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74<br />

AUSSTELLUNGEN<br />

Frühe Abstraktion<br />

Hilma af Klint im Hamburger Bahnhof Berlin<br />

In der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof ist die erste<br />

umfassende Retrospektive der schwedischen Künstlerin<br />

Hilma af Klint (1862-1944) zu sehen.Bereits ab 1906 schuf<br />

sie abstrakte Werke, machte sie zu ihren Lebzeiten jedoch<br />

nicht öffentlich.Hilma af Klint verfügte in ihrem Testament,<br />

dass ihre abstrakten Arbeiten erst 20 Jahre nach ihrem Tod<br />

dem Publikum zugänglich gemacht werden sollen.Sie<br />

nahm an, dass ihre Zeitgenossen noch nicht in der Lage<br />

wären, deren volle Bedeutung zu erfassen.Seit den 1980er-<br />

Jahren wurden ihre abstrakten Werke in einigen wenigen<br />

Ausstellungen gezeigt.Trotz ihres bedeutenden Beitrags<br />

zur Geschichte der abstrakten Kunst ist das Œuvre Hilma af<br />

Klints deshalb bis heute einem größeren Publikum nicht<br />

bekannt.<br />

Für sie und andere Wegbereiter der abstrakten Kunst – darunter<br />

Wassily Kandinsky, Frantisek Kupka, Piet Mondrian<br />

und Kasimir Malewitsch – war die geistige Dimension der<br />

Werke entscheidend; so erschien 1911 Kandinskys viel gelesene<br />

Abhandlung „Über das Geistige in der Kunst“.Wie<br />

auch Kandinsky und viele weitere Künstler und Intellektuelle<br />

ihrer Generation, interessierte sich Hilma af Klint lebhaft<br />

für Theosophie und Anthroposophie.<br />

Sie war überzeugt, dass es jenseits der sichtbaren Welt eine<br />

geistige Realität gäbe, die sie in ihren Bildern zu visualisieren<br />

suchte.Aus der Teilnahme an spiritistischen Séancen<br />

und der Auseinandersetzung mit okkulten Lehren ergaben<br />

sich entscheidende Impulse für ihr künstlerisches Schaffen.<br />

Zusammen mit vier weiteren Frauen gründete sie 1896 die<br />

Gruppe „De Fem“ (Die Fünf), in deren Zusammenkünften sie<br />

Kontakt zu „höheren Wesen“ aufnahm.Die Ergebnisse der<br />

Séancen hielt sie in zahlreichen Notizbüchern fest, aus<br />

denen sich auch ihre Nähe zu Rudolf Steiner oder dem<br />

Rosenkreuzertum ablesen lässt.<br />

Meist arbeitete sie dabei in Werkgruppen und Serien.In<br />

dem zentralen Werkkomplex „Gemälde zum Tempel“, der<br />

zwischen 1906 und 1915 entstand, will sie zeigen, wie sich<br />

jenseits der sichtbaren Welt mit ihren Dualismen auf einer<br />

höheren Ebene die Vereinigung der Gegensätze vollzieht.<br />

Dabei steht der Tempel als Metapher für die spirituelle Entwicklung<br />

des Menschen.Diese wird auch in den „Altarbildern“<br />

thematisiert.Den Werkprozess beschreibt sie wie<br />

folgt: „Die Bilder wurden direkt durch mich gemalt, ohne<br />

vorausgehende Zeichnung und mit großer Kraft.Ich hatte<br />

keine Ahnung, was die Bilder darstellen sollten, und dennoch<br />

arbeitete ich schnell und sicher, ohne einen Pinselstrich<br />

zu verändern.“<br />

Die Ausstellung zeigt mit rund 200 Arbeiten die wichtigsten<br />

abstrakten Arbeiten von Hilma af Klint – von der großformatigen<br />

Leinwand bis zur kleinen Skizze.Erstmals ist die<br />

Fülle dieses lange verborgenen Werkes im Zusammenhang<br />

zu sehen.(-06.10.).Zur Ausstellung ist ein Katalog im Hatje<br />

Cantz Verlag erschienen.<br />

TELEFON | 030/266423402<br />

Stark konturiert<br />

Die Nabis – von Bonnard bis Vallotton in München<br />

Hilma af Klint, Die zehn Größten, Nr. 2, Kindheit, Gruppe IV, 1907;<br />

Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof Berlin<br />

© Stiftelsen Hilma af Klints Verk, Foto: Moderna Museet / Albin<br />

Dahlström<br />

„Paris Intense“ lautet der Titel, den Félix Vallotton seiner<br />

1893/94 entstandenen Grafik-Serie gab.In seinen Bildern<br />

wirft der Künstler einen modernen Blick auf die französische<br />

Metropole.Er demaskiert das Paris der Belle Époque<br />

und zeigt eine verdichtete, intensivierte Realität jenseits<br />

von Tand und manierierter Eleganz.Kurz zuvor hatte sich<br />

Vallotton der Künstlergruppe der Nabis (hebräisch für Propheten<br />

oder Erleuchtete) angeschlossen, einem Kreis junger<br />

Studenten der Académie Julian, deren ungewöhnliche Formensprache<br />

im Paris des Fin de Siècle Plakaten, Zeitschriften,<br />

Interieurs oder Theaterdekorationen ein neues Gesicht<br />

verlieh.Meisterwerke der Nabis wie Vuillards „Szene im<br />

Café“, Bonnards „Braunkohlengrube“, oder Maillols Skulptur<br />

der „Flora“ sind dem Besucher der Neuen Pinakothek bereits<br />

vertraut.Die Ausstellung zeigt nun alle in der Sammlung<br />

des Hauses vertretenen Künstler zum ersten Mal vereint<br />

und wirft ein neues Licht auf die ungewöhnliche Gruppe<br />

und ihre Intentionen.<br />

Zum inneren Kreis der Nabis zählten u.a.Pierre Bonnard,<br />

Maurice Denis, Paul Sérusier, Félix Vallotton und Édouard<br />

Vuillard.Sie alle waren auf der Suche nach neuen „echten“<br />

Ausdrucksformen.Die Kunst sollte von ihren repräsentativen<br />

Funktionen befreit, der Naturalismus der Impressioni-

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