazu ersonnen,<br />
das Großraumbüro menschlicher zu<br />
gestalten. Der Arbeitsplatz umfasste<br />
mehrere Komponenten: ein Stehpult<br />
mit dazugehörigem Sattelsitz, einen<br />
separaten Telefontisch mit kabinenartigem<br />
Schall- und Sichtschutz und<br />
ein freistehendes Regal, das ebenfalls<br />
als Abgrenzung von den Arbeitsplätzen<br />
der Kollegen diente.<br />
Statt sturem Sitzen am Schreibtisch<br />
sollte das Action Office die Möglichkeit<br />
bieten, die Körperhaltung im<br />
Lauf eines Arbeitstages mehrfach zu<br />
verändern.<br />
WOHNACCESSOIRES<br />
Neben seinen Pionierleistungen in<br />
der Welt der Arbeit und des Wohnens<br />
fand George Nelson noch die<br />
Zeit, sich auch der kleinen Dinge anzunehmen.<br />
Er schuf eine Serie von<br />
Nistkästen, Futterhäuschen und Vogelbäder,<br />
er kreierte Spielzeug, konzipierte<br />
eine Axt und einen Hammer.<br />
Auf dem Markt der Wohnaccessoires<br />
setzte er unübersehbare Zeichen.<br />
Schon 1947 begann eine Zusammenarbeit<br />
seines Büros mit dem Uhrenhersteller<br />
Howard Miller. Ein radikal<br />
moderner Stil sollte die von Miller<br />
produzierten Modelle von der Konkurrenz<br />
abheben. Das Nelson-Team<br />
gestaltete über die Jahre mehrere<br />
Dutzend Formen. Viele von ihnen<br />
sind kleine poetische, von der Natur<br />
inspirierte Kunstwerke. Sie erinnern<br />
an das menschliche Auge, an Sonnen-<br />
und Pusteblumen, an die Strahlen<br />
der Sonne. Viele Modelle sind<br />
heute wieder als Re-Editionen zu<br />
Kleine runde Beistelltische auf schwarz<br />
oder weiß lackiertem Gestell entwarf<br />
das Nelson-Team Mitte der 1950er-Jahre.<br />
Passend dazu gab es Hocker, die dank<br />
ihrer Bezüge in Signalfarben zugleich<br />
elegant und fröhlich wirkten. In den Vereinigten<br />
Staaten sind sie seit Jahrzehnten<br />
ein Bestseller (Foto: Herman Miller<br />
Inc.)<br />
Das Prinzip Bank: Die „Slat Bench" mit<br />
ihrer Lamellen-Fläche eignet sich als<br />
Couchtisch, Sitzbank oder als Basis für<br />
Aufbewahrungskästen. In der Firmengeschichte<br />
von Herman Miller spielt das<br />
Möbel, das George Nelson ursprünglich<br />
für sein eigenes Büro in der „Fortune"-<br />
Redaktion entworfen hatte, seit 1946<br />
eine – im wahrsten Sinne des Wortes –<br />
tragende Rolle (Foto: Herman Miller<br />
Inc.)<br />
haben, darunter auch die „Ball Clock"<br />
von 1948. Sie war von Anbeginn ein<br />
Bestseller.<br />
Akzente im Raum setzten auch Nelsons<br />
Lampen, die sein Büro für Howard<br />
Miller in den frühen 1950er-<br />
Jahren entwickelte. Sie scheinen von<br />
der „Akari"-Serie des Bildhauers Isamiu<br />
Noguchi inspiriert. Doch anders<br />
als der japanischstämmige Bildhauer<br />
verwandte Nelson für seine „Bubble-Lamps"<br />
nicht Bambus und Papier,<br />
sondern entwickelte ein modernes<br />
Verfahren, das er der Armee abgeschaut<br />
hatte: Eine Drahtkonstruktion<br />
wurde mit einer Kunststoffschicht<br />
besprüht, so dass ein Plastik-<br />
Kokon entstand. Die skulpturalen<br />
Leuchten, die an traditionelle japanische<br />
Laternen erinnern, waren preisgünstig<br />
herzustellen und wurden<br />
ein großer Erfolg.<br />
Die Arbeit als <strong>Design</strong>chef von Herman<br />
Miller endete 1972, nachdem an<br />
der Firmenspitze ein Generationswechsel<br />
stattgefunden hatte. George<br />
Nelson, eigentlich schon im Rentenalter,<br />
dachte jedoch nicht an Ruhestand.<br />
Er gestaltete Restaurants,<br />
Verwaltungen, Ladenketten, organisierte<br />
die hochkarätige <strong>Design</strong> Conference<br />
in Aspen und entwickelte<br />
neue Büromöbel-Programme für einen<br />
kanadischen Produzenten. Die<br />
letzten zwei Jahre vor seinem Tod<br />
1987 lehrte er als Professor für <strong>Design</strong>forschung<br />
an der Universität<br />
von Michigan.<br />
DESIGNER DES DESIGNS<br />
Als Vater der amerikanischen Moderne<br />
und als <strong>Design</strong>er des <strong>Design</strong>s<br />
wird George Nelson heute weltweit<br />
verehrt. In seiner Mission war er<br />
unermüdlich. Er verfasste rund 180