HattiMb - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

ADossinna hat einmal darauf aufmerksam gemacht, daß währeud
der spätrömischcu Periode die archäologischen Verhältnisse Vorpommerns
in auffallendem Gegensatz zu denen Hinterpommerns stehend) Während
Vorpommern nebst Rügen fast gar leine Funde ans dieser Zeit zu verzeichnen
habe, sei Hinterpommern reich an solchen. Eine nelle Bestätigung
hierfür liefert der schöne Fnnd von Treptow, dem die folgenden
Ausführungeu gewidmet sind.
So wichtig gerade das letzte Schlußkapitel germauischcr Vorgeschichte
in Nord-Deutschland ist, so bedanernswcrt bleibt es, daß die meisten und
wichtigstell Fnnde hicralls nicht das Ergebnis sorgfältiger Bodenforschung
bilden, sondern nnr dem Zufall zu verdanken sind, wobei es dann noch
eill besonderer Glücksfall ist, wenn es gelingt, über die uäheren Fundllmstände
etwas in Erfahrnng zn bringen. So ist denn auch der in
Frage stehende Fund bereits vor etwa fünf Jahren auf dem Areal der
Treptower Zementsteinfabrit gemacht worden. Mit dem Sand in die
Schüttelmaschinen gelangt, wurden die Fibeln, wenn auch teilweise arg
verstümmelt, doch noch von einem Arbeiter vor dem sicheren Untergang
gerettet. Mehrere Jahre haben sie dann im Kontor der Fabrik, unscheinbar
durch Schmutz und anhaftenden Sand unbeachtet gelegen und wären
wohl weiter in der Vergessenheit geblieben und verschwuuden, wenn nicht
in Treptow inzwischen ein Heimatmuseum gegründet worden wäre.
Allein dem durch diese Gründung auflebenden Interesse für die heimatliche
Vergangenheit ist es zu verdanken, daß dieser schöne, so gewaltsam
dem Noden entrissene Fund nicht vielleicht für immer wieder verloren
ging. So gelangten denn die Fibelu durch den Zimmermeistcr Herrn
Viereck, der sie in dem Kontor der Fabrik entdeckte, in das Treptower
Museum. Hier erregten sie die Aufmerksamkeit des Provinzialkonservators
Herrn Geheimen Negieruugsrats Professor Dr. Lemcke, der sie mir
zur Veröffentlichung übergab. Da die Fundumstäude mir nicht ganz
geklärt schienen, beschloß ich an Ort und Stelle Ermittelungen anzustellen.
In der liebenswürdigsten und zuvorkommendsten Weise hat der
') Kossinna: Verzierte Eiselllanzenspitzen in Zlsch. f. Ethnol. 190b. S. 395.