Religion und Offenbarung - Orient-Institut Beirut
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Herrn herabgesandt, <strong>und</strong> auch die Gläubigen: Ein jeder glaubt an Gott <strong>und</strong> seine<br />
Engel, seine Bücher <strong>und</strong> seine Gesandten.“ 10 Das heißt, wir glauben an die<br />
Gesamtheit, denn unter ihnen sind welche, die wir kennen <strong>und</strong> von denen uns<br />
erzählt wurde <strong>und</strong> unter ihnen sind welche, die wir nicht kennen. Einige der<br />
Überlieferungen begrenzten ihre Anzahl, doch ist es richtiger, wie der Imam an-<br />
Nasafi sagte, dass man sie nicht auf eine Anzahl festlegt; denn er glaubte nicht an<br />
die Begrenzung der Anzahl, durch welche jemand eingeschlossen werden könnte,<br />
der nicht zu ihnen gehört oder einer von ihnen herausfiele, der zu ihnen gehört.<br />
Genauso beziehen die <strong>Religion</strong>en insgesamt zur Frage der Eingebung Stellung <strong>und</strong><br />
[behaupten,] dass sie die Mittlerin zwischen dem Schöpfer <strong>und</strong> der Schöpfung ist: So<br />
wie Gott Chadidscha - Gott habe an ihr Wohlgefallen - den Glauben an ihn eingab<br />
(sws), bei der ersten Herabkunft der Eingebung zu Waraqa b. Naufal <strong>und</strong> er ihm den<br />
Befehl unterbreitete (<strong>und</strong> er war ein hochbetagter Scheich, der um die Dinge des<br />
Christentums <strong>und</strong> des Judentums wusste), als Bestätigung dafür, dass er es ist, der<br />
damit kam (sws). Es ist vielmehr die [gleiche] göttliche Eingebung, die auf die<br />
Propheten vor ihm herabkam.<br />
Es liegt auf der Hand, dass die Eingebung, die die Propheten <strong>und</strong> Gesandten traf, die<br />
Eingebung in spezieller fachterminologischer Bedeutung ist, <strong>und</strong> diese ist die reine<br />
<strong>Religion</strong>, an der kein Zweifel denkbar ist. Doch im Laufe der Zeit traten Orte, Zeiten<br />
sowie gesellschaftliche <strong>und</strong> politische Bedingungen <strong>und</strong> anderes dazwischen auf,<br />
ohne dass eine Eingebung – in dieser Bedeutung – an sie eintraf – oder dass sie zu<br />
ihnen in einer unvollständigen Weise kam, in der sie keine bestimmte Antwort für<br />
ihre verstandesmäßigen oder gemütsbedingten Anfragen fanden: Zu den ersten [die<br />
dies betraf] gehörten die inspirierten Gottesdiener, die nach der Erkenntnis ihres<br />
Schöpfers strebten <strong>und</strong> sich mit ihrer ganzen Kraft ihm zuwandten. So ließ er sie<br />
wissen, wodurch sie zu ihm gelangen konnten <strong>und</strong> setzte sie auf eine bestimmte<br />
Stufe der Erkenntnis, so dass damit auf immer ein Unterschied gelte zwischen dem<br />
frommen Streben <strong>und</strong> seiner Abwesenheit, auch wenn das fromme Streben alleine<br />
dies gar nicht verwirklichen kann:<br />
Wie Thales von Milet (624-546 v. Chr.) sagte: In jedem Lebendigen ist Einsicht. Aus<br />
seiner Rede (t): „Es gibt nichts, was nicht sein Lob preist.“ 11 Als Anaximander (619-<br />
547 v. Chr.) sich über den Beginn des Daseins äußerte, dass er das Apeiron oder das<br />
Unbegrenzte ist, das nicht durch das Entstehen beschrieben wird <strong>und</strong> nicht neu<br />
Entstehendem gleicht, sondern ewig <strong>und</strong> bleibend ist, hat er damit etwas anderes<br />
als die eine Wahrheit beabsichtigt?<br />
Und als Pythagoras (572-497 v. Chr.) – nach seiner Untersuchung der Zahlen –<br />
feststellte, dass der Ursprung des Daseins ohne Zweifel eins sein müsse, allerdings<br />
10<br />
Al-Baqara (Die Kuh) 2:285.<br />
11<br />
Al-Israʾ (Die Nachtreise) 17:44.<br />
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