Cicero Ist der Islam böse? (Vorschau)

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Ein Rockefeller aus Bayern
Der amerikanische Schriftsteller Walter Kirn erzählt die Geschichte
eines deutschen Hochstaplers, dem auch er selbst aufgesessen war
Vor fünf Jahren geisterte der Name
Christian Karl Gerhartsreiter
erstmals durch die Schlagzeilen.
Der Hochstapler, dessen aberwitzige Betrügereien
über Jahrzehnte unentdeckt
blieben, war 2008 bei dem Versuch, seine
eigene Tochter zu entführen, endlich aufgeflogen.
Der 1962 geborene Gerhartsreiter
stammte aus einer Kleinstadt in Bayern,
wanderte als 17-Jähriger in die USA
aus und wechselte von da an Namen und
Identitäten wie andere die Socken. Mit
unfassbarer Überzeugungskraft mimte
er den Filmregisseur, den Großindustriellen,
den alteuropäischen Aristokraten
oder den Banker. Nun jedoch erhärtete
sich der Verdacht, dass sich hinter den
tausend Masken ein Monster verbarg:
1985 wurde in einem Vorort von Los Angeles
der 25-jährige John Sohus ermordet,
die Leiche war in drei Teile zerteilt und
wenige Meter von einem Gartenhaus vergraben,
in dem damals ein verarmter britischer
Landadeliger namens Christopher
Chichester alias Gerhartsreiter zur Untermiete
wohnte. Knapp 30 Jahre nach
der Tat lagen dem Gericht lediglich Indizienbeweise
vor, aber sie reichten aus,
um die Geschworenen zu überzeugen.
Im Sommer 2013 wurde Gerhartsreiter
des Mordes schuldig gesprochen und zu
27 Jahren Haft verurteilt.
Zu den aufmerksamsten Prozessbeobachtern
gehörte auch der Journalist
und Schriftsteller Walter Kirn. An der
Schuld des Angeklagten bestand für ihn
Foto: John Tlumacki/The Boston Globe via Getty Images
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Cicero – 8. 2014