sprachenportraits 12 12 2007 - Ãsterreichisches-Sprachen ...
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Romani (romani)<br />
Romani ist ein Überbegriff für die verschiedenen Varianten der Roma-Sprache, eine seit Jahrhunderten mündlich tradierte<br />
Sprache, die zur indoiranischen Gruppe der indoeuropäischen <strong>Sprachen</strong> gehört. Ihre Verwandtschaft zu neuindischen<br />
<strong>Sprachen</strong> wie Hindi, Urdu oder Panjabi zeigt sich in Übereinstimmungen in Lautung, Wortschatz und Grammatik.<br />
Beispielsweise entsprechen die Romani-Wörter dand ‚Zahn’ und rat ‚Blut’ dem Sanskrit dandah, rakta und Hindi dãt,<br />
rata (vgl. auch das lateinische dens). Doch hat sich Romani seit gut 800 Jahren unabhängig von den anderen indischen<br />
<strong>Sprachen</strong> außerhalb Indiens weiterentwickelt.<br />
Der älteste Teil des Wortschatzes ist indischen, persischen, armenischen und altgriechischen Ursprungs, als frühe<br />
Übernahmen gelten die Wörter neugriechischen und z.T. slawischen Ursprungs, während unter späteren Entlehnungen<br />
für das Burgenland-Romani Wörter aus dem Ungarischen und Deutschen, für andere Romani-Dialekte aus den<br />
<strong>Sprachen</strong> der jeweiligen Gastländer, zu verstehen sind. In allen Dialekten gibt es einen (relativ kleinen) gemeinsamen<br />
Bestand an Erb- und frühen Lehnwörtern (je nach Dialekt ca. 600 bis 1.000), der zusammen mit grammatischen Formen<br />
(z.B. Fallendungen) als relativ stabil anzusehen ist. In jedem Romani-Dialekt jedoch fi nden sich Einfl üsse aus der<br />
sprachlichen Umgebung.<br />
Die Herausbildung der verschiedenen Dialekte wurde – und wird – zunächst durch die Tatsache begünstigt, dass das<br />
Romani lange Zeit ausschließlich mündlich tradiert wurde und so eine überregionale Norm fehlt. Den Hauptgrund für<br />
die Vielfältigkeit der Dialekte bildet aber die Situation, in der sich Romani-Sprachige befi nden: Es gibt kein Land, in<br />
dem Romani Staatssprache wäre, was bedeutet, wie dass das Romani ausschließlich gruppeninterne Sprache ist, die<br />
Sprache des Umfelds aber eine – prestige- und machtreichere – Sprache, die zu beherrschen für die Roma überlebensnotwendig<br />
ist. So sind ältere Romani-Sprecher praktisch immer zwei- oder mehrsprachig, wie z.B. im Burgenland,<br />
wo neben Deutsch und Burgenland-Romani auch Ungarisch oder/und Kroatisch das sprachliche Repertoire bilden.<br />
Somit wurde und wird auch aus allen diesen <strong>Sprachen</strong> entlehnt, vor allem im Wortschatz.<br />
Es gibt in Österreich verschiedene Roma-Gruppen, die sich bezüglich Dialekt, Zeit der Einwanderung, Siedlungsgebiet<br />
sowie in Bezug auf (ehemals) traditionell ausgeübte Tätigkeiten unterscheiden. Ihre Gesamtzahl wird auf 10.000 bis<br />
40.000 Personen geschätzt. 1993 wurden die Roma in Österreich als Volksgruppe anerkannt. Von 1994 bis 1999 wurde<br />
im Rahmen des Projekts zur Kodifi zierung und Didaktisierung des Romani das Burgenland-Romani verschriftlicht<br />
sowie Lexikon und Grammatik erstellt. In weiterer Folge wurden Märchen und Erzählungen gesammelt, Lehrmittel<br />
für den Unterricht erstellt, die regelmäßige Produktion von zwei Zeitschriften unterstützt, Computersprachlernspiele<br />
erarbeitet sowie vereinsinterner Romani-Unterricht durchgeführt. Seit Herbst 1999 wird Burgenland-Romani an der<br />
Volksschule Oberwart als „Unverbindliche Übung“ geführt. Ein neues Romani-Projekt umfasst nun auch Arbeiten an<br />
den Dialekten anderer österreichischer Roma-Gruppen.<br />
Statistik<br />
Die genaue Zahl aller Romani-Sprecher ist schwer zu schätzen. Man nimmt an, dass etwa 5 bis 6 Millionen der weltweit<br />
9 bis <strong>12</strong> Millionen Roma Romani sprechen. Die meisten davon leben in Ostmittel- und Südosteuropa.<br />
In Österreich gaben bei der Volkszählung 2001 6.273 Personen an, darunter 4.348 mit österreichischer Staatsbürgerschaft<br />
an, Romani zu sprechen. Es ist anzunehmen, dass die tatsächliche Zahl weit höher liegt, vermutlich bei 10.000 bis<br />
40.000, doch wagten wahrscheinlich viele Personen aus Angst vor Ablehnung und Diskriminierung nicht, diese Sprache<br />
anzugeben.<br />
Insgesamt nimmt man für Österreich fünf Romani-Gruppen an: Sinti (in ganz Österreich außer im Burgenland), Burgenland-Roma,<br />
Lovara (die im 19. Jahrhundert und 1956 aus der Slowakei und Ungarn einwanderten), Kalderaš und Arlije<br />
(die beide ab den Sechziger-Jahren als sogenannte „Gastarbeiter“ aus den Balkanländern nach Österreich kamen).<br />
Lovara, Kalderaš und Arlije leben hauptsächlich im Raum Wien.<br />
In Österreich wird nur in einer Volksschule in Oberwart und einer Hauptschule in Unterwart Romani unterrichtet. Außerdem<br />
gibt es in Wien muttersprachlichen Zusatzunterricht in Romani für etwa 40 Kinder (2004/05). An der Universität<br />
Graz, Institut für Sprachwissenschaft, wird das Burgenland-Romani verschriftlicht und für den Unterricht aufbereitet.<br />
Das ist vielleicht schon bekannt und verbindet uns<br />
Praktisch der gesamte Wortschatz des 20. Jahrhunderts ist im Burgenland-Romani dem Deutschen, das nach dem<br />
Anschluss des Burgenlandes an Österreich zur dominierenden Sprache wurde, entnommen, z.B. auteri (‚Auto‘), fl igeri<br />
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