PDF Download (11,7 MB) - Michael Siffrin
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sonalratsvorsitzende Glutting an<br />
das Schulleitungsmitglied Glutting<br />
Schriftsätze richtete, die er dann<br />
umgehend selbst beantwortete. Das<br />
erinnert mich ein wenig an meine<br />
Versuche, gegen mich selbst Schach<br />
zu spielen. Für Werner Glutting war<br />
das kein Problem. Er löste diese Aufgabe<br />
mit pädagogischem Geschick<br />
und diplomatischem Können.<br />
Möglich war dies auch nur, weil<br />
Werner Glutting ein hohes Vertrauen<br />
im Kollegium genoss, dass auch<br />
nicht durch seine Mitwirkung in der<br />
Schulleitung in Frage gestellt wurde.<br />
Die zweite besonders erwähnenswerte<br />
Tätigkeit ergab sich aus<br />
seiner Erkenntnis, dass die Sozialkompetenz<br />
unserer Schüler<br />
verbesserungswürdig ist. Deshalb<br />
übernahm er die Federführung für<br />
die Einführung von Lions Quest am<br />
HWG – im Übrigen nicht nur theoretisch,<br />
sondern er besuchte auch<br />
das obligatorische Einführungsseminar<br />
und vermittelte das, was er<br />
im Seminar gelernt hatte, als Klassenlehrer<br />
an seine Schüler. Heute<br />
haben wir ein Sozialcurriculum, in<br />
das Lions-Quest eingebettet ist. Mit<br />
seiner Initiative für Lions-Quest hat<br />
er einen Anstoß für diese gerade<br />
am Gymnasium so wichtige Ausbildung<br />
und Erziehungshilfe gegeben.<br />
Werner Glutting gehörte nicht zu<br />
den Vertretern des Gymnasiums,<br />
die überheblich und abschätzig auf<br />
die Lehrer anderer Schulformen<br />
herunterschaute. Im Gegenteil – es<br />
war ihm immer wichtig, Kontakte<br />
zu den Kolleginnen und Kollegen<br />
anderer Schulformen zu knüpfen,<br />
insbesondere der Grundschulen,<br />
um im Interesse der Kinder die Verzahnung<br />
zwischen den Schulen zu<br />
verbessern und den Übergang auf<br />
das Gymnasium für die Schüler abzufedern.<br />
Die Besuche der Grundschullehrer<br />
und die in diesem Rahmen<br />
geführten Gespräche waren<br />
für ihn von der Sache her unverzichtbar<br />
und stellten zudem eine<br />
vertrauensbildende Maßnahme<br />
dar, die auch dazu führte, dass unsere<br />
Schule von den Grundschulen<br />
als Partner anerkannt wurde, was<br />
sich schließlich in Empfehlungen<br />
der Grundschulen für das HWG niederschlug.<br />
Mit dem Ausscheiden von Werner<br />
Glutting aus dem aktiven Dienst<br />
verliert das HWG einen Kollegen,<br />
der durch seine ruhige Art und sein<br />
ausgleichendes Wesen zum inneren<br />
Frieden in unserer Schule in hohem<br />
Maße beigetragen hat.<br />
Lieber Herr Glutting, Ihr Ausscheiden<br />
aus dem aktiven Dienst erinnert<br />
mich an ein Wort von Wilhelm<br />
Busch: „Meistens hat, wenn zwei<br />
sich scheiden, einer etwas mehr zu<br />
leiden.“<br />
Sind wir es, die mehr leiden müssen,<br />
weil wir einen hoch geschätzten<br />
Ansprechpartner und liebenswerten<br />
Menschen verlieren – oder<br />
sind Sie es, der darunter leidet, weil<br />
er eine Tätigkeit aufgibt, die er mit<br />
Leidenschaft und Engagement viele<br />
Jahre ausgeübt hat?<br />
Ich denke – beide Seiten leiden ein<br />
wenig. Aber zum Trost kann ich Ihnen<br />
etwas mit auf den Weg geben,<br />
das ich allerdings nur vom Hörensagen<br />
kenne: „Es gibt ein zufriedenes<br />
und glückliches Weiterleben<br />
nach der Schule“.<br />
Ich habe kürzlich in einem Lexikon<br />
aus dem Jahre 1770 geblättert und<br />
dabei folgende Formulierung gefunden:<br />
„Wer seines Amtes erlassen<br />
wird, hat solche Erlassung gefordert,<br />
oder ist alters- und schwachheitshalber<br />
nicht mehr tüchtig, dasselbe<br />
zu verwalten. Man erlässet ihn, damit<br />
er seine Tage in Ruhe zubringen<br />
soll.“<br />
Meine Damen und Herren, ein Blick<br />
genügt, um zu erkennen, dass Herr<br />
Glutting nicht in den Ruhestand<br />
versetzt wird, weil er „alters- und<br />
schwachheitshalber seine Tage in<br />
Ruhe“ verbringen möchte, sondern<br />
… weil er aus freien Stücken sich<br />
entschieden hat, aus dem Dienst<br />
auszuscheiden. Das heißt nicht,<br />
dass Herr Glutting sich jetzt zur<br />
Ruhe setzt. Er wird in die Fußstapfen<br />
seines Vaters treten und dessen<br />
Arbeit als Heimatforscher fortsetzen.<br />
Lieber Herr Glutting, wir danken Ihnen<br />
für 37 Jahre Arbeit im HWG und<br />
für das HWG. Für Ihre Leistungen<br />
als Mensch und als Didaktikleiter<br />
darf ich Ihnen im Namen aller Anwesenden<br />
Dank und Anerkennung<br />
aussprechen. Wir wünschen Ihnen<br />
gemeinsam mit Ihrer Frau einen<br />
langen und glücklichen Ruhestand.<br />
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