CIMA 63 Titel Inhalt
CIMA 63 Titel Inhalt
CIMA 63 Titel Inhalt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
87<br />
anscheinend gleichartigen astronomisch-astrologischen <strong>Inhalt</strong>en vollständig oder auch<br />
nur teilweise ediert ist, und damit kaum Vergleichsmöglichkeiten gegeben waren, um<br />
die Position der Handschrift Tübingen Md 2 im historischen Kontext zu bestimmen. 1<br />
Das Iatromathematische Kalenderbuch<br />
(Bl. 1r-50v)<br />
Selbst bereits vorhandene Kenntnisse über die inhaltliche Zusammensetzung gingen<br />
wieder verloren. Schon früh hatte HAUBER in einem Artikel auf den astromedizinischen<br />
Kalenderteil in Tübingen Md 2 hingewiesen, eine recht eindeutige Definition im<br />
Gegensatz zu ZINNER, der Tübingen Md 2 unter dem Stichwort „Volkskalender (für<br />
1404)―, bezogen auf Bl. 1-33v und 40-50, verzeichnete. 2 Tatsächlich lautet das Explicit<br />
des ersten Teiles …vnd alo hat der kalender eyn ende myt clugem ynne der gemacht<br />
it des jars vneres heren 1400 vnd 4 jare (Bl. 49va). Die Entstehungszeit des<br />
Monatskalenders am Beginn, der zum Typ des Immerwährenden Kalenders<br />
(Calendarium perpetuum) gehört, ist damit festgelegt auf 1400/1404, eine Zeitangabe,<br />
die irrtümlich auch auf die Entstehung der Handschrift bezogen wurde, die aber<br />
tatsächlich erst für das dritte Viertel des 15. Jahrhunderts anzusetzen ist.<br />
Auch der Sonnenlauf durch die zwölf Tierkreiszeichen ist auf dieser Basis berechnet:<br />
…vnd it zu wien das der sonnen lauff der jn diem kalender gechr(ieben) tat it<br />
gerechent vff das das man zalt von critus geburt 1404 jahre alo das jn dem funfften<br />
jare nach 1400 jaren fahet er an myt der onnen lauffe… (33rb). Die Tabellen für die<br />
Berechnung des Mondzyklus‘ beziehen sich auf die Jahre 1404 bis 1479 (Bl. 7v-8v), 3<br />
und die Angaben zur Ekliptik nach der Jahrhundertmitte auf die Jahre 1452 bis 1455<br />
(Bl. 10rv). Diese wieder auf vier Jahre (mit Einschluß eines Schaltjahres) bezogenen<br />
komputistischen Angaben könnten auf eine spätere Aktualisierung hindeuten. Auf die<br />
1 Die noch immer umfassendste, wenn auch mit Fehleinschätzungen behaftete Beschreibung<br />
der Handschrift Tübingen Md 2 und ihres <strong>Inhalt</strong>s, sowie ein beschreibendes Verzeichnis der<br />
Sternbilder bei HAUBER, 1916, S. 3-33, 93-103, 123-208, 225-238, 249-256; Abb. 1, 3-5, 7-11,<br />
13, 17, 20, 25, 28, 33. – Generelles auch in der Einleitung zu den astronomisch-astrologischen<br />
Handschriften und besonders im Verzeichnis der Federzeichnungen: KATALOG der<br />
deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters (im folgenden zitiert KATALOG),<br />
Bd. 1, 1991, S. 339-344 (zu Abteilung 11: Astrologie/ Astronomie) und S. 448-450 (= Abt.<br />
11.4.43: Tübingen Md 2). – Über die Bildbeschreibungen hinausgehend auch besonders zu<br />
Tübingen Md 2: BLUME, 2000, S. 162-177 u. Abb. – Vgl. auch die grundlegenden Beiträge von<br />
KEIL/LENHARDT/WEISSER im Kommentarband zur Faksimileausgabe des Nürnberger Kodex<br />
Schürstab (Zürich, Zentralbibliothek, Ms. C 54), eines Iatromathematischen Hausbuchs. – Im<br />
hier vorliegenden Band siehe die Beiträge von Gerd BRINKHUS, ‚Beschreibung der<br />
Handschrift…‘ und von David JUSTE, ‚Introduction to the Astrological-Divinatory<br />
Manuscript…‘.<br />
2 HAUBER, 1914, S. 8-13. – ZINNER, 1925, S. 354, Nr. 11535. – ZINNER, 1952, S. 46-50. –<br />
KATALOG, Bd. 1, 1991, 11.4.43, Text 1-12.<br />
3 Dieser Zeitraum stimmt überein mit dem „Kalender für 1404-1479 in St. Gal. 610, 13-36―:<br />
ZINNER, 1925, S. 173, Nr. 5364. – BREVART, 1995/1996, S. 232 mit Abb. einer Tafel mit<br />
identischen Berechnungen für die gleiche Zeit aus Kane MS 52.