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Soziale Kontextbedingungen der Stadtteilentwicklung' Langfassung

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1. Grundsätze eines indikatorengestützten Monitorings<br />

18<br />

Eine Evaluation politischer Programme soll sowohl ihre Wirksamkeit (Effektivität)<br />

als auch die Wirkungsweise (unter Einschluss von Effizienzgesichtspunkten)<br />

überprüfen. Dazu ist es zum einen erfor<strong>der</strong>lich, dass die Projektziele eindeutig<br />

bestimmt sind, dass <strong>der</strong> politische Input quantifiziert wird und dass <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong><br />

Zielerreichung gemessen werden kann, zum an<strong>der</strong>en muss mit Beobachtungen<br />

über einen Zeitraum rekonstruiert werden, wie diese Ziele erreicht worden sind.<br />

Das bedeutet, dass wir im Falle einer Evaluationsstudie ein relativ aufwändiges<br />

Verfahren anwenden müssten, dass wir eine Vorhermessung und eine Nachhermessung<br />

anstellen und dass wir den Zeitraum dazwischen ebenfalls empirisch<br />

untersuchen müssten.<br />

Um all dies tun zu können benötigt man explizite Hypothesen, mit an<strong>der</strong>en Worten,<br />

„Wirkungsmodelle“ <strong>der</strong> lokalen Handlungskonzepte beziehungsweise einzelner<br />

Elemente. Denn sonst wüssten wir ja gar nicht, was wir beobachten sollten. Ziel<br />

einer wissenschaftlichen Evaluation ist nämlich nicht allein <strong>der</strong> schlichte Nachweis,<br />

dass ein Programm „wirkt“ o<strong>der</strong> eben nicht, son<strong>der</strong>n die Gewinnung dieser<br />

Form von Prozesswissen, das unmittelbar praktisch relevant für die Akteure im<br />

Feld ist. Diese Frage nach dem „Wie“ ist für die praktische Relevanz von Evaluationsergebnissen<br />

bedeuten<strong>der</strong> als die Frage nach dem „Ob“.<br />

Einen solchen Untersuchungsansatz haben wir nicht gewählt. Für eine „Wirkungsanalyse“<br />

sind unsere Indikatoren zudem viel zu weit von den einzelnen Projekten<br />

im Programmgebiet entfernt. Die Kontextindikatoren quantifizieren in <strong>der</strong> Tat nur<br />

die „Rahmenbedingungen“, unter denen die Stadtteilprojekte (über die wir keine<br />

Indikatoren erhoben haben!) implementiert sind, auch wenn sie in einzelnen Fällen<br />

durchaus problemanzeigende Qualität haben können. Unser Untersuchungsdesign<br />

beschränkt sich auf die Sammlung dieser „Rahmenindikatoren“ (wenn man<br />

Kontextindikatoren so übersetzen will) zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Der politische<br />

Input (<strong>der</strong> für eine Evaluationsstudie die wichtigste Größe wäre!) wird von<br />

uns überhaupt nicht untersucht.<br />

Also keine Evaluation! Das Ziel unseres Kontextmonitorings ist in erster Linie, den<br />

Akteuren vor Ort, den Verantwortlichen in den Städten und auf <strong>der</strong> Landesebene,<br />

und darüber hinaus <strong>der</strong> interessierten Öffentlichkeit objektivierte Daten über die<br />

Bedingungen bereitzustellen, unter denen Stadtteilentwicklung in Nordrhein-Westfalen<br />

durchgeführt wird. Für die kommunalen Akteure soll auf diese Weise das Wirkungsfeld<br />

ihrer Handlungskonzepte einschließlich seiner Verän<strong>der</strong>ungen, die für<br />

ihre Arbeit maßgeblich sind, beleuchtet werden. Die Kontextindikatoren können,<br />

so angewendet, wichtige Randbedingungen ermitteln, die im Falle einer Evaluationsstudie<br />

zu kontrollieren wären.<br />

Öffentlichkeit dieser Informationen in den Städten bedeutet mehr Transparenz und<br />

kann unter an<strong>der</strong>em politische Diskurse in den Städten versachlichen, die zum<br />

Beispiel dann geführt werden müssen, wenn es um verbesserte Ressourcenzuweisungen<br />

o<strong>der</strong> um die Umverteilung von Ressourcen zu Gunsten benachteiligter<br />

Stadtteile geht. Bedeutsam in diesem Zusammenhang und wichtig als Information<br />

für die interessierte Öffentlichkeit erscheint uns deshalb auch die Ausweitung<br />

dieser Art des Monitorings auf möglichst alle Stadtteile in den Städten. Nur so<br />

lässt sich erkennen, welche weiteren Stadtteile „beson<strong>der</strong>en Entwicklungsbedarf“<br />

aufweisen und wo (auch an<strong>der</strong>norts) in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>kulisse entwickelte erfolgreiche<br />

Handlungsansätze unter vergleichbaren Bedingungen angewandt werden<br />

können. In diesen Fällen müsste dann natürlich eine Evaluation konkreter Stadtteilprojekte<br />

erfolgen. Das aber ist eine Aufgabe, die geson<strong>der</strong>ter Anstrengungen<br />

bedarf und an<strong>der</strong>weitig geleistet werden muss.

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