Cicero Ist der Islam böse? (Vorschau)
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Liberale Namenssuche:<br />
Keiner mag uns<br />
Ein neuer Name für die FDP? Warum<br />
nicht, schließlich hat sich ja auch die<br />
SED vor etlichen Jahren ganz erfolgreich<br />
in PDS umbenannt. Inzwischen<br />
jedoch dämmert vielen Liberalen, dass<br />
dieser Vorschlag ihrer stellvertretenden<br />
Vorsitzenden Marie-Agnes Strack-<br />
Zimmermann vor allem für Spott im<br />
Internet sorgt. Mal wird das Kürzel<br />
KMU vorgeschlagen („Keiner mag<br />
uns“), dann wie<strong>der</strong> wird zu FIW geraten<br />
(„Fähnchen im Wind“). FDP-Chef<br />
Christian Lindner geht denn auch auf<br />
Distanz zu einem möglichen Rebranding:<br />
„Die Umbenennung wäre eine<br />
oberflächliche Sache.“ Mit Blick auf den<br />
alten Koalitionspartner stichelt Lindner:<br />
„Die CDU hat ihren inneren Kern verloren.<br />
Der ist bei <strong>der</strong> FDP noch da, bei<br />
Merkel und <strong>der</strong> CDU nicht.“ Nun denn,<br />
die Union scheint es zu verkraften.<br />
Hilfe bei <strong>der</strong> Namenssuche leistete<br />
unaufgefor<strong>der</strong>t <strong>der</strong> baden-württembergische<br />
CDU-Landesvorsitzende Thomas<br />
Strobl: Im „Ländle“ nenne sich die<br />
FDP bis heute „FDP/DVP“. Da könne<br />
man doch schlicht auf die verpönte<br />
Buchstabenfolge FDP verzichten und<br />
sich mit DVP begnügen, sagt Strobl.<br />
Wäre ja keine schlechte Botschaft, immerhin<br />
steht DVP für Demokratische<br />
Volkspartei – und demokratisch wolle<br />
gewiss auch die neue FDP sein. Weniger<br />
konstruktiv klingt da schon <strong>der</strong><br />
Hinweis des ehemaligen SPD-Wahlkampfplaners<br />
Frank Strauss: „Ein guter<br />
Name kann kein schlechtes Produkt<br />
retten.“ tz<br />
Die Kanzlerin klärt auf:<br />
Schavans Schweigen<br />
Wir haben es dir nett gemacht“,<br />
kündigte die Bundeskanzlerin<br />
gleich zu Beginn <strong>der</strong> Abschiedsfeier<br />
von Annette Schavan an, die als neue<br />
Botschafterin am Vatikan künftig auf<br />
Berliner Eigentümlichkeiten verzichten<br />
muss. Wohl auch deshalb wurde zu Ehren<br />
<strong>der</strong> ehemaligen Bildungs- und Forschungsministerin<br />
ganz stilecht Currywurst<br />
mit Kartoffelsalat gereicht – und<br />
das ausgerechnet in <strong>der</strong> baden-württembergischen<br />
Landesvertretung am<br />
Tiergarten.<br />
Schavan wirkte angesichts dieser<br />
Nettigkeiten ernsthaft gerührt, zumal<br />
in <strong>der</strong> Hauptstadt kaum jemand so<br />
freundschaftlich verabschiedet wird,<br />
<strong>der</strong> unfreiwillig gehen muss. Auch Angela<br />
Merkel zeigte sich von ihrer persönlichen<br />
Seite und würdigte mit<br />
verschmitztem Grinsen Schavans Verschwiegenheit<br />
als <strong>der</strong>en größte Gabe.<br />
Die Belobigte lachte, die an<strong>der</strong>en Gäste<br />
(darunter EU-Kommissar Günther Oettinger,<br />
Bundestagspräsident Norbert<br />
Lammert und Unionsfraktionschef Volker<br />
Kau<strong>der</strong>) nicht alle. Annette Schavan<br />
wie<strong>der</strong>um verriet an diesem Abend,<br />
wer <strong>der</strong> Urheber <strong>der</strong> Freundschaft zwischen<br />
ihr und <strong>der</strong> Kanzlerin war: Helmut<br />
Kohl. 1996 habe er auf einem Parteitag<br />
die beiden Frauen rechts und<br />
links von sich platziert, um dann plötzlich<br />
mit seinen Armen weit auszuholen<br />
und Merkel und Schavan an seine Brust<br />
zu drücken. „Nun vertragt euch gefälligst“,<br />
sagte Kohl damals. „Auftrag ausgeführt“,<br />
stellte Schavan nun fest. vr<br />
Ursachenforschung:<br />
ZDF killed FDP<br />
Die Diskussion darüber, wer die<br />
Schuld am Untergang <strong>der</strong> FDP<br />
trägt, ist noch immer ein beliebter Partyspaß<br />
in <strong>der</strong> Hauptstadt. War’s Westerwelle,<br />
war’s Rösler? O<strong>der</strong> die schwarze<br />
Witwe Merkel, die dem Koalitionspartner<br />
keine Leihstimmen gönnte? Das<br />
ZDF war’s! Das zumindest legt jetzt<br />
eine Studie <strong>der</strong> Uni Mainz nahe.<br />
Der Sen<strong>der</strong> veröffentlichte erstmals<br />
noch drei Tage vor <strong>der</strong> Wahl eine<br />
letzte Umfrage. Diese sah die FDP mit<br />
5,5 Prozent im Bundestag. Ganz nah<br />
am mo<strong>der</strong>nen Wähler, <strong>der</strong> sich immer<br />
später entscheidet, wollte das ZDF so<br />
erscheinen. Ein umstrittener Tabubruch<br />
mit Folgen: „Die Schwarz-Gelb-Wähler<br />
reagieren auf die Umfrageergebnisse“,<br />
sagt <strong>der</strong> Politikwissenschaftler Thorsten<br />
Faas. In einem Experiment hat er<br />
den Teilnehmern verschiedene Umfrageszenarien<br />
präsentiert – die FDP kam<br />
dabei entwe<strong>der</strong> auf 4, 5, 6 o<strong>der</strong> 8 Prozent<br />
– und sie anschließend nach ihrem<br />
Wahlverhalten befragt. Der Einfluss auf<br />
taktische Wähler war signifikant: Je<br />
höher <strong>der</strong> vorgegebene Wert war, desto<br />
weniger Befragte gaben anschließend<br />
an, die FDP wählen zu wollen. „Der Effekt<br />
ist eindeutig“, sagt Faas. Daraus<br />
folgt: „Die letzte Umfrage des ZDF hat<br />
die Bundestagswahl mit entschieden.“<br />
Nach <strong>der</strong> Bayernwahl eine Woche zuvor<br />
bangten viele um Schwarz-Gelb<br />
und um die FDP. Die Demoskopen gaben<br />
Entwarnung. Bei <strong>der</strong> Wahl in Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
hatte dieser Effekt zuvor<br />
noch umgekehrt funktioniert. cse<br />
9<br />
<strong>Cicero</strong> – 8. 2014