PDF Download (11,7 MB) - Michael Siffrin
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Gymnasiums spiegelt diesen Trend<br />
wider. Die Mädchen haben mit 53%<br />
den größeren Anteil an unserem<br />
diesjährigen Abiturjahrgang. Die<br />
Jungen kommen nur auf 47%.<br />
Derzeit gibt es ja bundesweit eine<br />
Reihe von Reformvorschlägen für<br />
die Neugestaltung der Schullandschaft<br />
– Reformvorschläge, die sich<br />
auch auf die Existenz des Gymnasiums<br />
auswirken können. Deshalb<br />
erlauben Sie mir, an dieser Stelle<br />
deutlich zu machen, dass das Angebot<br />
einer gymnasialen Ausbildung<br />
nach wie vor unverzichtbar ist, weil<br />
die besondere intellektuelle Qualität<br />
seiner Schüler und die hohe<br />
fachliche Kompetenz seiner Lehrer<br />
die Auseinandersetzung mit den<br />
Lerngegenständen auf einem Anforderungsniveau<br />
möglich macht,<br />
wie das keine andere Schulform<br />
leisten kann. Darin besteht gerade<br />
der Mehrwert des Gymnasiums.<br />
Um diesen Mehrwert zu erhalten,<br />
muss sich das Gymnasium allerdings<br />
inhaltlich und pädagogisch<br />
so weiter entwickeln, dass die ihm<br />
anvertrauten jungen Menschen in<br />
jeder Hinsicht bestmöglich gefördert<br />
werden. Dazu benötigen wir<br />
im Schulbereich professionellere<br />
Rahmenbedingungen. Die Ziele<br />
des Lehrens und Lernens müssen<br />
neu definiert werden. Wir brauchen<br />
die Vermittlung von Basiskompetenzen,<br />
um Alltagstauglichkeit zu<br />
sichern. Wir brauchen Weltwissen,<br />
um Orientierungsmöglichkeiten im<br />
privaten wie im beruflichen Leben<br />
zu schaffen. Wir brauchen individu-<br />
40<br />
elle Betreuung und Förderung, um<br />
Kreativität, Kommunikationsfähigkeit<br />
und soziale Kompetenz an den<br />
Mann und die Frau zu bringen. Auf<br />
den Punkt gebracht: Die inhaltliche<br />
Weiterentwicklung des Gymnasiums<br />
ist unverzichtbar. Dazu benötigt<br />
das Gymnasium pädagogische<br />
Leidenschaft, die Entwicklung von<br />
Teamarbeit und den Aufbau Fächer<br />
verbindender Vernetzung. Es braucht<br />
Mut und Kreativität für die Etablierung<br />
einer neuen Lernkultur, die den<br />
Schülern mehr Freiheit und gleichzeitig<br />
auch mehr Verantwortung<br />
für den Lernprozess überträgt. Aus<br />
belehrten Schülern müssen lernende<br />
werden – aus passiv rezeptiven<br />
Schülern müssen aktiv forschende<br />
werden und aus teilnahmslosen<br />
Schülern müssen neugierige werden.<br />
Dies ist nur möglich, wenn<br />
man die Schüler dort abholt, wo sie<br />
stehen. Die aktuelle Schülergeneration<br />
bringt für das schulische Lernen<br />
andere Voraussetzungen mit als die<br />
Generation vor 30 Jahren. Darauf<br />
sollte die Schule stärker eingehen.<br />
Lehrer und Schüler müssen ein neues<br />
Rollenverständnis entwickeln, bei<br />
dem der Lehrer mehr Lernberater ist<br />
und der Schüler sein Lernen selbst<br />
organisiert. Dazu bedarf es der Vermittlung<br />
und Anwendung von Methoden-<br />
und Sozialkompetenz und<br />
nicht der lehrerzentrierten Abarbeitung<br />
von überfrachteten Lehrplänen.<br />
Dies alles gelingt aber nur, wenn<br />
man den Schulen die notwendige<br />
Freiheit und Eigenverantwortung<br />
gibt und wenn man sie mit einem<br />
Personalmanagement ausstattet,<br />
das sich nicht an beamteter Besitzstandswahrung<br />
orientiert, sondern<br />
an einer leistungsfähigen Weiterentwicklung<br />
der Schule. Deshalb sind,<br />
neben den Schulen selbst, auch die<br />
Schulaufsichtsbehörden gefordert,<br />
die entsprechenden Voraussetzungen<br />
für ein modernes zukunftsfähiges<br />
Gymnasium zu schaffen.<br />
Wenn man dem Gymnasium die<br />
Freiheit gibt, sich inhaltlich so weiter<br />
zu entwickeln, dass vom ihm Impulse<br />
für die pädagogische Gestaltung<br />
von Schule ausgehen, dann behält<br />
es seinen Mehrwert und hat eine<br />
Zukunft. Am Hochwald-Gymnasium<br />
gehen wir seit vielen Jahren diesen<br />
Weg. Belege für unsere zukunftsgerichtete<br />
Arbeit sind die Etablierung<br />
einer neuen Lernkultur, die individuelle<br />
Förderung unserer Schüler, die<br />
Einrichtung einer selbstständigen<br />
und eigenverantwortlichen Schule<br />
und die pädagogische Gestaltung<br />
von Ganztagsangeboten, mit der wir<br />
bundesweit Anerkennung gefunden<br />
haben.<br />
Um all diese Ziele umzusetzen, muss<br />
aber denjenigen eine besondere<br />
Aufmerksamkeit gelten, die diese<br />
Ziele umsetzen sollen – nämlich den<br />
Lehrern und Lehrerinnen. Die Lehrer<br />
und Lehrerinnen sind in aller Regel<br />
hoch motiviert und leisten Schwerstarbeit<br />
unter Bedingungen, in denen<br />
die Gesellschaft und die Politik sie<br />
alleine lässt. Nur 5% aller Lehrkräfte<br />
erreichen deshalb die Altersgrenze.<br />
Die Lehrer und Lehrerinnen unserer<br />
Schule machen eine hervorragende