Sammler Journal Design (Vorschau)

KERAMIK 81
Doppelkürbisvase mit Chinesen in Landschaft,
Frankfurt am Main, Periode Johann
Christian Fehr (1666-1693) oder
Anna Margarethe und Jakob Fehr (1693-
1714), um 1690/1700 (Inv. Nr. 2919)
Entschieden mehr Erfolg war der
Hanauer Fayence-Manufaktur beschieden.
1661 gegründet, war sie
das erste Unternehmen mit einer
dauerhaft währenden, seriellen Produktion.
Die beiden niederländischen
Gründer, die Kaufleute Daniel
Behaghel und Jacobus an der Walle,
hatten zunächst in Frankfurt angeklopft,
waren dort aber nicht auf Begeisterung
gestoßen. Graf Friedrich
Casimir von Hanau-Münzenberg dagegen
gewährte freie Religionsausübung
und das Privileg der Fayenceherstellung
auf zwanzig Jahre. Ihre
künstlerische Blüte erlebte die Hanauer
Manufaktur in ihrer Frühzeit.
Kunsthandwerker und Arbeiter kamen
zumeist aus Delft, von wo sie
auch das Formen- und Dekorrepertoire
importierten: blau-weiße Malerei
nach chinesischem Vorbild, wie es
die Delfter Unternehmen so erfolgreich
vermarkteten. Da lustwandelten
chinesische Gelehrte in fantastischen
Landschaften, hockten Riesenvögel
auf bizarren Bäumen, genossen
beleibte Männer,
müßig auf einem Felsen
hockend, ihr Pfeifchen.
Mit den Jahren wurde
die Malerei schematischer,
an die Stelle der
fernöstlichen Vorbilder
traten Produkte
aus dem Elsass oder
aus Rouen. Achteckige
Platten mit einer
schwarz-gelben
Bemalung
auf türkisfarbigem
Grund
zeugen von
einer gewissen
Kühnheit
der hessischen
Fächerschüssel mit Chinesen in Landschaft, Hanau, um 1710/20 (Inv. Nr. E 3700)
Deckelkanne als Papagei, vermutlich Proskau, um 1800 (Inv. Nr. E 3723)