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KERAMIK 85<br />
DIE HAUSMALER<br />
Vor allem die Hausmaler, die in der<br />
deutschen Fayencegeschichte eine<br />
künstlerisch herausragende Rolle<br />
spielen, nutzten die Malerei mit Aufglasurfarben.<br />
Die Künstler, die nicht<br />
selten eine Ausbildung als Glasmaler<br />
oder Goldschmied genossen<br />
hatten und deshalb im Umgang<br />
mit Schmelzfarben vertraut waren,<br />
arbeiteten auf eigene Rechnung für<br />
ihre Auftraggeber aus Adel oder<br />
Großbürgertum. Sie bezogen ihre<br />
mit dem Glasurbrand vorgefertigte<br />
„Weißware" von den Manufakturen.<br />
Besonders im Umfeld der Nürnberger<br />
Fayencerie arbeiteten wahre<br />
Meister ihres Genres. Das älteste in<br />
Köln bewahrte Stück ist eine in Delft<br />
gefertigte Buckelschüssel, deren<br />
Spiegel von Johann Schaper (1635-<br />
1670) mit einer römischen Ruinenlandschaft<br />
in Eisenrot und Schwarzlot<br />
um 1663/65 bemalt wurde. Wolfgang<br />
Rössler (1655-1717), Johann Heel<br />
(1637-1709) und Abraham Helmhack<br />
(1654-1724) zählten ebenfalls in<br />
Nürnberg zu den gefragten Hausmalern,<br />
die ihre Kunst nicht selten als<br />
Nebenberuf betrieben. Das trifft<br />
auch auf den Augsburger Bartholomäus<br />
Seuter (1678-1754) zu, dessen<br />
Werk mit zwei Enghalskannen repräsentiert<br />
ist. Üppige Blumenpracht<br />
und exotische Papageien prangen<br />
auf den Karaffen, die der Künstler als<br />
Weißware aus Ansbach bezogen hatte.<br />
Es sind Meisterwerke eines Multitalents,<br />
denn Seuter betätigte sich<br />
auch als Fayencehändler, als Seidenfärber,<br />
Kupferstecher und Verleger.<br />
Nebenher verbesserte er die vom<br />
Niederländer Johannes Teyler entwickelte<br />
Technik des Farbdrucks. Blumen,<br />
Landschaften, Szenen aus der<br />
antiken Mythologie oder der biblischen<br />
Geschichte waren die bevorzugten<br />
Themen der Hausmaler. Ihre<br />
Arbeiten heben sich durch einen individuellen<br />
Stil von denen der Manufakturen<br />
ab, die bereits Serien herstellten<br />
und bei denen sich Muster<br />
und Sujets wiederholten. So pflegte<br />
Bildplatte mit Bauern und einem Reiter in einer Landschaft, Schrezheim, um 1775/80<br />
(Inv. Nr. E1626)<br />
Schüssel mit Darstellung der Muttergottes mit Jesuskind und Johannesknaben,<br />
Nürnberg, Bemalung von Friedrich Grebner (gest. nach 1744), datiert 1729 (Inv. Nr. E<br />
2514)