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Sammler Journal Design (Vorschau)

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Tag. Die Betreiber warben die Spezialisten<br />

einander gnadenlos ab, häufig<br />

blieben sie nur ein paar Jahre bei<br />

einem Unternehmen. In den Betrieben<br />

wurde bereits arbeitsteilig<br />

und in Serien gefertigt. Es gab für<br />

alle Bereiche Spezialisten: die Tonbereiter,<br />

Dreher, Maler und Brenner.<br />

DIE TECHNIK<br />

Nach Möglichkeit wurde das Basismaterial<br />

– der Ton – jeweils in der<br />

Umgebung der Manufaktur genutzt.<br />

Auch ein großer Waldbestand war<br />

eine wichtige Voraussetzung, denn<br />

die Brennöfen mussten ununterbrochen<br />

befeuert werden. Durch<br />

Schlämmen und Sieben wurde das<br />

Basismaterial zunächst gereinigt<br />

und mit Kalk und Kieselsäure angereichert.<br />

Anschließend musste der<br />

Ton getrocknet, dann noch einmal<br />

gewalkt und gestampft werden,<br />

bevor er bei hoher Luftfeuchtigkeit<br />

lange gelagert wurde. Je länger dieser<br />

Prozess dauerte, desto besser ließ<br />

sich das Material bearbeiten. Geformt<br />

wurden runde Gefäße auf der<br />

Drehscheibe, plastische Teile wie Figuren<br />

oder Fächerschüsseln erhielten<br />

ihre Kontur in Gipsmodeln, die<br />

zuvor von einem Tonmodell abgenommen<br />

worden waren. Im nächsten<br />

Schritt wurden die lederhart<br />

getrockneten Keramiken erstmals<br />

bei 800 bis 950 Grad gebrannt<br />

(„Schrühbrand"). Bei diesem Vorgang<br />

verloren sie nochmals Feuchtigkeit<br />

Deckeldose in Form einer Melone, Hanau,<br />

zwischen 1740 und 1749 (Inv. Nr. E<br />

645 a-b)<br />

und schrumpften um etwa fünfzehn<br />

Prozent. Nach dem ersten Brand erhielten<br />

die Stücke ihre helle Glasur,<br />

deren Rezeptur von vielen Unternehmen<br />

geheim gehalten wurde.<br />

Hauptbestandteile waren Blei, Zinn,<br />

Sand, Pottasche und Salz, die miteinander<br />

verschmolzen, danach zu Pulver<br />

zerstampft und schließlich in der<br />

Glasurmühle fein zermahlen wurden.<br />

Mit Wasser angerührt, wurde<br />

die Mischung dann auf die geformten<br />

Tonstücke aufgebracht. Nach<br />

Antrocknen der Glasur konnten die<br />

Teile bemalt werden. Dazu benutzte<br />

man so genannte Scharffeuer- oder<br />

Inglasurfarben, die hohe Temperaturen<br />

vertragen. Denn mit einem letzten<br />

Brand bei 900 bis 1050 Grad<br />

wurden Glasur und Dekor auf den<br />

Scherben aufgebrannt. Eine Alternative<br />

zum Dekor mit Scharffeuerfarben<br />

waren die Muffel- oder Aufglasurfarben.<br />

Sie gestatteten eine nuancenreichere<br />

Bemalung. Aufgetragen<br />

wurden sie nach dem Glasurbrand,<br />

dann bei 650 bis 850 Grad<br />

eingebrannt. Dazu benutzte man<br />

feuerfeste Kapseln aus Schamotte,<br />

so genannte „Muffeln". Sie verhinderten<br />

den direkten Kontakt der<br />

Objekte mit den Flammen und bewahrten<br />

sie vor dem Asche-Anflug.<br />

Kanne mit „indianischen Blumen" und<br />

großem Vogel, Fulda, Malerei von Adam<br />

Friedrich von Löwenfinck (1714-1754),<br />

zwischen 1741 und 1744 (Inv. Nr. Ov74 –<br />

Dauerleihgabe der Overstolzengesellschaft)<br />

Deckelbalustervase (Duftvase) mit<br />

Schiffsdekor, Berlin, Manufaktur Cornelius<br />

Funcke, um 1700 (Inv. Nr. Ov 245 –<br />

Dauerleihgabe der Overstolzengesellschaft)

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