Visuelle Modelle - edoc-Server der BBAW - Berlin ...
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Das Fotogramm als visuelles Modell?<br />
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Zellen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Strukturen anzeigen, zu beeinflussen.« 24 Dagegen wurden die<br />
Fotogramme, die im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>der</strong><br />
Visualisierung nichtsichtbarer Strahlen dienen sollten, in <strong>der</strong> Regel nur dann als<br />
beweiskräftig eingestuft, wenn sie ein Ikon enthielten o<strong>der</strong> um einen weiteren<br />
Index, wie beispielsweise eine Bildunterschrift, Linien o<strong>der</strong> Markierungen, ergänzt<br />
wurden. Darüber hinaus musste die Visualisierung überprüfbar sein. Derselbe<br />
Strahlungstyp musste unter vergleichbaren Umständen ein ähnliches Bild<br />
hervorrufen. Dass dies gelingen konnte, zeigt das Beispiel <strong>der</strong> Entdeckung des<br />
Ultravioletts durch Johann Wilhelm Ritter.<br />
Das Fotogramm als Indikator – die Entdeckung des Ultravioletts<br />
An<strong>der</strong>s als Rohm, <strong>der</strong> die von ihm postulierte Strahlung auch durch Fotogramme<br />
nicht nachweisen konnte, da diese we<strong>der</strong> anschaulich noch wie<strong>der</strong>holbar waren,<br />
erstellte <strong>der</strong> deutsche Physiker Johann Wilhelm Ritter bereits zu Beginn des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
fotografische Visualisierungen, die durch ihren hohen Informationsgehalt<br />
maßgeblich zur Erforschung des Sonnenspektrums beitragen konnten. Noch<br />
bevor �omas Wedgwood und Humphry Davy im Juni 1802 in den Journals of<br />
the Royal Institution of Great Britain die Möglichkeit beschrieben, die Lichtempfindlichkeit<br />
von Silbernitrat zu nutzen, um Gegenstände <strong>der</strong> sichtbaren Welt zu<br />
reproduzieren, 25 hatte Ritter fotosensible Silberverbindungen eingesetzt, um eine<br />
vermutete unsichtbare Strahlung nachzuweisen. Indem er die Temperatur <strong>der</strong><br />
verschiedenen Farben des Sonnenspektrums mit Hilfe eines hochempfindlichen<br />
�ermometers maß, hatte <strong>der</strong> deutsch-britische Astronom Friedrich Wilhelm<br />
Herschel 1800 nachweisen können, dass eine kalorische Strahlung außerhalb des<br />
sichtbaren Spektrums existiert. Daraus, dass das �ermometer jenseits des Rots<br />
in dem Bereich, den wir heute Infrarot 26 nennen, eine noch höhere Temperatur<br />
anzeigte als im roten Bereich, schloss Herschel, dass das Sonnenspektrum nicht<br />
nur aus den bekannten sichtbaren, son<strong>der</strong>n auch aus nichtsichtbaren Emissionen<br />
zusammengesetzt sein müsse. Erstmals war es mit <strong>der</strong> Auffindung des Infrarots gelungen,<br />
eine unsichtbare Strahlung nachzuweisen.<br />
24 Alexan<strong>der</strong> Bruce: Topographical Atlas of the Spinal Cord, London 1901, [S. 2]. (Übersetzung<br />
von C. A.) Siehe auch Daston, Galison 2002 (wie Anm. 3), S. 84<br />
25 H[umphry] Davy, T[homas] Wedgwood: »An Account of a Method of Copying Paintings<br />
upon Glass and of Making Profiles by Agency of Light upon Nitrate Silver«. In: Journals of<br />
the Royal Institution of Great Britain 1.9 (22. Juni 1802), S. 170–174. Wedgwood und Davy<br />
war es sowohl gelungen, Fotogramme verschiedener Objekte als auch mit Hilfe einer Camera<br />
Obscura erzeugte Fotografien auf silbernitratgetränktem Papier o<strong>der</strong> Le<strong>der</strong> herzustellen.<br />
26 Aufgrund ihrer Wärmewirkung nannte Herschel die Strahlung, die später als Ultrarot o<strong>der</strong><br />
Infrarot bezeichnet werden sollte, »Calorific Rays«. Siehe William Herschel [d. i. Fiedrich<br />
Wilhelm Herschel]: »Investigation of the Powers of the Prismatic Colours to Heat and Illuminate<br />
Objects«. In: Philosophical Transactions of the Royal Society of London 90.2<br />
(1800), S. 255–283; hier S. 273.