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Inhalt I. Rechtsquellen und Funktionen des Strafprozessrechts2 II ...

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Prof. Dr. Hans Kudlich StPO Überblicksskript, S. 43<br />

<br />

<br />

5. Beweisverwertungsverbote<br />

Ausgangspunkt: grds. sind wegen Aufklärungspflicht alle denkbaren Beweismittel<br />

heranzuziehen; aber Grenzen aus gesetzlichen Regelungen, Verfassungsrecht<br />

<strong>und</strong> Interessenabwägung (keine Wahrheitserforschung um<br />

jeden Preis)<br />

wenn Beweisverwertungsverbot besteht, stellt Berücksichtigung <strong>des</strong><br />

Beweismittels einen revisiblen Verstoß gegen § 261 StPO dar<br />

Beweiserhebungsverbote <strong>und</strong> Beweisverwertungsverbote<br />

• Beweiserhebungsverbote führen zu Begrenzung der Aufklärungspflicht<br />

• Einteilung: Verbot von<br />

∗ Beweisthema (Aufklärung bestimmter Sachverhalte ist untersagt,<br />

z.B. gem. § 51 I BZRG getilgte Vorstrafen)<br />

∗ Beweismittel (bestimmte Beweismittel dürfen nicht verwandt werden,<br />

z.B. Zeugen, die von ZVR Gebrauch machen)<br />

∗ Beweismethode (bestimmte Art der Beweisgewinnung untersagt,<br />

vgl. insbesondere § 136a StPO)<br />

Problemschwerpunkt:<br />

Nicht je<strong>des</strong> Erhebungsverbot führt auch zu einem Verwertungsverbot. Allerdings<br />

gibt es eine gewisse Indizwirkung, die Kriterien der Abgrenzung sind i.e.<br />

strittig. Es werden folgende Ansichten zur Abgrenzung vertreten:<br />

• Nach einer Ansicht ist der Schutzzweck der verletzten Verfahrensvorschrift<br />

entscheidend.<br />

• Eine andere verlangt eine Abwägung im Einzelfall zwischen dem staatlichen<br />

Interesse an der Strafverfolgung <strong>und</strong> dem Interesse <strong>des</strong> Bürgers an<br />

der Wahrung seiner Rechte (unter Beachtung der Schwere <strong>des</strong> Delikts <strong>und</strong><br />

dem Gewicht <strong>des</strong> Verfahrensverstoßes).<br />

• Nach der „Rechtskreistheorie“ <strong>des</strong> BGH soll danach unterschieden werden,<br />

ob der Rechtskreis <strong>des</strong> Angeklagten durch die Verletzung wesentlich<br />

berührt ist (dies soll z.B. bei der Verletzung von § 55 <strong>II</strong> StPO nicht der<br />

Fall sein, da diese Vorschrift dem Schutz <strong>des</strong> Zeugen <strong>und</strong> nicht <strong>des</strong> Angeklagten<br />

dient).<br />

Überblick über die Beweisverwertungsverbote (Terminologie im Einzelnen<br />

str.)<br />

unselbständige Beweisverwertungsverbote<br />

( d.h. wegen Vertungsverbote<br />

( d.h. unabhängig<br />

selbständige Beweisverwerstoßes<br />

gegen Erhebungsverbot) von Verstoß gegen Erhebungsverbot)<br />

gesetzlich normiert:<br />

nur § 136a<br />

<strong>II</strong>I 2 StPO (auch<br />

i.V.m. § 69 <strong>II</strong>I<br />

StPO) sowie<br />

nunmehr § 100h<br />

<strong>II</strong> S. 1 2. HS<br />

StPO<br />

<br />

durch Interessenabwägung/<br />

Schutzzweck/<br />

Rechtskreis (vgl.<br />

z.B. Streit um<br />

§ 136 I 2 StPO,<br />

vgl. ferner<br />

§ 161 <strong>II</strong> StPO)<br />

gesetzlich normiert,<br />

z.B. §§ 81c<br />

<strong>II</strong>I 5, 98b <strong>II</strong>I 3,<br />

100b V, 100c V<br />

3, VI 2, V<strong>II</strong>, 252<br />

StPO<br />

nicht normiert,<br />

unmittelbar aus<br />

Verfassungsrecht<br />

(z.B. Art. 1, 2<br />

GG: Tagebuchfälle,<br />

siehe unten)<br />

Wichtige Fallgruppen zum Streit um Beweisverwertungsverbote (BVV)<br />

(z.T. Wiederholung)<br />

• Zeugnisverweigerungsrechte:<br />

∗ § 52 StPO: bei fehlender Belehrung nach § 52 <strong>II</strong>I StPO BVV (+)<br />

(Ausnahme: Angehöriger hätte ohnehin sicher ausgesagt)<br />

∗ § 53 StPO: BVV nach h.M. (-) (str.), anders bei falscher Belehrung<br />

∗ § 54 StPO: BVV bei Fehlen einer Aussagegenehmigung nach<br />

h.M. (-)<br />

∗ § 55 <strong>II</strong> StPO (Auskunftsverweigerungsrecht): bei Verletzung der<br />

Belehrungspflicht nach h.M. kein BVV (str.)<br />

∗ § 252 StPO: nach h.M. über Wortlaut hinaus BVV (Ausnahme:<br />

richterliche Vernehmung)<br />

• Beschlagnahmeverbot, § 97 StPO: bei Verstoß nach h.M. BVV (von<br />

Rspr. aber Ausnahmen in bestimmten Fallgruppen zugelassen, z.B.:<br />

wenn nachträglich das Beschlagnahmeverbot entfällt])<br />

• Aussagen <strong>des</strong> Beschuldigten<br />

∗ Verstoß gegen § 136a StPO: BVV nach § 136a <strong>II</strong>I 2 StPO

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