LOK Magazin Bebra - Blütezeit und Niedergang (Vorschau)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
TITELTHEMA<br />
D<br />
er hessische Eisenbahnknotenpunkt war vielen<br />
bekannt. Hier stiegen bis 1 989 die Rentner<br />
aus <strong>und</strong> nach der DDR um, hier hielten<br />
die Intercitys von <strong>und</strong> nach München zum Personalwechsel,<br />
hierher wendeten bis 1 973 die Lokomotiven<br />
der Baureihe 01 .5 vom Bahnbetriebswerk<br />
Erfurt P, hier begann eine vor der Elektrifizierung<br />
schwierige <strong>und</strong> dicht belegte Strecke mit einem nahezu<br />
90°-Bogen in Richtung Göttingen, hierher<br />
kamen berühmten Leute von Kaiser Wilhelm I. bis<br />
Willy Brandt. Auch Lenin war in <strong>Bebra</strong>, als er im<br />
plombierten Wagen von der Schweiz nach Sassnitz<br />
reisen durfte. Die beste Zeit hat der Bahnhof wohl<br />
bis zum Ersten Weltkrieg erlebt.<br />
Die Entwicklung zum Drehkreuz<br />
Die Kurfürst-Friedrich-Wilhelm-Eisenbahn baute<br />
die erste Strecke bis 1 848 nach Guxhagen <strong>und</strong> weiter<br />
nach Kassel. Im Jahr darauf wurde der Anschluss<br />
zur Thüringer Bahn in Gerstungen erreicht.<br />
Als 1 866 der Verkehr nach Hersfeld <strong>und</strong><br />
1 875 nach Eschwege 1 875 eröffnet wurde, war <strong>Bebra</strong><br />
ein Knotenpunkt mit mächtigem Bahnhofsgebäude<br />
geworden.<br />
1 869 <strong>und</strong> 1 870 wurde er wiederum erweitert. Es<br />
erhielt keine großartige Empfangshalle, denn hier<br />
wurde vorwiegend umgestiegen. Den Wartenden<br />
standen Räume aller Klassen zur Verfügung, auch<br />
ein prächtiger Speisesaal; es gab ein Fürstenzimmer.<br />
Mit der 1 880 gebauten Güterabfertigung <strong>und</strong><br />
Umladehalle für Stückgut (1 91 9 abgebrannt, 1 924<br />
bei Lispenhausen als „<strong>Bebra</strong> U“ neu in Betrieb), einer<br />
1 890 gebauten Lokomotivstation mit vier<br />
Schuppen – die Beheimatung <strong>und</strong> Behandlung der<br />
Personen- <strong>und</strong> Güterzuglokomotiven war aufgeteilt<br />
worden – <strong>und</strong> dem von 1 902 bis 1 906 errichteten<br />
Verschiebebahnhof wurden in <strong>Bebra</strong> Eisenbahner<br />
aller Fachrichtungen benötigt. Die Stadt<br />
der Eisenbahnerfamilien gedieh.<br />
Über eine neue 3,9 km lange Strecke, die sogenannte<br />
„Berliner Kurve“, zwischen Faßdorf <strong>und</strong><br />
Blankenheim am 1 . November 1 91 4 mit dem dritten<br />
Gleis bis Hönebach eröffnet, konnten die<br />
Schnellzüge, ohne in <strong>Bebra</strong> wenden zu müssen,<br />
<strong>und</strong> auch Güterzüge von <strong>und</strong> nach Erfurt in den<br />
Verschiebebahnhof ein- bzw. ausfahren.<br />
Im Jahr zuvor war das erste elektromechanische<br />
Stellwerk in Betrieb gegangen. Die Reisezeitersparnis<br />
lag bei 20 Minuten. Nur wer direkt nach<br />
<strong>Bebra</strong> wollte, hatte das Nachsehen. Er konnte nicht<br />
mehr alle Züge benutzen. Heute ist es wieder so.<br />
Fast nichts durch Bomben zerstört<br />
1 935, zum H<strong>und</strong>ertjährigen der deutschen Eisenbahnen,<br />
hatte auch die Eisenbahnerstadt <strong>Bebra</strong> gefeiert.<br />
Zu den Veranstaltungen kamen die neues -<br />
ten Schnelltriebwagen.<br />
1 937 ging im Güterbahnhof das Stellwerk „Bsb“<br />
(später „Bsf“) in Betrieb, das am 1 3. Februar 1 966<br />
aufgegeben wurde. Der Bahnhof erlebte am 4. Dezember<br />
1 944 den ersten <strong>und</strong> einzigen Bombenangriff,<br />
bei dem aber kaum etwas zerstört wurde.<br />
Veränderungen durch die Elektrifizierung<br />
Eine Ansichtskarte aus den 1950er-Jahren mit dem Blick in Richung Süden über die Gleisanlagen des<br />
Personenbahnhofs <strong>Bebra</strong>. Im Vordergr<strong>und</strong> eine Doppelkreuzweiche mit äußeren Zungen Slg. Martin Weltner<br />
34