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Cicero Ist der Islam böse? (Vorschau)

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POSTSCRIPTUM<br />

N°-8<br />

DENKMAL<br />

Die Nationalmannschaft hat vier Wochen<br />

gebraucht, um dem deutschen<br />

Fußball in Brasilien ein Denkmal zu<br />

setzen. Über das sogenannte Freiheitsund<br />

Einheitsdenkmal wird seit nunmehr<br />

16 Jahren nachgedacht, und je konkreter<br />

die Planungen dafür werden, desto groteskere<br />

Formen nimmt dieses Vorhaben<br />

auf den ersten Blick an. Dass nach mehreren<br />

Anläufen und diversen Wettbewerbsverfahren<br />

ausgerechnet eine riesenhafte<br />

Wippe „an die friedliche Revolution im<br />

Herbst 1989 und an die Wie<strong>der</strong>gewinnung<br />

<strong>der</strong> staatlichen Einheit Deutschlands“<br />

( so <strong>der</strong> Wortlaut des entsprechenden Bundestagsbeschlusses<br />

) erinnern soll, stellt<br />

schon für sich genommen eine Denkwürdigkeit<br />

dar. Aber es sind eher Details, die<br />

aus dem Denkmalprojekt inzwischen ein<br />

vermeintliches Mahnmal <strong>der</strong> Ineffizienz<br />

verschlungener Kompetenzen unter beson<strong>der</strong>er<br />

Berücksichtigung diverser Partikularinteressen<br />

haben werden lassen.<br />

Vielleicht wäre es ja in Wahrheit gar<br />

kein schlechtes Zeichen, sollte die „Einheitsschaukel“<br />

auf dem Berliner Schlossplatz<br />

we<strong>der</strong> fristgerecht zum 25. Jahrestag<br />

<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung noch überhaupt je<br />

fertig gebaut werden. Und zwar weniger<br />

aus ästhetischen Gründen o<strong>der</strong> wegen einer<br />

drohenden Überfrachtung <strong>der</strong> Hauptstadt<br />

mit Denkmälern aller Art. Son<strong>der</strong>n<br />

vielmehr, weil eine Leerstelle den demokratischen<br />

Entscheidungsprozess am Ende<br />

besser symbolisiert als jedes gut gemeinte<br />

Monument. Und ein Denkmal zur Erinnerung<br />

an die Wende ist ja – in welcher<br />

Form auch immer – zweifelsfrei zunächst<br />

einmal Ausdruck des Stolzes über die in<br />

Ostdeutschland erstrittene Demokratie.<br />

Demokratische Strukturen sind kompliziert,<br />

weil sie einen ständigen Interessenabgleich<br />

unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen<br />

erfor<strong>der</strong>n. Im Fall des<br />

Freiheits- und Einheitsdenkmals werden<br />

jetzt eben Einwände von Naturschützern<br />

( wegen einer dort ansässigen Fle<strong>der</strong>maus<br />

), von Behin<strong>der</strong>ten ( die Besucherrampe<br />

ist nicht rollstuhlgerecht ) und von<br />

Denkmalschützern ( am Sockel wie<strong>der</strong>entdeckte<br />

Mosaiken aus <strong>der</strong> Kaiserzeit )<br />

erhoben. In je<strong>der</strong> Diktatur würde solche<br />

Kritik ohne viel Fe<strong>der</strong>lesens beiseitegeschoben.<br />

In einer Demokratie ist genau<br />

dies nicht möglich. Das mag manchmal<br />

ärgerlich erscheinen, aber es ist letztlich<br />

ein hoher Wert.<br />

Ein nicht gebautes Freiheitsdenkmal<br />

wäre also keine Schande – besser eine<br />

symbolische Lücke als ein fauler Kompromiss.<br />

Darauf könnten wir stolz sein.<br />

ALEXANDER MARGUIER<br />

ist stellvertreten<strong>der</strong> Chefredakteur<br />

von <strong>Cicero</strong><br />

DIE NÄCHSTE CICERO-AUSGABE ERSCHEINT AM 28. AUGUST<br />

Illustration: Anja Stiehler/Jutta Fricke Illustrators<br />

130<br />

<strong>Cicero</strong> – 8. 2014

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