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Cicero Ist der Islam böse? (Vorschau)

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Illustration: Anja Stiehler/Jutta Fricke Illustrators<br />

nötig ist. Und man steht unter strenger<br />

Beobachtung.<br />

Man würde die Droge Macht mit <strong>der</strong><br />

Droge Alkohol abschießen.<br />

Ob eine politische Position tatsächlich<br />

eine Droge ist, sei dahingestellt. Für<br />

den einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en sicherlich. Aber<br />

es ist auch ein großer Stressfaktor, wenn<br />

einer seine Vorstellungen nicht durchsetzen<br />

kann o<strong>der</strong> es nicht in eine wichtige<br />

Funktion schafft. Das ist Stress, <strong>der</strong> von<br />

innen kommt.<br />

Erkennen Sie es, wenn ein Kollege alkoholkrank<br />

ist?<br />

Wenn jemand ein ausgeprägtes Alkoholproblem<br />

hat, dann bemerkt man<br />

das als Arzt.<br />

Woran?<br />

Ich würde das jetzt ungern im Detail<br />

erläutern, sonst laufen Sie durch den<br />

Bundestag und versuchen sich in Dilettantendiagnosen.<br />

Aber es gibt klassische<br />

Symptome, die auf Alkoholismus<br />

hinweisen. Als Arzt haben Sie das Problem,<br />

dass Sie die Zeichen einer Erkrankung<br />

bereits sehen, ohne dass Sie danach<br />

suchen. Man scannt jeden automatisch,<br />

eigentlich traurig. Es gibt zum Beispiel<br />

tückische Verän<strong>der</strong>ungen unter den Augenli<strong>der</strong>n,<br />

an denen ich eine genetische<br />

Veranlagung für cholesterinbedingte zukünftige<br />

Herzinfarkte erkennen kann.<br />

Wenn ich jemandem in die Augen schaue<br />

und das sehe, dann überlege ich schon,<br />

ob ich den Kollegen darauf anspreche.<br />

Werden Sie eigentlich geschont von<br />

politischen Konkurrenten? Weil die sagen:<br />

Mit dem Doktor Lauterbach stell<br />

ich mich lieber gut, vielleicht hab ich<br />

auch mal ein Problem und brauche einen<br />

guten Ratschlag.<br />

Von welcher Schonung sprechen<br />

Sie? Ich werde lei<strong>der</strong> von niemandem<br />

geschont. Nicht mal von allen Kolleginnen<br />

und Kollegen in <strong>der</strong> SPD.<br />

FRAU FRIED FRAGT SICH …<br />

… ob sie als emanzipiert gelten kann,<br />

obwohl sie nicht Rasen mäht<br />

Ich bin eine technische Null. Ob das bei mir frauenspezifisch o<strong>der</strong><br />

ameliespezifisch ist, weiß ich nicht. Wenn das Auto nicht anspringt,<br />

<strong>der</strong> Fernseher streikt o<strong>der</strong> ich meinen Computer nicht verstehe,<br />

frage ich meistens einen Mann. Nach meiner Erfahrung kennen sich<br />

Männer mit Technik in <strong>der</strong> Regel besser aus. Das laut zu sagen, traue<br />

ich mich kaum, Geschlechterklischees sind nämlich bäh. Wir Frauen<br />

können alles, und wenn wir’s noch nicht können, dann können wir’s<br />

lernen, so heißt es. Die Frage ist nur: Wollen wir auch alles lernen?<br />

Also: Ich nicht. Ich kann vieles gut. Kochen, einparken, Memory<br />

spielen, stricken. Wieso soll ich Sachen lernen, die mir keinen Spaß<br />

machen und für die ich nicht begabt bin? Solange das irgendwelche<br />

Sachen sind, kümmert es keinen, wenn ich mich verweigere. Verweigere<br />

ich aber Tätigkeiten, die eher Männern zugeschrieben werden,<br />

wird daraus ein Politikum. Ich darf mich zum Beispiel <strong>der</strong> Technik<br />

nicht verweigern, weil ich sonst 40 Jahre Frauenbewegung verrate.<br />

In meiner Ehe gibt es Männerarbeit und Frauenarbeit. Männerarbeit<br />

ist alles, was ich nicht gern mache o<strong>der</strong> nicht gut kann. Geräte<br />

reparieren, Rasen mähen, Schnee schippen. Frauenarbeit ist alles,<br />

was ich gern mache und gut kann. Kochen, Möbel umräumen, Reisen<br />

organisieren. So tun mein Mann und ich überwiegend Dinge, die wir<br />

können o<strong>der</strong> gerne tun. Bei uns findet Gleichberechtigung an<strong>der</strong>swo<br />

statt: Wir haben die Kin<strong>der</strong> gemeinsam aufgezogen und trotzdem<br />

unsere Berufe ausgeübt. Keiner ist finanziell vom an<strong>der</strong>en abhängig,<br />

keiner würde im Fall einer Trennung Unterhalt beanspruchen. Je<strong>der</strong><br />

von uns ist gleich wichtig, mal steckt <strong>der</strong> eine zurück, mal <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e.<br />

In unserer Ehe herrscht keine Gleichheit, son<strong>der</strong>n Gerechtigkeit.<br />

Gleichberechtigung ist nicht, wenn alle das Gleiche tun (müssen)<br />

o<strong>der</strong> gar die Rollen tauschen. Gleichberechtigung ist, wenn je<strong>der</strong><br />

seinen Neigungen und Begabungen entsprechend leben kann und die<br />

Aufgaben des Alltags gerecht verteilt sind. Ich jedenfalls verschwende<br />

meine Kraft nicht in ideologischen Scheingefechten. Wäre<br />

es nötig, könnte ich Rasen mähen und Schnee schippen, aber solange<br />

ein Mann im Haus ist, muss ich nicht. Emanzipiert bin ich trotzdem.<br />

Das Gespräch führten GEORG LÖWISCH<br />

und CHRISTOPH SCHWENNICKE<br />

AMELIE FRIED ist Fernsehmo<strong>der</strong>atorin und Bestsellerautorin.<br />

Für <strong>Cicero</strong> schreibt sie über Männer, Frauen und was das Leben<br />

sonst an Fragen aufwirft<br />

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<strong>Cicero</strong> – 8. 2014

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