26.02.2014 Aufrufe

Sammler Journal Design (Vorschau)

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

42<br />

Fruchttellers etwa oder auch ein<br />

kniender Putto, der als tragendes<br />

Element eines Taschenuhrständers<br />

dient, gehen auf seinen Balustraden-<br />

Zierrat Berliner Brücken zurück.<br />

BERLINS PRIVATGIESSEREIEN<br />

Neben der Königlichen Eisengießerei<br />

existierten in Berlin Anfang des 19.<br />

Jahrhunderts zahlreiche private Gießereien.<br />

Von Beruf nicht selten Goldschmiede<br />

und Gelbgießer, öffnete<br />

ihnen das entfachte Gefallen am Eisenkunstguss<br />

neue Einnahmequellen.<br />

Zu den wenigen, die mit beachtlichen<br />

eigenen Modellen hervorgetreten<br />

sind, gehörte der Juwelier und<br />

Goldarbeiter Johann Conrad Geiss.<br />

Seine Schmuckstücke zählen zu den<br />

schönsten und plastischsten Bijouterie-Waren<br />

aus Eisenguss. Bestes<br />

Beispiel: das Proserpina-Kollier von<br />

1820/25. Filigrane Weinlaubblätter<br />

wechseln einander ab mit durchbrochenen<br />

Medaillons, in denen Darstellungen<br />

von der Entführung Proserpinas<br />

in die Unterwelt wie freigestellte,<br />

erhabene Gemmen erscheinen.<br />

Ähnlich bedeutsam wie Geiss<br />

war Siméon Pierre Devaranne. Auch<br />

er kam aus der Bijouterie- und Juwelierbranche.<br />

Seine Güsse waren wie<br />

die von Geiss von einer nicht mehr<br />

zu überbietenden Feinheit und Zierlichkeit.<br />

Neben Schmuck fertigte<br />

Devaranne auch Ziergeräte wie den<br />

hier abgebildeten Taschenuhrständer.<br />

Büste des Berliner Arztes Ernst Ludwig<br />

Heim, Königl. Preuß. Eisengießereien, 1.<br />

Hälfte 19 Jh., H 27,5 cm (Foto: Archiv der<br />

Autorin)<br />

Streichholzhalter als Kiepenträger, unbek.<br />

Berliner Privatgießerei, um 1850, H<br />

16 cm (Foto: Archiv der Autorin)<br />

Bedeutung bis weit in das 20. Jahrhundert<br />

hinein sollten die Gießereien<br />

von August Borsig, der 1837<br />

als Eisengusswarenhersteller den<br />

Grundstein zu einer Weltfirma auf<br />

dem Gebiet des Eisenbahnbaus legte,<br />

sowie von Hermann Gladenbeck<br />

bekommen. Das gusseiserne Paradestück<br />

von Gladenbeck & Sohn wurde<br />

die Reduktion des Rauch’schen Reiterstandbildes<br />

„Friedrich II. Unter<br />

den Linden" in den späten 1850er-<br />

Jahren. Gladenbeck hat, wie der 1918<br />

gegossene Bär von August Gaul<br />

offenbart, auch noch im 20. Jahrhundert<br />

an die Tradition des Berliner<br />

Kunstgusses angeknüpft.<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts gingen<br />

die Umsätze der Königlich Preußischen<br />

Eisengießereien stetig zurück.<br />

Der Berliner Klassizismus hatte seinen<br />

Zenit überschritten. Ein neuer<br />

künstlerischer Aufbruch fand nicht<br />

statt. 1874 wurde die Königliche Gießerei<br />

in Berlin geschlossen. Nur Gleiwitz<br />

blieb in Betrieb, die Sayner Hütte<br />

hatte man bereits 1865 an Alfred<br />

Krupp verkauft.<br />

Jabot-Nadel mit goldgefasster Gemme<br />

König Friedrich II. von Preußen, Königl.<br />

Preuß. Gießereien, Gleiwitz (?), um 1810<br />

(Foto: Alter Schmuck Almut Wager)<br />

Neogotische Kaminuhr in Form einer<br />

Kathedrale, grün gefasst, zum Teil vergoldet,<br />

Königl. Preuß. Eisengießerei, Berlin,<br />

um 1830, H ca. 45 cm (Foto: Kunsthandel<br />

am Fasanenplatz)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!