sprachenportraits 12 12 2007 - Ãsterreichisches-Sprachen ...
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Russisch (Русский язык, russkyj jazyk)<br />
Russisch ist die mit Abstand bedeutendste slawische Sprache und hat eine größere Sprecheranzahl als alle anderen<br />
slawischen <strong>Sprachen</strong> zusammen. Seine Verbreitung und Bedeutung verdankt es der Tatsache, dass es bis 1991 die<br />
so genannte „Allunionssprache“ (всесюзный язык, vsesojuznyj jazyk) der Sowjetunion war und als Sprache dieser<br />
Weltmacht erste und oft auch einzige Fremdsprache in den nicht russischsprachigen Gebieten Russlands, in den 14<br />
anderen Sowjetrepubliken (heute GUS und die drei baltischen Staaten) und den Staaten des Verteidigungsbündnisses<br />
des Warschauer Pakts war: mit der Russischen Föderation sind das heute insgesamt 22 Staaten Europas und Asiens<br />
sowie die neuen Bundesländer Deutschlands (frühere DDR).<br />
Russisch war daher bis zur Aufl ösung Anfang der 90er Jahre auch Arbeitssprache im Warschauer Pakt und der Wirtschaftsgemeinschaft<br />
Comecon; geblieben ist der Status als eine von sechs Amtssprachen der UNO.<br />
Außer in Russland ist es auch Amtssprache in Weißrussland (seit 1995 gleichberechtigt neben Weißrussisch), während<br />
es in allen anderen Gebieten der ehemaligen Sowjetunion nur regionale Amtssprache oder Schulsprache für die<br />
russische Minderheit ist.<br />
Russische Minderheiten gibt es außerdem in Rumänien sowie durch Emigration seit 1917 und oft schon zuvor in den<br />
meisten Ländern Westeuropas und Nordamerikas. Im letzten Jahrzehnt nahm die Zahl der Russischsprachigen auch<br />
in Israel zu (rund 750.000 Menschen bzw. <strong>12</strong>% der Bevölkerung), so dass dort Russisch auch in den Medien einen<br />
bedeutenden Platz einnimmt (z.B. russische Untertitel bei hebräischen Fernsehprogrammen!).<br />
Russisch ist in schriftlichen Quellen seit dem 11. Jahrhundert überliefert. Dabei handelt es sich um Abschriften altkirchenslawischer<br />
Texte, die ostslawische sprachliche Eigenheiten aufweisen. Eine historische Besonderheit sind die<br />
sogenannten Birkenrindenurkunden aus dem <strong>12</strong>. bis 15. Jahrhundert, die bei Ausgrabungen in Nordwestrussland gefunden<br />
wurden und Einblick in Privatkorrespondenz des spätmittelalterlichen Bürgertums bietet. Aber erst ab dem 14.,<br />
15. Jahrhundert lassen sich die ostslawischen <strong>Sprachen</strong> Russisch, Weißrussisch und Ukrainisch sprachlich voneinander<br />
unterscheiden, so dass viele der altrussischen Texte ebenso altweißrussisch oder altukrainisch genannt werden<br />
könnten.<br />
Der russische Wortschatz zeigt Spuren zahlreicher Kontakte und Konfl ikte in der russischen Geschichte, z.B. mit den<br />
Warägern (Wikingern) im Mittelalter, den in Teilen Russlands ansässigen fi nnisch-ugrischen Völkern, den Tataren, unter<br />
deren Herrschaft Russland von <strong>12</strong>80 bis 1480 stand, den griechischen religiösen Texten und den sprachlichen und<br />
kulturellen Einfl üssen aus Deutschland, den Niederlanden und Frankreich.<br />
Seit Beginn der Überlieferung wird Russisch mit kyrillischen Buchstaben geschrieben, die in ihrer Gestalt mehrmals,<br />
zuletzt 1918, vereinfacht und in ihrer Zahl verringert wurden.<br />
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