Religion und Offenbarung - Orient-Institut Beirut
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nicht im Sinne der Einerzahlen. Es ist doch nicht möglich, dass er sich mit den<br />
Zahlen beschäftigen <strong>und</strong> dabei nicht vonseiten des Verstandes die Einheit des Seins<br />
wahrnehmen konnte 12 . Hat er jemand anderes als den einen Gott gemeint?<br />
Und als Sokrates (469-399 v. Chr.) sagte: Erkenne dich selbst! 13 : Bezweifelt<br />
irgendjemand, dass das eine Eingebung Gottes ist – er ist groß <strong>und</strong> erhaben? Woher<br />
sonst weiß der Mensch, dass in der Erkenntnis seiner Seele die Erkenntnis der<br />
Weltordnung liegt <strong>und</strong> auch ein Weg, zu seinem Schöpfer zu gelangen – er ist groß<br />
<strong>und</strong> erhaben? Er sagt – er ist erhaben: „<strong>und</strong> auch in euch selber. Könnt ihr denn<br />
nicht sehen?“ 14 Und er sagt (sws): „Wer sich selbst kennt, kennt seinen Herrn schon<br />
längst.“<br />
Es gibt noch viele weitere Beispiele, die des philosophischen <strong>und</strong> geistigen Erbes im<br />
Allgemeinen nicht entbehren <strong>und</strong> die wir, wenn wir sie an die <strong>Religion</strong> herantragen,<br />
nicht leugnen können <strong>und</strong> deren Träger wir nicht weit vom religiösen Denken <strong>und</strong><br />
der göttlichen Verbindung wähnen können. Hinweise dafür bestehen im Buch <strong>und</strong><br />
in der Sunna, wie in seiner (t) Rede: „Gott leitet, wen er will, zu seinem Licht.“ 15 <strong>und</strong><br />
seine Rede – er ist erhaben: „Und wem Gott kein Licht macht, der hat kein Licht.“ 16<br />
Und er sagte (sws): „Es gab vor euch unter den Völkern Erzähler, <strong>und</strong> wenn es einen<br />
gibt in meiner Gemeinde, es ʿUmar.“ Ibn Sina pflegte über einen Saʿid b. Abu l-Chair<br />
zu sagen: Wahrlich, dieser Mann sieht ein, was wir reden. Das heißt, er sieht die<br />
Weisheit in göttlicher Fülle ein - dies, weil die göttlichen Gaben unbegrenzt sind,<br />
dazu noch die Fähigkeit des Erhaltens einer Sache, die der Verstand nicht kennt, wie<br />
Imam Muhammad ʿAbduh sagte: „Ich sehe [Gott] nichts als etwas, das schwer zu<br />
erkennen ist außer für den, der nicht wahrnehmen will. Dieser muss seine<br />
Verstandesfähigkeit dazu zwingen, nicht zu verstehen.“ 17<br />
Die Sache war ähnlich im Hinblick auf eine andere Gruppe von Personen, die es<br />
nicht vermochten, das göttliche Selbst zu leugnen <strong>und</strong> die zur selben Zeit in sich<br />
selbst Fragen sahen, die Antworten brauchten, sowie Leere im Herzen, die nach<br />
etwas verlangte, das sie füllt. So ließen sie das zu, was zu ihnen in einem Bild kam,<br />
das ihre Seelen <strong>und</strong> Herzen zufriedenstellte, <strong>und</strong> warteten bei einem Teil der<br />
Wahrheit ab, bis zu ihnen auf Erden oder im Jenseits Gewissheit kommen würde -<br />
dies deswegen, weil die Herzen <strong>und</strong> Seelen entsprechend der Gr<strong>und</strong>lage ihrer<br />
Veranlagung, um das Licht der Weisheit <strong>und</strong> des Glaubens zu empfangen, geeignet<br />
sind, wenn nicht die Finsternis ihrer Frevelhaftigkeit über [das Licht] hereinbricht –<br />
wie der Unglaube an die Existenz eines Gottes – oder ein Schleier, der [das Licht]<br />
12<br />
SCHAMS AD-DIN ASCH-SCHAZURI, Nuzhat al-arwah wa-raudhat al-afrah fi taʾrich al-hukamaʾ wa-lfalasifa,<br />
[Hyderabad, 1976], 95.<br />
13<br />
YUSUF KARAM, Taʾrich al-Falsafa al-Yunania [Kairo, 1976], 51.<br />
14<br />
Adh-Dhariyat (Die Aufwirbelnden) 51:21.<br />
15<br />
An-Nur (Das Licht) 24:35.<br />
16<br />
An-Nur (Das Licht) 24:40.<br />
17<br />
MUHAMMAD ABDUH, Risala at-Tauhid [<strong>Beirut</strong>, 1986], 100.<br />
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