Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
AUKTIONSNOTIZEN – VORBERICHTE 51<br />
Meißen, Möpse, Entwurf von Johann Joachim Kaendler und Peter<br />
Reinicke, um 1745 (Schätzpreis 28.500 Euro). Schloss Ahlden,<br />
07./08.09.2013<br />
Triumphale Kunst<br />
Schloss Ahlden<br />
Der Auftakt der diesjährigen Herbstsaison in Schloss Ahlden<br />
ist am 7. und 8. September. Besonderes Augenmerk verdient<br />
das Gemälde- und Skulpturenangebot. Das Toplos ist das<br />
Gemäldepaar des Antwerpener Meisters Erasmus Quellinus II,<br />
ein begabter und wichtiger Mitarbeiter der Rubenswerkstatt,<br />
den Rubens auch später noch für Großaufträge heranzogen<br />
hat. Auf großformatigen Kupfertafeln zeigt Quellinus Szenen<br />
eines Triumphzugs mit Cäsar in seinem Triumphwagen und<br />
Standartenträger sowie Musikanten (Taxe 85.000 Euro). Unter<br />
den Gemälden des 19. Jahrhunderts ragen zwei Werke von Carl<br />
Spitzweg heraus. „Der heimkehrende Jäger“ wurde bereits<br />
1906 im Münchener Glaspalast ausgestellt (38.000 Euro); die<br />
Gouache „Der Projektenmacher (Ballonfahrt/Luftige Station)“<br />
schildert in grotesker Weise mit gekappten Seilen die Gefahren<br />
einer Ballonfahrt (18.500 Euro). Die klassische Moderne ist<br />
mit Werken von Christian Rohlfs und Georg Tappert dokumentiert.<br />
Das Highlight aber ist das großformatige Aquarell „Liegende<br />
Frau (Marta)“ des Brücke-Künstlers Max Pechstein, in<br />
dem der Expressionist 1921 seine spätere Frau dargestellt hat<br />
(25.000 Euro). Pechsteins Malerfreund Karl Schmidt-Rottluff<br />
fertigte 1910/11 in Dangast eigenhändig Künstlerschmuck.<br />
Seine Schmuckarbeiten wie der angebotene Anhänger aus<br />
getriebenem Silber mit hellblauem Opal tauchen überaus selten<br />
auf dem Kunstmarkt auf (12.500 Euro). Die Bildhauerei der<br />
Moderne repräsentieren Bronzen von Fritz Klimsch, Renée Sintenis<br />
und Max Ernst. Sintenis wurde vor allem als Tierbildhauerin<br />
bekannt. Sie stellte jedoch auch menschliche Figuren dar<br />
wie in der um 1915/18 entstandenen „Strumpfanziehenden",<br />
die nur in diesem einzigen Guss bekannt ist (Taxe 9.500 Euro).<br />
Die 48 cm hohe, 1936 modellierte „Kleine Schauende" von<br />
Klimsch gehört zu seinen besten Plastiken und sie wurde aufgrund<br />
der sehr lebhaften Modellierung und in sich geschlossenen<br />
Komposition eine seiner erfolgreichsten Werke (12.000<br />
Euro). Die Abteilung mit moderner Grafik ist mit Arbeiten<br />
namhafter Künstler wie Ernst Barlach, Käthe Kollwitz und<br />
Serge Poliakoff bestückt. Die Epoche des Jugendstil vertritt am<br />
besten Alphonse Mucha, der sein großes Plakat mit einer<br />
Farblithografie für die Kunstdruckerei „Imprimerie Cassan Fils"<br />
1896 geschaffen hatte (3.200 Euro). In der umfangreichen Sil-<br />
berabteilung, die Stücke vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert<br />
beinhaltet, ist eine um 1500 in Limoges entstandene<br />
Hostiendose mit einer fein ausgeführten Madonnendarstellung<br />
in Emailmalerei das älteste Objekt (16.500 Euro). Von<br />
historischer Bedeutung ist ein Leipziger Barockbecher mit<br />
Brustbildnissen des Großwesirs und Oberbefehlshaber des<br />
Osmanischen Reiches Kara Mustafa Pascha und seinem Gegner<br />
König Jan III. Sobieski von Polen, der 1693 anlässlich des<br />
zehnjährigen Jubiläums der siegreichen Schlacht um Wien<br />
gegen die Türken am Kahlenberg gefertigt wurde (6.500 Euro).<br />
Baltisches Silber von musealer Qualität kommt in Form eines<br />
Deckelhumpens, der um 1680 vom Meister Daniel Otto in<br />
Reval mit Fruchtbündeln und reliefplastischen Porträts antiker<br />
Persönlichkeiten dekoriert wurde (18.500 Euro). Objekte aus<br />
Meißen des 18. Jahrhundert dominieren die Porzellanofferte.<br />
Für den Grafen von Brühl wurde um 1740 eine tiefe Schale für<br />
sein berühmtes Schwanenservice hergestellt (12.000 Euro).<br />
Ebenfalls in Auftrag des sächsischen Staatsmannes modellierte<br />
Kaendler um 1750 ein Paar Flussgötter als Tafelaufsatz<br />
(38.000 Euro). Neben Bolognesern gehörten Möpse zu den<br />
beliebtesten Hunden an den Fürstenhöfen, zugleich Symbolfigur<br />
des Mopsordens, einer Freimaurerloge. Um 1745 fertigte<br />
die Meißener Manufaktur ein Paar Gegenstücke mit sitzendem<br />
Mops bzw. einer Mopshündin mit Jungem nach einem<br />
Modell Kaendlers und Peter Reinickes (28.500 Euro). Russische<br />
Porzellankunst des 19. Jahrhunderts repräsentiert ein Paar großer<br />
prunkvoller Empirevasen mit Familienszenen in polychromer<br />
Malerei, die 1820 in der renommierten Porzellanmanufaktur<br />
Gardner in Moskau entstanden sind (18.500 Euro). Eine perfekte<br />
Abrundung erfährt das Angebot von einer Glassammlung<br />
von Gallé sowie modernen Murano-Objekten, darunter<br />
Entwürfe Carlo Scarpas, Dino Martens und Christan Diors,<br />
überdies von einer außergewöhnlichen Privatsammlung Wiener<br />
Bronzen mit Arabern der Firma Bergmann.<br />
TELEFON | 05164/801021<br />
INTERNET | www.schloss-ahlden.de<br />
Hermann Max Pechstein „Liegende Frau (Marta)“, Aquarell, Gouache,<br />
schwarze Kreide, 1921, 49 x 59 cm (Schätzpreis 25.000 Euro).<br />
Schloss Ahlden, 07./08.09.2013