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April 2007 Unsere Archive Nr. 52 37<br />
voll noch machbar ist, liegt auf der Hand. Es<br />
kann <strong>als</strong>o nur um ein selektives Sammeln und<br />
Verzeichnen gehen. Eine Arbeitsgruppe der Regionalbibliotheken<br />
hat sich im Jahr 2004 mit<br />
dem Thema befasst und in diesem Zusammenhang<br />
<strong>auch</strong> eine Typologie der Netzpublikationen<br />
vorgelegt. 14<br />
Von zentraler Bedeutung ist dabei die Unterteilung<br />
der Netzpublikationen in zwei Basistypen:<br />
einerseits Netzpublikationen mit einer Entsprechung<br />
in der Printwelt, andererseits so genannte<br />
web-spezifische Netzpublikationen. Die erste<br />
Gruppe lässt sich wiederum unterscheiden in<br />
druckbildähnliche Netzpublikationen, welche<br />
ein weitgehend genaues elektronisches Abbild<br />
einer gedruckten Publikation darstellen und typischerweise<br />
im <strong>PDF</strong>-Format vorliegen, und<br />
Netzpublikationen mit verwandtem Publikationstyp<br />
in der Printwelt: Letztere weisen zwar<br />
keine Druckbildähnlichkeit auf, können aber<br />
nichtsdestoweniger einem von konventionellen<br />
Medien bekannten Publikationstyp zugeordnet<br />
<strong>werden</strong> (z. B. ein Lexikon im HTML-Format).<br />
In beiden Fällen können die für konventionelle<br />
Materialien gültigen Sammelrichtlinien grundsätzlich<br />
auf die Netzpublikationen übertragen<br />
<strong>werden</strong>. Für web-spezifische Netzpublikationen<br />
wie Websites, Online-Datenbanken, Foren oder<br />
Weblogs gibt es hingegen kein Pendant in der<br />
Printwelt – für sie müssen daher neue, den Materialien<br />
angemessene Auswahlkriterien entwickelt<br />
<strong>werden</strong>.<br />
Ein besonders wichtiges Segment der webspezifischen<br />
Netzpublikationen stellen die Websites<br />
dar. Diese lassen sich unterscheiden in solche,<br />
die Personen oder Körperschaften repräsentieren,<br />
und solche, die sich einem bestimmten<br />
Thema widmen (wobei natürlich Mischformen<br />
möglich sind). Bei repräsentierenden Websites<br />
kann die Auswahl einerseits am Urheber ansetzen<br />
und andererseits an den gebotenen Informationen.<br />
Was den Urheber angeht, so könnten die<br />
Sammelrichtlinien einer Bibliothek z. B. <strong>als</strong> generelle<br />
Richtlinie bestimmen, dass Websites von<br />
Institutionen mit landesweiter Bedeutung möglichst<br />
vollständig, solche von Institutionen mit<br />
regionaler Bedeutung in Auswahl, von Institutionen<br />
mit lokaler Bedeutung in strenger Auswahl<br />
und Websites von Privatpersonen nur exemplarisch<br />
gesammelt <strong>werden</strong> sollen. Die Einschätzung<br />
der gebotenen Informationen kann am<br />
Vorhandensein und an der Gewichtung typischer<br />
Elemente einer repräsentierenden Website festgemacht<br />
<strong>werden</strong>. Zu diesen gehören z. B. Basisinformationen<br />
(Adresse, Öffnungszeiten etc.),<br />
Hintergrundinformationen (z. B. Geschichte der<br />
Institution, Organisationsplan), Aktuelles, integrierte<br />
Publikationen (z. B. Mitteilungsblatt),<br />
Service- und Shop-Angebote, Links, Gästebuch<br />
etc. Es liegt nahe, ‘gehaltvollen’ Websites eine<br />
höhere Sammelpriorität einzuräumen <strong>als</strong> jenen,<br />
die beispielsweise nur aus einem Warenkatalog<br />
mit Bestellfunktion bestehen. Bei thematischen<br />
Websites können Kriterien wie der Umfang der<br />
gebotenen Information und deren Relevanz für<br />
besondere Sammelschwerpunkte sowie die Professionalität<br />
und Aktualität der Darstellung herangezogen<br />
<strong>werden</strong>. Überdies kann natürlich<br />
<strong>auch</strong> <strong>hier</strong> der Urheber ein Argument für die<br />
Aufnahme in den Bestand sein, insbesondere<br />
wenn es sich um eine anerkannte Institution<br />
handelt. Jedoch gibt es <strong>auch</strong> viele Beispiele für<br />
hochwertige Websites, die von Privatleuten erstellt<br />
wurden.<br />
Die skizzierten Auswahlkriterien können <strong>als</strong><br />
Ausgangsbasis für detaillierte Sammelrichtlinien<br />
dienen. Diese auszuarbeiten ist Sache der einzelnen<br />
Bibliotheken, die dabei natürlich <strong>auch</strong> ihr<br />
besonderes Sammelprofil und die Erwartungen<br />
ihrer Nutzer zu berücksichtigen haben.<br />
Organisatorische Fragen<br />
Schließlich ist die Frage zu klären, wie die Bearbeitung<br />
der Netzpublikationen an den Bibliotheken<br />
organisiert wird. Dafür gibt es zwei<br />
grundsätzliche Möglichkeiten: Der eine Weg besteht<br />
darin, ‘Spezialisten’ einzusetzen, die sämtliche<br />
bei den Netzpublikationen anfallenden Bearbeitungsschritte<br />
übernehmen, der andere, sie<br />
weitestgehend in die bestehenden Geschäftsgänge<br />
und Verantwortlichkeiten einzugliedern. Erstere<br />
Methode wird derzeit an der Rheinischen<br />
Landesbibliothek praktiziert.<br />
14 Vgl. Heidrun Wiesenmüller et al.: Auswahlkriterien<br />
für das Sammeln von Netzpublikationen im<br />
Rahmen des elektronischen Pflichtexemplars.<br />
Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft der Regionalbibliotheken.<br />
– In: Bibliotheksdienst 38<br />
(2004) 11, S. 1423-1444.