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CIMA 63 Titel Inhalt

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Anrufungsinstanz übernommen hat, verkündet das Ergebnis, das den Menschen zur<br />

Selbsterkenntnis leiten kann, seinem prognostizierten Lebenslauf Normen und damit<br />

Ordnung verleiht, den rechten Zeitpunkt für sein Handeln bestimmt und Antworten auf<br />

die bedeutenden Lebensfragen erteilt. Die Kunst der Geomantie wird keinesfalls als<br />

willkürlich ausgeübte Wahrsagerei und Aberglauben, Magie oder Negromantie, oder<br />

gar als Spielerei verdammt. 31 Die Handschrift Tübingen Md 2 bietet für diese<br />

Auffassung anscheinend den einzigen – bisher aber nicht dokumentierten – Nachweis<br />

und Beleg.<br />

Charakteristisch für die praktische Ausübung der ‚Geomantie aus Indien‘ ist eine Art<br />

alphanumerische Methode als Ausgangsbasis, die in verschiedenen Tabellen dargestellt<br />

wird, in Verbindung mit dem Geburtsnamen des fragenden Individuums und dem<br />

seiner Mutter und das Ergebnis auf der Grundlage der sechzehn geomantischen Figuren<br />

ist die literarische Form des kodifizierten Frage- und Antworten-Katalogs: Von den<br />

fragen vnd zalen der figuren / Nv olt nehmen alle figuren jn der Geomantien nach den<br />

als die gefallent jn eyner iglichen quetion… (Bl. 285va); die Einzelheiten dieser<br />

Methode zur Herstellung der sechzehn Punktfiguren werden auch erklärt (Bl. 276va). 32<br />

Wie schon im Teil II über die zwölf Tierkreiszeichen zu bemerken war, scheinen sich<br />

auch im Teil VI über die sechzehn geomantischen Figuren nach den Textaussagen<br />

wieder unterschiedliche Quellen und Traditionen zu vermischen: Punktierkunst,<br />

Sandkunst, Steinkunst, Onomatomantia, Astromedizin, Mondwahrsagetexte. 33<br />

Nach dem einleitend-erklärenden Abschnitt werden zunächst listenmäßig die sechzehn<br />

gezählten geomantischen Figuren unter ihrer deutschen Bezeichnung (die lateinischen<br />

Bezeichnungen wurden nachträglich eingefügt) als Teil des makrokosmischen Systems<br />

vorgestellt; sie sind verbunden mit dem Namen eines Planeten und Tierkreiszeichens,<br />

einem der vier Elemente, ihrer Bewegung oder Position, einem Buchstaben (aus der<br />

Alphabetfolge a, b, c, d, e, f, g, j, l, m, n, o, p, r, s, t), sowie der Bewertung nach gut<br />

und böse. Die Buchstaben sind ein neues Element im System der Onomatomantia, das<br />

wiederholt in verschiedenen Tabellen dargestellt wird (Bl.274rb, 286rb/va, 287r,<br />

294r). 34<br />

Ein weiterer Abschnitt befaßt sich mit den Häusern von zwölf der Figuren in<br />

Verbindung mit den zwölf Tierkreiszeichen unter der Rubrik Hie nach wollen wir<br />

agen von den hueren der 16 figuren vnd der elben 16 figuren vereynygen ich 12 mit<br />

den 12 zeichen des hiemels. Die Bedeutungen dieser ‚Häuser‘ waren ebenfalls schon in<br />

31 BOEHM, Geomantie. – Zu Hartliebs ‚Buch von den verbotenen Künsten‘: FÜRBETH, 1989,<br />

S. 57-70.<br />

32 EIS, 1956, S. 13-16, 49-52 (‗Phisitors Onomatomantia‘). – JUSTE, ‚Introduction…‘ 4,3. –<br />

Möglicherweise könnte eine Beziehung zu einem Fragenkatalog unter der Bezeichnung<br />

„Quaestiones― hergestellt werden, der Michael Scotus zugeschrieben wurde: THORNDIKE, 1965,<br />

S. 8.<br />

33 Die ‚Geomantie aus Indien‘ und das Wahrsagebuch Alchandrinus bzw. Archandrinus im<br />

‚Liber introductorius‘ des Michael Scotus s. THORNDIKE, 1965, S. 79-82 u. 96.<br />

34 Zur Verbindung von Buchstaben und Tierkreiszeichen vgl. DYROFF, 1903, S. 469-472.

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