31.10.2012 Aufrufe

Visuelle Modelle - edoc-Server der BBAW - Berlin ...

Visuelle Modelle - edoc-Server der BBAW - Berlin ...

Visuelle Modelle - edoc-Server der BBAW - Berlin ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

230<br />

Bei »Hausbrot – Schwartz’sche Villa« I und II und den »Fliegenden Bauten«<br />

handelt es sich um zwei Varianten künstlerischer Modell-Architektur. Die Arbeiten<br />

sind ausgesprochen unterschiedlich, obwohl sie aus ähnlichen Überlegungen hervorgegangen<br />

sind. Aus heutiger Sicht kommt mir keine von beiden abschließend<br />

o<strong>der</strong> auch nur befriedigend vor. Beide sind erste Ansätze bei dem Versuch, das<br />

�ema künstlerisch zu erfassen und zu entwickeln.<br />

Brot als Architekturmodell<br />

Katrin Käthe Wenzel<br />

Obwohl die Zeichnung als klassisches Entwurfsmedium <strong>der</strong> Architektur gilt, gab<br />

und gibt es Architekten, die die ersten Skizzen in plastischen Materialien ausführen.<br />

Das gilt für Michelangelo, <strong>der</strong> grundsätzlich dem »plastischen Ton« vor dem<br />

»sperrigen Holz« 6 den Vorzug gab. Horst Bredekamp sieht diese Vorliebe in einer<br />

anatomischen Auffassung von Architektur begründet, die das Modell als »Etappe<br />

des Vortastens« und in ständiger Entwicklung begriffen versteht. 7 Eine plastischexperimentale<br />

Vorgehensweise lässt sich an Antoni Gaudìs hochbeweglichen, aus<br />

Schnüren und Sandsäcken verbundenen <strong>Modelle</strong>n zur Erkundung von Bögen<br />

und Statik ablesen, und eine vergleichbare dynamische Modell-Auffassung vertritt<br />

Frank O. Gehry, <strong>der</strong> bei seinen Entwürfen zwar von Zeichnungen ausgeht, für den<br />

aber die Entwicklung am Modell entscheidend ist. Seine <strong>Modelle</strong>, die aus den verschiedensten,<br />

häufig als unorthodox betrachteten Materialien entstehen, unterlaufen<br />

fortwährende Mutationen <strong>der</strong> Umformung, <strong>der</strong> Zerstörung und des Wie<strong>der</strong>aufbaus.<br />

Er selbst betont die Notwendigkeit <strong>der</strong> Arbeit mit dem Material und<br />

dessen, was er als »material resistence« und »tactile feedback« 8 bezeichnet, bevor die<br />

so gefundenen Formen am Computer digital weiterentwickelt werden. Gehry, <strong>der</strong><br />

bei seinem Entwurf für den Neuen Zollhof in Düsseldorf unter an<strong>der</strong>em einen drapierten<br />

Putzlumpen als Modell verwendet hat, 9 betont die Wichtigkeit seiner sich<br />

immerfort wandelnden <strong>Modelle</strong> nicht nur für den Prozess <strong>der</strong> Formfindung, son<strong>der</strong>n<br />

auch für die Verständigung mit den Kundinnen und Kunden, denen sich<br />

<strong>der</strong> Stand <strong>der</strong> Arbeit am Modell klarer und plastischer mitteilt als an einer Zeichnung<br />

und <strong>der</strong>en Vorstellungen durch ausgiebige Gespräche wie<strong>der</strong> in das Modell<br />

zurückfließen. 10<br />

Gehrys <strong>Modelle</strong> funktionieren also nicht nur als plastische Masse, aus <strong>der</strong> sich<br />

die endgültige Form des zukünftigen Gebäudes durch eine Serie von Mutationen<br />

6 Horst Bredekamp: »Michelangelos Modellkritik«. In: Bernd Evers (Hg.): Architekturmodelle<br />

<strong>der</strong> Renaissance. Die Harmonie des Bauens von Alberti bis Michelangelo, München,<br />

New York 1995, S. 116–123.<br />

7 Ebd., S. 118.<br />

8 Bruce Lindsey: Digital Gehry. Material Resistence/Digital Construction, Basel, Boston,<br />

<strong>Berlin</strong> 2001, S. 23–26.<br />

9 �omas Rempen (Hg.): Der Neue Zollhof Düsseldorf, Essen 1999, S. 101.<br />

10 Lindsey 2001 (wie Anm. 8), S. 24.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!