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KUNSTHANDWERK 93<br />
Herzog Leopold III. (1351-1386),<br />
stammt (Abb. in Glanz der Macht,S.<br />
117),oder einige Objekte aus dem<br />
Besitz von Friedrich III.,die mit seiner<br />
Devise „AEIOU” versehen sind.<br />
Ausgehend vom französischen Hofe<br />
des 14. Jahrhunderts,steigerte sich<br />
die Wertschätzung für kostbare Gegenstände,die<br />
weit über den persönlichen,familiären<br />
oder herrscherlichen<br />
Bezug hinausgingen,insbesonders<br />
an den Höfen italienischer<br />
Fürsten des 15. Jahrhunderts bis zur<br />
Wende zum 16. Jahrhundert in<br />
beträchtlichem Ausmaß. Zu den bisher<br />
überwiegend weltlich ausgerichteten<br />
Objekten kamen verstärkt verschiedenartige<br />
liturgische Geräte,<br />
technische Objekte,ästhetische<br />
Werke. Die Entdeckungen,Forschungen,Entwicklungen<br />
dieser Zeit wiesen<br />
Gelehrten,Künstlern,Seefahrern<br />
neue Wege zu bisher unbekannten<br />
Kulturen,Erkenntnissen,Vorstellungen.<br />
Die Antike wurde erobert wie<br />
überseeische Gebiete,das wachsende<br />
Selbstbewusstsein führte zu<br />
neuer Weltsicht. Die gefundenen<br />
und ausgegrabenen,erregend beeinwaren,führte<br />
dieses Zusammenkommen<br />
von Wertgegenständen dazu,dass<br />
sich Anfang des 14. Jahrhunderts<br />
unter Herzog Albrecht II. (1298-<br />
1358) Bemühungen erkennen lassen,<br />
diese Kleinodien als einen gemeinsamen<br />
„Hausschatz" (Die Kunstkammer,S.<br />
15) zu betrachten. Als Aufbewahrungsort<br />
wird 1407 erwähnt,<br />
dass sich derartige Kostbarkeiten „in<br />
einem eigenen ‘Sagrer’ im ältesten<br />
Teil der Wiener Hofburg" (Glanz der<br />
Macht,S. 113),„also in der Sakristei<br />
bei der Burgkapelle" (Die Kunstkammer,S.<br />
15) befanden. Eingetretene<br />
Besitzverteilungen unter den Linien<br />
der Habsburger betrafen nicht nur<br />
Herrschaftsgebiete,sondern auch<br />
Schatzbestände. Kaiser Friedrich III.<br />
(1415-1493,Kaiser ab 1440) strebte<br />
anhaltend um deren Wiedervereinigung<br />
in seiner Hand; seine Schätze<br />
ließ er an nur ihm bekannten Orten<br />
aufbewahren,wie Linz,Graz und<br />
Nürnberg. Sein Sohn Maximilian I.<br />
(1459-1519,Kaiser ab 1493) hielt es<br />
diesbezüglich ebenso,er verteilte<br />
seine Wertsachen auf Innsbruck,<br />
Graz,Wien und Wiener Neustadt.<br />
Wenn auch Maximilian I. alleine in<br />
der Burg zu Wiener Neustadt 40 Truhen<br />
mit Kostbarkeiten hinterlassen<br />
hat,ist aus den frühen Beständen an<br />
Kostbarkeiten fast nichts erhalten,<br />
nur einzelne Stücke lassen sich diesen<br />
eindeutig zuordnen. Dazu zählt<br />
der älteste identifizierbare Sammlungsgegenstand<br />
aus habsburgischem<br />
Besitz,der in der Familie über<br />
Generationen vererbte,aus einem<br />
Stück hellblauen Saphirs von äußerster<br />
Reinheit geschnittene Ring,der<br />
nachweislich aus dem Eigentum von<br />
Herzog Ernst „dem Eisernen” (1377-<br />
1424),dem drittältesten Sohn von<br />
Conrat Meit, Worms um 1475/80-1550/<br />
51 Antwerpen:Erzherzogin Margarethe<br />
(1480-1530), Regentin der Niederlande,<br />
Mechelen oder Brou, 1528 datiert, Terrakotta,<br />
bemalt, Ø 9,2 cm (Foto:© Kunsthistorisches<br />
Museum Wien)<br />
druckenden Gegenstände wie griechische<br />
und römische Skulpturen,<br />
Münzen,Medaillen,geschnittene<br />
Steine beförderten das Begehren<br />
nach deren persönlichem Besitz<br />
ebenso,wie die eingeschifften exotischen<br />
Dinge,seltsamen Erzeugnisse<br />
von ungeahnten Kulturen aus fernen<br />
Erdteilen,wunderlichen Gebilde der<br />
Natur,die schon durch ihre Fremdartigkeit<br />
und Seltenheit dazu anregten,diese<br />
zu sammeln,zu vergleichen,darüber<br />
zu staunen,sich daran<br />
zu erfreuen; ihre Preise machten sie<br />
außerdem sehr kostbar.<br />
Als eine der wichtigsten Persönlichkeiten<br />
unter den Habsburgern für<br />
das bewusste Sammeln solcher Objekte<br />
gilt Erzherzogin Margarethe<br />
von Österreich (1480-1530),Tochter<br />
von Maximilian I.,die für ihren Vater<br />
1507 als Statthalterin die Regentschaft<br />
in den Niederlanden antrat. In<br />
eigens dafür gewidmeten Räumlichkeiten<br />
ihrer Residenz in Mecheln<br />
brachte sie ihre Sammlung diverser<br />
weltlicher und geistlicher Kunstwerke,Seltsamkeiten<br />
aus Übersee und<br />
ihre umfangreiche Bibliothek unter.