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KERAMIK<br />
meist als Dekorationsstücke benutzt.<br />
Die Enghalskanne entwickelte<br />
sich zu einem Publikumsliebling. Die<br />
meisten später gegründeten Manufakturen<br />
nahmen sie in ihr Programm<br />
auf. Eine Spezialität der Hanauer<br />
Fayencemaler waren lockere<br />
Buketts aus Sumpfpflanzen, die als<br />
„Hanauer Strauß" berühmt wurden.<br />
Fast jede Manufaktur entwickelte ihre<br />
Besonderheit im Dekor. So wurde<br />
die fünf Jahre nach Hanau gegründete<br />
Manufaktur in Frankfurt wegen<br />
ihrer Purpurmalerei bewundert. Die<br />
Erfolge dieser beiden Unternehmen<br />
zeigten Wirkung: Das Rhein-Main-<br />
Gebiet und der Süden Deutschlands<br />
entwickelten sich zu Zentren der Fayence-Produktion.<br />
Joseph Fröhlich (1694-1757) machte zunächst<br />
in Bayreuth, später in Dresden<br />
eine große Karriere als Hofnarr. August<br />
der Starke liebte ihn, der begnadete<br />
Taschenspieler war über seinen Tod hinaus<br />
sehr populär. Von zeitgenössischen<br />
Künstlern wurde Fröhlich gern dargestellt.<br />
Diese Figur entstand um 1725/27<br />
in Bayreuth, vermutlich nach einem<br />
Modell von Nikolaus Gruner (1699-1764)<br />
(Inv. Nr. E 3725)<br />
Dreiteiliger Vasensatz mit Chinesen und<br />
„Palmeninseln", Dorotheental, um 1740/<br />
50 (Inv. Nr. E 3837)<br />
Schüssel mit Spiegelmonogramm und<br />
„Säulenchinesenmotiv”, Ansbach, Bemalung<br />
von Georg Christian Oswald (1692-<br />
1733), datiert 1713 (Inv. Nr. E 3842)<br />
Von Hanau gingen wichtige künstlerische<br />
Impulse aus: Hier wurde der<br />
Typ der Enghalskanne entwickelt, der<br />
sein Vorbild in feudalen Gold- und<br />
Silberschmiedearbeiten fand. Die<br />
bauchigen Krüge mit dem langgestreckten<br />
Hals dienten als Weinkaraffen,<br />
wurden aber aufgrund ihrer<br />
Zerbrechlichkeit und Kostbarkeit zubald<br />
bereut haben. Der erwartete<br />
Gewinn blieb aus, der Gründer übergab<br />
seinem Sohn die Manufaktur<br />
und kehrte nach Wien zurück, wo er<br />
sich wieder auf Bankgeschäfte konzentrierte.<br />
Heute schätzen <strong>Sammler</strong><br />
besonders die um 1750/60 entstandene<br />
feine Künersberger Blumenmalerei,<br />
die sich an Meißener Porzellandekors<br />
orientierte.<br />
Wo der Absatzmarkt gute Voraussetzungen<br />
bot, konnten Manufakturbetreiber<br />
aber auch durchaus wohlhabend<br />
werden, und manchmal gelang<br />
sogar der Aufstieg in höchste gesell-<br />
Kunsthandwerker – den Franzosen<br />
abgeschaut.<br />
HANAUER STRAUSS<br />
Längst nicht allen Neugründungen<br />
war dauerhafter Erfolg beschieden,<br />
manches hoffnungsvolle Projekt entpuppte<br />
sich als finanzielles Desaster.<br />
So florierte die 1710 vom kunstsinnigen<br />
Markgrafen gegründete Ansbacher<br />
Manufaktur zunächst, zwanzig<br />
Jahre später warf sie jedoch keinen<br />
Gewinn mehr ab und musste verpachtet<br />
werden. Auch der erfolgsgewohnte<br />
Bankier und Kaufmann Jakob<br />
von Küner wird den Entschluss,<br />
auf seinem Landgut bei Memmingen<br />
ab 1745 Fayencen herzustellen,