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Visuelle Modelle - edoc-Server der BBAW - Berlin ...

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Semantik in visuellen <strong>Modelle</strong>n<br />

295<br />

räumlichen Navigierens, während an<strong>der</strong>e Bewegungsmöglichkeiten ausgeschlossen<br />

sind. Alle körperlichen Lebewesen sind daher per se in einen Kontext aus<br />

Bedingungen und Möglichkeiten eingebunden, <strong>der</strong> ihnen die Ausführung bestimmter<br />

Handlungen erlaubt und an<strong>der</strong>e verbietet. Hinzu kommen physikalische<br />

Bedingungen und Möglichkeiten unbelebter Körper im Raum, <strong>der</strong>en Eigenschaften<br />

sich sowohl auf die Interaktion von Lebewesen untereinan<strong>der</strong> als<br />

auch auf den Umgang von Lebewesen mit unbelebten Objekten vererben. Zu<br />

solchen kontextuellen Constraints zählt beispielsweise die Tatsache, dass nicht<br />

zwei o<strong>der</strong> mehr Gegenstände zeitgleich den selben Ort einnehmen können, dass<br />

Gegenstände, die über keine Unterlage verfügen, solange herab fallen, bis sie auf<br />

eine Unterlage treffen, o<strong>der</strong> dass nach Konstruktion einer festen Verbindung zwischen<br />

zwei Gegenständen diese nicht mehr unabhängig voneinan<strong>der</strong> bewegt werden<br />

können. Erfahrungen dieser Konstellationen und Abläufe, die körperlich<br />

und physikalisch bedingt elementare Bestandteile des Lebens körperlicher Wesen<br />

sind, wirken sich kognitiv auf die erlebenden Lebewesen aus. Raumkognition ist<br />

daher nicht nur ein isolierter Teil menschlichen Denkens, in dem es ausschließlich<br />

um physische Motorik geht. Die Fähigkeiten, Raum wahrzunehmen und<br />

kognitiv mit Raum umzugehen, dienen nicht allein <strong>der</strong> Kontrolle körperlicher<br />

Bewegung und dem Verlagern <strong>der</strong> eigenen Position im Raum. Stattdessen bilden<br />

räumliche Orientierung und physische Navigation, neben möglichen weiteren<br />

transzendentalen Bedingungen und Möglichkeiten des Denkens, unabdingbare<br />

Grundlagen höher stehen<strong>der</strong> kognitiver Operationen, insbeson<strong>der</strong>e Fähigkeiten<br />

<strong>der</strong> Abstraktion und des Zeichengebrauchs.<br />

Wodurch ist die enge Verknüpfung zwischen konzeptuellen <strong>Modelle</strong>n und <strong>der</strong><br />

Darstellung als visuelle <strong>Modelle</strong> begründet? Eine Erklärung besteht darin, dass<br />

sowohl <strong>der</strong> grafischen Visualisierung als Diagramm als auch dem Verständnis <strong>der</strong><br />

Semantik des in <strong>Modelle</strong>n ausgedrückten Wissens inhärent gleichartige Prinzipien<br />

zu Grunde liegen. Menschen interagieren als körperliche Lebewesen in und mit<br />

einer räumlichen Umwelt. Die sich dabei ausprägenden kognitiven Muster und<br />

Schemata bilden sowohl eine Grundlage zur Beschreibung visueller Diagramme<br />

als auch zur Erfassung <strong>der</strong> komplexen interdependenten Semantik konzeptueller<br />

<strong>Modelle</strong>. Eine Erklärung für die zu beobachtende »Klarheit«, »Verständlichkeit«<br />

und inhärente Konsistenz visueller <strong>Modelle</strong> liegt darin, dass die Regularitäten des<br />

physikalischen Raums ein wi<strong>der</strong>spruchsfreies und konsistentes System bilden.<br />

Diese positiv gegebenen Regularitäten prägen sich in unserem Denken auf grundlegende<br />

Weise ein und werden sowohl bei <strong>der</strong> visuellen Darstellung von Diagrammen<br />

als auch beim Umgang mit konzeptuellen <strong>Modelle</strong>n auf abstrakte Konzepte<br />

metaphorisch übertragen.<br />

Die �eorie <strong>der</strong> Image Schemata bietet einen ausgearbeiteten Fundus an<br />

Grundbegriffen, die bedeutungskonstituierende Muster und Konstellationen benennen.<br />

Nach dem Anspruch <strong>der</strong> Vertreter <strong>der</strong> Embodied Cognition tragen diese<br />

generell zur Konstitution <strong>der</strong> Semantik von Zeichen bei. Als gemeinsame Grundlage<br />

begrifflicher wie diagrammatischer Bedeutungskonstitution kann die �eorie<br />

<strong>der</strong> Image Schemata gerade an dem Nexus ansetzen, <strong>der</strong> die Verwendung visueller

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