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CIMA 63 Titel Inhalt

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89<br />

Verbindung herstellen ließe zu dem in Paris lehrenden Johannes de Sacrobosco und<br />

seinen um 1232/35 entstandenen umfangreichen Traktat ‚De computo ecclesiastico‘. 6<br />

Der Monatskalender am Anfang mit der Einteilung in 18 Spalten ist ungewöhnlich<br />

differenziert, denn er verzeichnet neben den üblichen Angaben zur Bestimmung des<br />

Sonntagsbuchstabens und der Goldenen Zahl, die für die Festlegung der beweglichen<br />

Kirchenfeste im Jahreslauf notwendig waren, eben auch den täglichen Stand der Sonne<br />

und des Mondes, die Einteilung der Tierkreiszeichen und Planeten, den Mondkalender<br />

ebenso wie die Einteilung nach dem römischen Kalender. 7<br />

Die auf die Kalendertafeln folgenden Texte nun erklären mit Hilfe von komputistischen<br />

Tabellen und bildlichen Darstellungen die in den Spalten des Monatskalenders<br />

vorkommenden Zeichen und Begriffe und ihre Bedeutung, sowie astromedizinische<br />

Zusammenhänge. Dazu gehören die historischen Grundregeln der Zeitordnung wie<br />

zum Beispiel die Zeiteinteilung des römischen Kalenders mit nonus, jdus oder kalendus<br />

(Bl. 30ra-32rb). Die Wochentage hatten nicht nur eine wesentliche Funktion als Teil<br />

der Zeitbestimmung, sondern die Einteilungen des Monatskalenders galten auch für die<br />

richtige Anwendung der an Wochentage (Planetenwoche) oder Mondstand gebundenen<br />

Laßregeln, anschaulich dargestellt in der Figur des laman, eigentlich ein<br />

Tierkreiszeichenmann 8 (Bl. 12v, 17vb-22v), wie die durch den Wechsel der<br />

Jahreszeiten (Bl. 23r) oder der Winde 9 (Bl. 13v) angenommenen Einflüsse auf die<br />

Gesundheit des Menschen, ebenso wie für die Wetter-Prognostik allgemein (Bl. 24vb-<br />

29rb). Integriert ist ein Auszug aus einem Arnolt von Monpolier zugeschriebenen<br />

‚Regimen sanitatis‘. 10 Der letzte Teil des Kalenders befaßt sich mit der kunste<br />

6 Nach der Beschreibung BRÉVART/FOLKERTS, Verfasserlexikon 2 , Bd. 4, 1986, Sp. 735 hat<br />

das Werk den Kalender zum Gegenstand mit Abhandlungen über die Zeiteinteilung (Sekunde,<br />

Minute, Stunde, Tag, etc.) und unterscheidet dabei zwischen dem natürlichen Tag und dem<br />

Lichttag und zwischen Sonnen- und Mondjahr und unterrichtet auch z.B. über<br />

Sonntagsbuchstaben, Schaltjahr, Jahreszeiten, Mondalter. Der nicht edierte Traktat ist u.a.<br />

überliefert in Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod.19 Aug.2°, 84r ff.<br />

7 Vgl. vorhergehend die Beschreibung der Kalendertafeln im ‚Verzeichnis der<br />

Federzeichnungen, Tabellen, Rubriken und Initien der Abschnitte‘, Teil I,1.<br />

8 SUDHOFF, 1914, S. 216f. – Zum Darstellungstyp des Laßmännchens und des Tierkreiszeichenmanns<br />

(später auch Mikrokosmos): Lenhardt, 1983, S. 186-189. – GUNDEL, 1992, S. 131-<br />

135 (zum Typ des ‚homo signorum‘ in verschiedenen Handschriften), S. 184 u. S. 327f., Kat.-Nr.<br />

456-459. – Zu vergleichen sind auch die Lehrbilder des Tierkreiszeichenmanns und die<br />

Aderlaßfiguren mit lateinisch-deutschen Beischriften in einer Handschrift (Washington, Library<br />

of Congress, Rosenwald Ms. 3, fol. 1v-3v; bayerisch?, nach 1420 ?): WIRTH, 1992, S. 259-260,<br />

2<strong>63</strong>-265, Abb. 2-4. – Ebenso eine ganz ähnliche Federzeichnung ‗Tierkreiszeichenmann‘ in<br />

Heinrich Laufenbergs ‚Regimen‘ (Berlin, SBB-PK, Ms.germ.fol.1191, Bl. 23v; Elsaß/Straßburg?,<br />

um 1450/60. Abb. in: Aderlass und Seelentrost, 2003, S. 348.<br />

9 HOLL, 1972, 4, Sp. 532-533. – S. auch die Zodiakdarstellung mit den vier Winden Bl. 43r<br />

(dazu BLUME, 2000, S. 173, Abb. 221).<br />

10 …hat die regel der geuntheit gemacht Meiter Arnolt von Monpolier (Bl. 14va). Von<br />

HAUBER, 1916, S. 6 identifiziert als Arnald von Villanova. – Zu Arnolt vgl. auch ZINNER, 1925,<br />

S. 230, Nr. 7365 „Montpellier― u. S. 205, Nr. 6509: Ulm 13883, f. 45-54. – Zu Auszügen aus der<br />

ps.-arnaldischen ‚Regel der Gesundheit‘ nach Konrad von Eichstätt (Vierundzwanzig-

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