PDF Download (11,7 MB) - Michael Siffrin
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spekulationsgeschädigten Euro zu<br />
stabilisieren, mit Sparpakten bei<br />
Bildung und Forschung aufgewogen<br />
werden, obwohl jeder es nachlesen<br />
kann, dass die Finanzierung des<br />
deutschen Bildungssystems nach<br />
wie vor international unterdurchschnittlich<br />
ist. Heribert Prantl hat<br />
diesen Vorgang in einem Kommentar<br />
in der Süddeutschen Zeitung vom<br />
14. Mai 2010 auf den Punkt gebracht:<br />
„Natürlich hilft ein bloßes Lamento<br />
gar nichts; die Schulden sind da. Sie<br />
ausgerechnet bei Kindern, Schülern<br />
und Studenten eintreiben zu wollen,<br />
ist nicht nur ein soziales Verbrechen,<br />
sondern ein wirtschaftlicher Fehler,<br />
weil so die Zukunft des Landes verspielt<br />
wird.“<br />
Es gibt bereits Pläne, wie man in<br />
Zukunft im Bildungsbereich Geld<br />
einsparen kann. Dazu liegt mir ein<br />
vertraulicher Schriftsatz aus dem<br />
Kanzleramt in Berlin vor:<br />
„Hauptübel unseres derzeitigen<br />
Schulsystems ist die Überzahl an<br />
Schulen mit gymnasialer Ausbildung,<br />
die dazu führt, dass wir Abiturienten<br />
und Akademiker weit<br />
über den Bedarf hinaus produzieren.<br />
Diese Schulen werden derzeit von zu<br />
vielen jungen Leuten besucht, die<br />
weder durch eigene Begabung noch<br />
durch die Bildungsnähe ihrer Eltern<br />
für einen akademischen Abschluss<br />
geeignet sind. ... Die Folge ist eine<br />
Überfüllung aller wissenschaftlichen<br />
Fächer an den Universitäten und die<br />
Züchtung eines staatsgefährlichen<br />
Bildungsproletariats. … Um dem vorzubeugen,<br />
würde es sich in erster Li-<br />
nie empfehlen, die Zahl der Schulen<br />
mit gymnasialer Ausbildung dadurch<br />
zu verringern, dass man den Zugang<br />
zu diesen Schulen einschränkt. Die<br />
Einführung von Schulgeld bzw. die<br />
Erhöhung der Studiengebühren an<br />
den Universitäten würde ich in diesem<br />
Zusammenhang für nützlich<br />
halten.“<br />
Sie werden sich jetzt fragen, ob es<br />
dieses Schreiben tatsächlich gibt. Ich<br />
kann Ihnen versichern, dass dieses<br />
Schreiben existiert. Ich habe es nur<br />
ein wenig umformuliert, damit man<br />
es besser verstehen kann – aber an<br />
dem Inhalt habe ich nichts geändert.<br />
Das Schreiben stammt in der Tat aus<br />
dem deutschen Kanzleramt – datiert<br />
ist es vom März - nicht 2010 - sondern<br />
1890. Autor des Schriftstücks<br />
war der damalige Kanzler Otto von<br />
Bismarck. Ich habe Ihnen allen angesehen,<br />
dass Sie das gleich bemerkt<br />
haben und nicht davon ausgingen,<br />
Sie stehen schon in der Zukunft<br />
es handele sich um ein aktuelles<br />
Schriftstück.<br />
Glücklicherweise hat sich trotz der<br />
abwehrenden Haltung Bismarcks<br />
im Bildungsbereich vieles zum Positiven<br />
verändert. So ist es in der Tat<br />
ein wichtiger Fortschritt, dass nicht<br />
weniger, sondern immer mehr junge<br />
Menschen Bildung in Anspruch<br />
nehmen und sich mit hohen Schulabschlüssen<br />
qualifizieren.<br />
1925 machten in Deutschland 1,4%<br />
eines Jahrgangs das Abitur. Bis 1960<br />
stieg dieser Anteil nur unwesentlich<br />
auf 5,5%. Heute sind es 31,8% eines<br />
Jahrgangs, die bundesweit die Allgemeine<br />
Hochschulreife erwerben.<br />
Dabei sind die Mädchen offensichtlich<br />
ehrgeiziger. Ihr Anteil an den<br />
Abiturjahrgängen steigt stetig an.<br />
So lag der Anteil der Mädchen an<br />
der Gesamtzahl der bundesdeutschen<br />
Abiturienten im Jahr 2008 bei<br />
55% - der der Jungen bei 45%. Der<br />
Abiturjahrgang 2010 des Hochwald-<br />
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