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sprachenportraits 12 12 2007 - Österreichisches-Sprachen ...

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Tschechisch (čeština)<br />

Tschechisch ist eine westslawische Sprache, die mit dem Slowakischen eng verwandt ist. Auch Polnisch und Sorbisch<br />

(in Sachsen und Brandenburg) sind für Tschechischsprachige verständlich.<br />

Bis ins <strong>12</strong>. Jahrhundert verlief die Entwicklung des Tschechischen und des Slowakischen gemeinsam, sprachliche<br />

Abweichungen bestanden kaum. Auch der Unterschied zur heutigen tschechischen Schriftsprache ist so gering, dass<br />

mittelalterliche Texte für Tschechischsprachige ohne Mühe und Vorbereitung verständlich sind. Doch bestehen große<br />

Unterschiede im Wortschatz und in der Grammatik zur heutigen gesprochenen Umgangssprache.<br />

Die ersten längeren Texte stammen aus dem 13. Jahrhundert.<br />

Für die Entwicklung der tschechischen Sprache ist besonders der Reformator und Rektor der Prager Universität Jan<br />

Hus zu nennen. Auf ihn und sein Gelehrtenkreis geht die Verwendung des Tschechischen auch für theologische und<br />

wissenschaftliche Zwecke und die noch heute übliche Schreibung, z.B. die Schreibung der Langvokale mit Strichen<br />

(tschechisch čárka) und einige Konsonanten (č, ď, ň, ř, š, ť, ž) mit Häkchen (háček), zurück; der Háček wurde später<br />

auch im Slowakischen, Slowenischen und Kroatischen üblich.<br />

Zur Zeit der Gegenreformation, besonders aber im 17. und 18. Jahrhundert nahm die Bedeutung des Tschechischen<br />

ab, es wurde nahezu ausnahmslos Deutsch oder Lateinisch gelehrt und geschrieben. Aus dieser und auch späterer<br />

Zeit stammen zahlreiche deutsche Lehn- und Fremdwörter, von denen sich einige in der gesprochenen Sprache bis<br />

heute gehalten haben. In der Schriftsprache bemühte man sich im 19. Jahrhundert, für alle Wissensbereiche tschechische<br />

Ausdrücke zu bilden und diese in Schulen und Universitäten auch durchzusetzen. Diese puristische Tendenz hält<br />

sich bis heute: ein Jurist ist právník (von právo, ‚Recht’), die Astronomie wird mit hvězdářství (hvězda, ‚Stern’) wiedergegeben,<br />

der Computer heißt počítač (von počítat, ‚rechnen’), der Cursor ukazatel (von ukázat ‚zeigen, weisen’) und<br />

der Link propojení (von pojit ‚verbinden’).<br />

Die Grammatik des Tschechischen ist sehr formenreich; beispielsweise unterscheidet man <strong>12</strong> verschiedene Substantivdeklinationen<br />

mit je sieben Fällen.<br />

Zwei Zeichen, die es nur in der tschechischen Rechtschreibung gibt, machen das Schriftbild – neben der Fülle an<br />

Konsonanten – unverwechselbar: ř, das wie ein [r] mit eng verbundenem [sch] gesprochen wird (z.B. lekář, ‚Arzt), und<br />

ů, ein langes [u], das aus früherem ou entstanden ist.<br />

Die Konsonanten r und l können auch als Vokale verwendet werden, z.B. vlk ‚Wolf’ und krk ‚Hals’. Dies zeigt sich auch<br />

in tschechischen Zungenbrechern: Vlk zmrzl, zhltl hrst zrn. (‚Der Wolf erfror, er verschluckte eine Handvoll Körner.’)<br />

Statistik<br />

Rund 10,5 Millionen Menschen sprechen Tschechisch, die meisten davon in der Tschechischen Republik; tschechische<br />

Minderheiten gibt es in Österreich (als gesetzlich anerkannte Volksgruppe), in der Slowakei, in Kroatien (in der Region<br />

Daruvar) sowie durch Emigration in Nord- und Südamerika und Westeuropa.<br />

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