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Die Augen auf den Boden geheftet,<br />
ein Leinensäckchen immer dabei:<br />
1720 war der besondere Spürsinn<br />
aller Untertanen gefragt. Markgraf<br />
Wilhelm Friedrich von Brandenburg-<br />
Ansbach hatte dazu aufgerufen,<br />
nach „weißem Sand oder Erden" Ausschau<br />
zu halten und etwaige Bodenproben<br />
bei der markgräflichen Verwaltung<br />
abzugeben. Denn die Ansbacher<br />
Fayencemanufaktur, 1710 gegründet,<br />
hatte ehrgeizige Pläne. Es<br />
galt, das hauchdünne chinesische<br />
Porzellan nachzuahmen, das in den<br />
Schatzkammern der europäischen<br />
Fürstenhäuser für Furor und Begehrlichkeiten<br />
sorgte. Stücke der „famille<br />
verte", der grünen Familie, hatten<br />
es der mit einem exquisiten Geschmack<br />
gesegneten Markgräfin<br />
Christiane Charlotte offenbar besonders<br />
angetan. Um jene Kostbarkeiten<br />
mit einer leuchtend grünen Bemalung<br />
nachahmen zu können, wurden<br />
erstklassige Rohstoffe benötigt, vor<br />
allem ein feiner, makelloser Ton.<br />
Über Jahre wurde in der süddeutschen<br />
Residenz experimentiert, bis<br />
das ersehnte Niveau erreicht war.<br />
Ein von Johann Georg Christoph<br />
Popp (1667-1784) bemaltes Teekännchen<br />
zählt zu den schönsten Zeugnissen<br />
dieser Bemühungen.<br />
Unter dem Titel „Der schöne Schein"<br />
hat das Museum für Angewandte<br />
Kunst in Köln aus Anlass seines 125-<br />
jährigen Bestehens rund 200 Schätaye<br />
ce<br />
Deutsche<br />
Fayence<br />
Regina Voges<br />
DER SCHÖNE SCHEIN<br />
Tafelaufsatz mit Horrorfaktor: Wer<br />
genau hinschaut, entdeckt, dass sich<br />
aus der Landschaft ein liegender Männerkopf<br />
formt. Die Vorlage für das Vexierbild<br />
lieferte ein Kupferstich von<br />
Matthäus Merian d. Ä. Die Platte entstand<br />
Mitte des 18. Jahrhunderts in der<br />
Nürnberger Kordenbusch-Werkstatt<br />
(Inv. Nr. E 603)<br />
Deckeldose als Spargelbündel, Wiesbaden,<br />
um 1780/85 (Inv. Nr. E 637)