Visuelle Modelle - edoc-Server der BBAW - Berlin ...
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Semantik in visuellen <strong>Modelle</strong>n<br />
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räumlichen Navigierens, während an<strong>der</strong>e Bewegungsmöglichkeiten ausgeschlossen<br />
sind. Alle körperlichen Lebewesen sind daher per se in einen Kontext aus<br />
Bedingungen und Möglichkeiten eingebunden, <strong>der</strong> ihnen die Ausführung bestimmter<br />
Handlungen erlaubt und an<strong>der</strong>e verbietet. Hinzu kommen physikalische<br />
Bedingungen und Möglichkeiten unbelebter Körper im Raum, <strong>der</strong>en Eigenschaften<br />
sich sowohl auf die Interaktion von Lebewesen untereinan<strong>der</strong> als<br />
auch auf den Umgang von Lebewesen mit unbelebten Objekten vererben. Zu<br />
solchen kontextuellen Constraints zählt beispielsweise die Tatsache, dass nicht<br />
zwei o<strong>der</strong> mehr Gegenstände zeitgleich den selben Ort einnehmen können, dass<br />
Gegenstände, die über keine Unterlage verfügen, solange herab fallen, bis sie auf<br />
eine Unterlage treffen, o<strong>der</strong> dass nach Konstruktion einer festen Verbindung zwischen<br />
zwei Gegenständen diese nicht mehr unabhängig voneinan<strong>der</strong> bewegt werden<br />
können. Erfahrungen dieser Konstellationen und Abläufe, die körperlich<br />
und physikalisch bedingt elementare Bestandteile des Lebens körperlicher Wesen<br />
sind, wirken sich kognitiv auf die erlebenden Lebewesen aus. Raumkognition ist<br />
daher nicht nur ein isolierter Teil menschlichen Denkens, in dem es ausschließlich<br />
um physische Motorik geht. Die Fähigkeiten, Raum wahrzunehmen und<br />
kognitiv mit Raum umzugehen, dienen nicht allein <strong>der</strong> Kontrolle körperlicher<br />
Bewegung und dem Verlagern <strong>der</strong> eigenen Position im Raum. Stattdessen bilden<br />
räumliche Orientierung und physische Navigation, neben möglichen weiteren<br />
transzendentalen Bedingungen und Möglichkeiten des Denkens, unabdingbare<br />
Grundlagen höher stehen<strong>der</strong> kognitiver Operationen, insbeson<strong>der</strong>e Fähigkeiten<br />
<strong>der</strong> Abstraktion und des Zeichengebrauchs.<br />
Wodurch ist die enge Verknüpfung zwischen konzeptuellen <strong>Modelle</strong>n und <strong>der</strong><br />
Darstellung als visuelle <strong>Modelle</strong> begründet? Eine Erklärung besteht darin, dass<br />
sowohl <strong>der</strong> grafischen Visualisierung als Diagramm als auch dem Verständnis <strong>der</strong><br />
Semantik des in <strong>Modelle</strong>n ausgedrückten Wissens inhärent gleichartige Prinzipien<br />
zu Grunde liegen. Menschen interagieren als körperliche Lebewesen in und mit<br />
einer räumlichen Umwelt. Die sich dabei ausprägenden kognitiven Muster und<br />
Schemata bilden sowohl eine Grundlage zur Beschreibung visueller Diagramme<br />
als auch zur Erfassung <strong>der</strong> komplexen interdependenten Semantik konzeptueller<br />
<strong>Modelle</strong>. Eine Erklärung für die zu beobachtende »Klarheit«, »Verständlichkeit«<br />
und inhärente Konsistenz visueller <strong>Modelle</strong> liegt darin, dass die Regularitäten des<br />
physikalischen Raums ein wi<strong>der</strong>spruchsfreies und konsistentes System bilden.<br />
Diese positiv gegebenen Regularitäten prägen sich in unserem Denken auf grundlegende<br />
Weise ein und werden sowohl bei <strong>der</strong> visuellen Darstellung von Diagrammen<br />
als auch beim Umgang mit konzeptuellen <strong>Modelle</strong>n auf abstrakte Konzepte<br />
metaphorisch übertragen.<br />
Die �eorie <strong>der</strong> Image Schemata bietet einen ausgearbeiteten Fundus an<br />
Grundbegriffen, die bedeutungskonstituierende Muster und Konstellationen benennen.<br />
Nach dem Anspruch <strong>der</strong> Vertreter <strong>der</strong> Embodied Cognition tragen diese<br />
generell zur Konstitution <strong>der</strong> Semantik von Zeichen bei. Als gemeinsame Grundlage<br />
begrifflicher wie diagrammatischer Bedeutungskonstitution kann die �eorie<br />
<strong>der</strong> Image Schemata gerade an dem Nexus ansetzen, <strong>der</strong> die Verwendung visueller