CIMA 63 Titel Inhalt
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Hälfte finden sich verschiedene kleine szenische Darstellungen von bäuerlichen,<br />
handwerklichen, künstlerischen, häuslichen und höfischen Tätigkeiten. 27<br />
Die Kunst der Astronomie und Geomantie<br />
(Bl. 272v-311v)<br />
Eine ganzseitige, sehr eindrucksvolle Federzeichnung stellt das ikonographisch in der<br />
Tradition der Lehrer-Schüler-Szenen stehende <strong>Titel</strong>bild zu diesem VI. Teil des<br />
Kompendiums dar: Unter einer Sternensphäre sitzt links auf einem Thron ein König<br />
mit dem Zepter in der Hand (Beischrift: rex ptholomavs), rechts sitzt ein Gelehrter<br />
(Beischrift: pithagras?), der auf den Knien einen geöffneten Codex mit Abbildungen<br />
unter den Überschriften atroñomia und geom/cia hält. Das Bild illustriert die<br />
vorausgegangene Einleitung zu diesem Teil: PTholomeus eyn romch(er) konig vnd<br />
pytagores in naturlicher meite(r) die zwen haben die kunte funden vnd jn tafelen<br />
geatzt die gar werlich hant gearbeitet jn der nature vnd angeicht der hiemelcher<br />
ternen…; die Textpassage endet mit den Worten …das got alles wenden mag Amen<br />
(Bl. 272va-273ra). 28 <strong>Inhalt</strong>lich ist das Bild in die Gruppe der „Erfinder― der Artes<br />
einzuordnen.<br />
Welche kunt hier gemeint ist und was ihr Gegenstand ist, wird sodann ausgeführt<br />
…Pytagores vnd ptholomeus die zwen meiter jn der kunt Atronomya bechribent vns<br />
die figuren vnd ie prechen das die figuren nemment zu hundert jaren eynen graden<br />
lauff (Bl. 273v/274ra). Gleich darauf folgend wird das Verhältnis von Astronomie und<br />
27 HAUBER, 1916, S. 22-28 (vollständige Wiedergabe der Textteile), S. 93-103 (Beschreibung<br />
der Bilder), S. 264-268 (Planetenkinderbilder), Abb. 17, 24, 29, 36, 41, 47. – Edition<br />
STEGEMANN, 1944, S. 35-59. – KATALOG, 1991, Bd. 1, 11.4.43, S. 456-457 (Text Nr. 18). –<br />
BLUME, 2000, S. 52-<strong>63</strong>, 162-1<strong>63</strong>, 173-175, Taf. 40-41, Abb. 226-229. – Vgl. auch das Saturnbild<br />
in Berlin, SBB-PK, Ms.germ.fol.244, Abb. in: Aderlass und Seelentrost, 2003, Kat. 173, S. 365,<br />
und die illustrierte Handschrift (1497) Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek,<br />
Cod.29.14.Aug.4°, Bl. 86v-91v: Die Planeten und ihr Einfluß auf die unter ihrer Herrschaft<br />
geborenen Kinder (HEINEMANN, 1900, S. 350f., Nr. 3336), sowie weitere illustrierte<br />
Handschriften: KATALOG, Bd. 1, 1991, Kap. 11.4. – Im Bild der Venuskinder erscheint vor einem<br />
höfischen Festzug ein Herold mit einer Trompete, die ein mit drei Hirschgeweihstangen<br />
dekoriertes Fahnentuch ziert. Die Bedeutung der Wappenfigur in diesem bildlichen Kontext ist<br />
nicht klar. In der Heraldik als Wappen seit ca. 1400 belegt für den Grafen von Württemberg, den<br />
Grafen von Nellenberg, den Grafen von Landau, Haus Württemberg und den Grafen von<br />
Veringen, Schwaben (Uffenbachsches Wappenbuch, Hamburg, SUB, Cod.90b in scrin., Bl. 23ra,<br />
25rb, 23rc und 22ra). – S. dazu BRINKHUS, Beschreibung der Handschrift…‘. – BLUME, 2000, S.<br />
165, Abb. 183 verweist auf ein Planetenbuch (Blockbuch, Basel, um 1465/70 – nicht „um<br />
1430―!) mit einem ikonographisch nahestehenden Holztafeldruck der Venuskinder, wo an der<br />
Posaune des Herolds das Basler Stadtwappen gezeigt wird (Fünf Jahrhunderte Buchillustration.<br />
Meisterwerke der Buchgraphik aus der Bibliothek Otto Schäfer. Hrsg. vom Germanischen<br />
Nationalmuseum Nürnberg. Nürnberg 1987. Kat.-Nr. 2, Abb.).<br />
28 In vielen Texten kommt die Verbindung der Autoritäten Ptolemäus/Aristoteles vor, seltener<br />
wie hier Ptolemäus/Pythagoras: MÜLLER, 1971, S. 62-70. Vgl. aber oben Anm. 22 zum Losbuch<br />
des Astrampsychos. Auffällig ist, daß Aristoteles in Tübingen Md 2 überhaupt an keiner Stelle<br />
erwähnt wird.