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gu<br />
s<br />
Berliner<br />
Eisen<br />
Kunstguss<br />
Sabine Spindler<br />
GOLD GAB ICH FÜR EISEN<br />
Schwer, hart, kühl. Eisen war nie das<br />
Synonym für Prunk und Pracht. Eisen<br />
steht für Waffen, Werkzeug und Maschinen.<br />
Doch der künstlerische Ehrgeiz<br />
Preußens hat es Anfang des 19.<br />
Jahrhunderts geschafft, den Eisenguss<br />
salonfähig zu machen. In den<br />
Königlichen Preußischen Eisengießereien<br />
– 1796 wurde die Hütte in Gleiwitz<br />
in Betrieb genommen, 1804 die<br />
in Berlin – entstanden zwischen 1815<br />
und 1840 Porträtreliefs und Ziergeräte<br />
von einer Feinheit und Präzision,<br />
wie man sie nie zuvor und nie mehr<br />
danach erreichte. Die vaterländische<br />
Kampagne „Gold gab ich für Eisen"<br />
vor genau 200 Jahren, als man Eheringe<br />
und Goldschmuck zur Finanzierung<br />
der Erhebung gegen die<br />
Napoleonische Besatzung spendete<br />
und im Gegenzug Eisenschmuck erhielt,<br />
ist eine schöne Episode. Die<br />
Blüte des Berliner Eisengusses nach<br />
1814 hat vor allem einen Grund: Berlin<br />
war nach der Befreiung von den<br />
Franzosen eine Künstlerhochburg.<br />
Ohne die Eisenbüsten nach Christian<br />
Daniel Rauch oder Christian Friedrich<br />
Tieck, ohne die Plaketten eines<br />
Posch und ohne den stilsicheren Entwerfer<br />
und Gewerbeförderer Schinkel<br />
wäre der Berliner Eisenkunstguss<br />
möglicherweise in der Lieblichkeit<br />
biedermeierlichen Kunstgewerbes<br />
stecken geblieben.<br />
Die großen Heldendenkmäler, nach<br />
denen man nach den Befreiungskriegen<br />
Bedarf hatte, und die zahlreichen<br />
Büsten von Mitgliedern der Königsfamilie,<br />
von Generälen, Staatsmännern<br />
und Wissenschaftlern, die<br />
in den Ateliers Berliner Bildhauer<br />
entstanden, trafen nicht nur die<br />
Stimmung in Preußen. Sie gaben der<br />
Produktpalette eine nie dagewesene<br />
Reiterstandbild Friedrich des Großen,<br />
Modell von Theodor Kalide (1801-1864),<br />
Königl. Preuß. Eisengießereien, H 67 cm,<br />
Berlin 1826 (Foto: Kunsthandel Spindler)