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FAHRZEUGE<br />
Am 16. Juli 1961 ist die Ae 6/6 11 440 „Herisau“ am Vierwaldstättersee bei Sisikon auf ihrer klassischen<br />
E<strong>in</strong>satzstrecke von Zürich <strong>in</strong> Richtung Gotthard unterwegs<br />
Carl Bell<strong>in</strong>grodt/Slg. Helmut Br<strong>in</strong>ker<br />
E<br />
s ist e<strong>in</strong>ige Jahrzehnte her, da zeigte mir e<strong>in</strong><br />
Jugendfreund auf se<strong>in</strong>er Märkl<strong>in</strong>-Anlage das<br />
Modell e<strong>in</strong>er mir frem<strong>den</strong> Lok. Das sei die<br />
Gotthard-Lok, me<strong>in</strong>te er, und erzählte mir erstaunliche<br />
Geschichten über die Leistungsfähigkeit des<br />
Vorbilds dieser Masch<strong>in</strong>e, die auch noch <strong>den</strong> sehr<br />
merkwürdigen Namen „Ae 6/6“ trug.<br />
Mit dem H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>wachsen <strong>in</strong> die Welt der Eisenbahn-Fans<br />
und der regelmäßigen Lektüre e<strong>in</strong>schlägiger<br />
Fach-Publikationen wuchs dann so langsam<br />
auch me<strong>in</strong> Wissen über diese Lok-Baureihe der<br />
Schweizerischen Bundesbahnen. Die Schweiz aber<br />
war fern, und so lag das große Vorbild weit außerhalb<br />
me<strong>in</strong>er Streifzüge entlang der Schienenstränge,<br />
bis mich e<strong>in</strong>e glückliche Fügung zu e<strong>in</strong>er geschäftlichen<br />
Partnerschaft mit e<strong>in</strong>em Schweizer<br />
Unternehmen brachte.<br />
Das erste Bild? Nicht vorzeigbar …<br />
Natürlich ist auf me<strong>in</strong>en Reisen, die mich seit Mitte<br />
der 1 990er-Jahre regelmäßig <strong>in</strong> die Schweiz<br />
führen, auch immer die Kamera dabei, und so fuhr<br />
mir unvermeidlich <strong>in</strong> Brugg me<strong>in</strong>e erste Ae 6/6<br />
vor die L<strong>in</strong>se. Sie stand etwas ungünstig, und so ist<br />
das dort entstan<strong>den</strong>e erste Foto nicht wirklich vorzeigbar,<br />
aber es hatte mich gepackt: Die gleichermaßen<br />
kraftvolle wie elegante Ersche<strong>in</strong>ung dieser<br />
Masch<strong>in</strong>e (so je<strong>den</strong>falls me<strong>in</strong>e subjektive E<strong>in</strong>schätzung)<br />
fasz<strong>in</strong>ierte mich auf <strong>den</strong> ersten Blick. Ich<br />
wollte mehr wissen – und natürlich mehr Fotos!<br />
E<strong>in</strong> Blick zurück <strong>in</strong> die Geschichte<br />
In <strong>den</strong> späten 1 940er-Jahren verzeichneten die<br />
SBB e<strong>in</strong>en starken Verkehrsanstieg, der mit <strong>den</strong> älteren<br />
Lokomotiven speziell über die anspruchsvolle<br />
Gotthardstrecke nur sehr umständlich mit Vorspann<br />
und Nachschub abzuwickeln war. Die SBB<br />
erteilten daher e<strong>in</strong>em Konsortium aus der Schweizer<br />
Lokomotiv- und Masch<strong>in</strong>enfabrik (SLM), BBC<br />
und der Masch<strong>in</strong>enfabrik Oerlikon (MFO) <strong>den</strong><br />
Auftrag, e<strong>in</strong>e entsprechend leistungsfähige Lokomotive<br />
für diesen E<strong>in</strong>satzzweck zu konstruieren.<br />
Die Arbeiten waren anspruchsvoll, und so konnte<br />
der erste Prototyp erst im September 1 952 die<br />
Werkshallen verlassen; e<strong>in</strong> paar Monate später<br />
folgte die zweite Masch<strong>in</strong>e.<br />
Bis zur vollen Bahntauglichkeit waren noch e<strong>in</strong>ige<br />
Nacharbeiten erforderlich, und so gelangten<br />
die ers ten Serienmasch<strong>in</strong>en nicht vor 1 955 <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />
Betrieb. Die Lokomotiven erhielten die Gattungsbezeichnung<br />
Ae 6/6: Das „A“ steht für „Zugreihe<br />
A“ (dazu mehr <strong>in</strong> <strong>den</strong> nächsten Absätzen), das „e“<br />
für elektrische Traktion, und „6/6“ bedeutet, dass<br />
sechs von sechs vorhan<strong>den</strong>en Achsen angetrieben<br />
wer<strong>den</strong>. Die Ae 6/6 erfüllten alle Erwartungen und<br />
waren über die nächsten 20 Jahre die Gotthard-<br />
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