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CIMA 63 Titel Inhalt

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für einen langen Zeitraum gültige Hauptfunktion des Kalenders bei der Festlegung der<br />

beweglichen kirchlichen Festtage wird noch nach dem Ende des Kalenderbuchs in Text<br />

und Bild ausführlich verwiesen (Bl. 49vab). 4<br />

Francis BRÉVART hat in seiner Untersuchung des deutschen ‚Volkskalenders‘ im 15.<br />

Jahrhundert 45 Handschriften einer (umfangreicheren) Version A festgestellt‚ die wohl<br />

auch die in dieser Liste nicht erwähnte Handschrift Tübingen Md 2 bietet, und 25<br />

Handschriften einer kürzeren Version B. Bedeutsam in diesem Zusammenhang ist der<br />

Verweis auf Johannes Münzinger, Magister und Leiter der Schule in Ulm, der 1404 ein<br />

lateinisches Kalendarium zusammenstellte, das dann von seinem Schüler Johannes<br />

Wissbier von Gmunden (am Traunsee) bearbeitet und erweitert und wahrscheinlich<br />

auch 1405 ins Deutsche übersetzt wurde. 5 Sollten sich diese Beziehungen bestätigen<br />

lassen, so könnten hinter dem berichtenden gelehrten Ich im Kalenderteil von Tübingen<br />

Md 2 sowohl Johannes Münzinger in Verbindung mit der Jahreszahl 1404 und auch<br />

Johannes Wissbier von Gmunden als Bearbeiter und Übersetzer für die deutsche<br />

Fassung, die sogar eine bemerkenswerte Kalenderreform einschließt, stehen: …Es it<br />

auch vorbas zu wien das der tag an fahet zu myttemtage nach dem kalender als die<br />

atronomi an fahent Es it auch vorbas zu wien das ich die zit gerechent han des<br />

nuwen monets uß aluonci(us) tafel vnd finden die zit nach gewarem lauffe Aber die<br />

kalender die ich han geehen jn diem lande die hant die zit des nuwen monen<br />

gerechent nach dem myttel lauff vnd it der vndercheit groß aber das it nit gut zu<br />

becheiden den vngelerten vnd darombe ol nyemant gedencken das es vnrecht y obe<br />

dier kalender mit dem elben nit concordiert…; und noch eine weitere Neuerung für<br />

das regionale Kalenderwesen ist zu vermerken: …vnd it dier vorgech(rib)e(n)<br />

kalender geetzt myt aller rechenonge vff die lengde vner stat vlme die dem oriente<br />

naher it dan paris vmb 24 mynuten oder nahe da by (Bl. 46vab). Die hier erkennbare<br />

computistisch begründete Anpassung des Kalenderbuchs dürfte ihren Niederschlag in<br />

den Spalten der Kalendertafeln gefunden haben. Beachtenswert ist auch der indirekte<br />

Hinweis auf ein ursprünglich für Paris geschaffenes Kalenderwerk, wonach sich eine<br />

4 Zur Kalenderbenutzung vgl. Weisser, 1983, S. 147-155. – Zur Funktion der Kalendarien s.a.<br />

die Einführung PALMER, 1992, S. 14-18.<br />

5 BRÉVART, 1995/96, S. 224-265, s. besonders S. 226 mit Anm. 6-7: „The earliest German<br />

‚Volkskalender‘ now preserved in Augsburg [Universitätsbibliothek, Cod. III,1 4° 1 = KATALOG,<br />

Bd. 1, 1991, S. 372f., 11.4.2.] was compiled and perhaps translated in part or in its entirety from<br />

a Latin original by Johannes Wissbier of Gmünd in 1405…‖; und S. 238 mit Anm. 82-87: ―…that<br />

Johannes Münzinger, then rector of the grammar school in Ulm, composed a Latin<br />

‗Kalendarium‘ in 1404. His pupil, Johannes Wissbier of Gmünd, prepared an expanded version<br />

of this ‗Kalendarium‘ and probably translated it the text himself into German. That text of the<br />

‗Kalendarium‘ now preserved in the Augsburg manuscript, was completed on 17 January 1405<br />

and is considered to be the prototype of the calendrical section of ‗Volkskalender‘ Version A.‖ –<br />

BRÉVART/KEIL, Verfasserlexikon 2 , Bd. 7, 1991, Sp. 717 (zum Iatromathematischen Corpus bzw.<br />

Version A).

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