Cicero Ist der Islam böse? (Vorschau)
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VOM OSMANISCHEN REICH<br />
ZUR UKRAINE<br />
Foto: Thomas Meyer/Ostkreuz für <strong>Cicero</strong> (Seiten 108 bis 114), Torsten Warmuth (Autor)<br />
Eine große Koalition.“ Jede Wand scheint eben auch ein<br />
Marktplatz zu sein und jede Vernissage ein mittlerer Preissprung.<br />
Ben Kaufmann schaut wie<strong>der</strong> hinaus auf die Straße.<br />
Ein paar Hun<strong>der</strong>t Meter von hier lag das Glück. „Von <strong>der</strong><br />
Kunst“, sagt er, „wird immer so etwas Gutes erwartet.“ Die<br />
Kunst solle moralisch und ehrlich sein. „Am Ende aber ist<br />
<strong>der</strong> Rücken <strong>der</strong> Kunst vermutlich gar nicht groß genug, um<br />
all diesen Erwartungen standzuhalten.“<br />
AUCH CLAUDIA ZÖLSCHS RÜCKEN war wohl ein bisschen<br />
zu klein. Auch sie hat die Freiheit <strong>der</strong> Kunst vielleicht überschätzt.<br />
„Der Übergang von <strong>der</strong> Akademie in den Markt<br />
wollte mir damals einfach nicht richtig gelingen.“ Damals,<br />
als sie noch Künstlerin war. Dabei ist eine von Zölschs Arbeiten<br />
sogar auf <strong>der</strong> Documenta zu sehen gewesen; eine<br />
Performance von ihr und ihrer einstigen Partnerin Brigitte<br />
Mayer. „Fürstin Gloria hat uns die Hand geschüttelt“, sagt<br />
Zölsch mit einer Mischung aus Stolz und Verachtung.<br />
Das alles ist ja auch lang genug her. Kassel in den achtziger<br />
Jahren. Ein paar Monate <strong>der</strong> Geschmack des Erfolgs.<br />
Dann kamen beide an Grenzen. Mayer ist später die vierte<br />
»Sean McMeekin argumentiert in dieser mutigen und brillanten<br />
Frau von Heiner Müller geworden. Heute besitzt sie eine Galerie<br />
in Beverly Hills. Claudia Zölsch ist nach Berlin gegan<br />
war wie Deutschland. Mit einer Vielzahl von Quellen (…) belegt<br />
Studie, dass Russland ebenso verantwortlich für den Ausbruch<br />
er, dass die Russen ihre eigenen Ziele hatten – die Zerschlagung<br />
des österreichisch-ungarischen und des Osmanischen<br />
gen. Sie hat noch einmal studiert, hat neu begonnen. Heute<br />
leitet die 46-Jährige eine Coaching-Agentur für Künstler in<br />
Reichs.« Orlando Figes, Historiker in <strong>der</strong> Sunday Times<br />
Krisen. Künstler, die die Risse nicht mehr ertragen – die in<br />
<strong>der</strong> Kunst und die im Leben.<br />
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Dabei haben viele dieser Künstler noch immer ein großes<br />
Ziel vor Augen: Herauskommen aus <strong>der</strong> Hungerei. Das<br />
»Ein Film zum Nie<strong>der</strong>knien und Küssen.«<br />
aber sei harte Arbeit. Das sei ein extremer Druck. Manch<br />
BERLINER ZEITUNG<br />
1_4_McMeekinII_<strong>Cicero</strong>.indd 1 08.07.2014 1<br />
mal kann sich Claudia Zölsch über den ganzen Zirkus richtig<br />
empören. Manchmal durchstreift ihren freundlichen<br />
Blick Wut: „Der Kunstmarkt“, sagt sie, „ist voller merkwürdiger<br />
Tabus: ‚Du sollst nicht über deine Arbeit reden!‘,<br />
‚Du sollst nicht gefallen wollen!‘, vor allem aber: ‚Du sollst<br />
nicht vor<strong>der</strong>gründig nach dem Geld gieren!‘“ Viele Künstler<br />
haben solche Sätze verinnerlicht. Für viele ist das Geld das<br />
Böse. Vielleicht, weil die ganze Welt heute nur noch vom<br />
Pekuniären redet. Jedes Gemälde ist längst ein Preisschild.<br />
Claudia Zölsch weiß, dass die Verteuflung des Geldes<br />
eigentlich Quatsch ist. Alles beruhe auf überkommenen<br />
Mythen. Das sage sie als Coach zu ihren Klienten. Doch<br />
man kann den Schleier nicht einfach wegziehen. „Das dürfen<br />
Sie auf gar keinen Fall! Der ganze Markt lebt von den<br />
Schizophrenien.“ Man kann den Riss nur ertragen lernen.<br />
Man kann ihn aushalten o<strong>der</strong> bewohnen. Manchmal kann<br />
man auch über ihn lachen. So wie Oscar Wilde in einem alten<br />
Bonmot: „Wenn Banker Banker treffen, reden sie über<br />
Kunst, wenn Künstler Künstler treffen, reden sie über Geld.“<br />
Vielleicht reden beide Gruppen aber auch längst vom Gleichen.<br />
Nur sagen, sagen dürfen sie das auf gar keinen Fall.<br />
RALF HANSELLE ist Kunstkritiker und wäre<br />
manchmal gerne Heiner Müller. Das Zusammenspiel<br />
von Kunst und Ökonomie verrät ihm viel über<br />
das Verhältnis von Traum und Wirklichkeit in einer<br />
Gesellschaft<br />
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