Universität Bayreuth - Die Welt
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8. Implikationen für den deutschen Privatanleger<br />
Das Ziel sollte sein, dem deutschen Wertpapieranleger, neben den oben genannten Kriterien,<br />
ein Instrument zur effizienten Diversifikation seines Portfolios an die Hand zu geben.<br />
Wünschenswert wäre darüber hinaus, dass die Vorteile des hier dargestellten Ansatz auch<br />
Anklang unter den übrigen Privatanlegern, die noch nicht in Wertpapiere engagiert sind,<br />
finden würde und die Grundgesamtheit der Wertpapieranleger dadurch verbreitert werden<br />
könnte.<br />
8.3 Kritische Würdigung des Minimum-Varianz-Ansatzes<br />
Im Rahmen dieser Arbeit wird mit Hilfe des Minimum-Varianz-Ansatzes eine<br />
Portfoliozusammensetzung für den Privatanleger erstellt, die bei geringerem Risiko eine<br />
gleiche oder bessere Rendite als die Benchmark aufweisen soll. In der Literatur werden seit<br />
einigen Jahren verstärkt Studien zur Performance von MVPs durchgeführt und bei mehreren<br />
dieser empirischen Untersuchungen 169 wurde eine Outperformance des MVPs gegenüber der<br />
kapitalgewichteten Benchmark nachgewiesen. 170 Daher wird der Minimum-Varianz-Ansatz in<br />
der Investmentpraxis häufig eingesetzt, auch wenn die Überperformance des Minimum-<br />
Varianz-Ansatzes bisher theoretisch nicht eindeutig begründet worden ist. 171<br />
<strong>Die</strong> Methodik des Minimum-Varianz-Ansatzes zur Berechnung eines diversifizierten<br />
Portfolios bringt jedoch auch Nachteile mit sich. Durch eine subjektive Festlegung auf einen<br />
bestimmten Start- bzw. Endzeitpunkt werden einzelnen Assetklassen durch das MVP-Modell<br />
bevorzugt behandelt und vice versa. 172 Das MVP-Modell neigt dazu, Indizes mit einem<br />
günstigen Risiko/Ertragsprofil überzugewichten, so dass der Diversifikationseffekt entfällt<br />
und das MVP nahezu nur in ein oder zwei Assetklassen investiert ist. 173 Deutlich wird die<br />
Problematik der Über-/ Untergewichtung auch im Good-Case-Szenario in Abschnitt 7.5;<br />
hierbei gewichtet das MVP-Modell die in diesem Fall sehr renditestarken und im Langfristvergleich<br />
schwankungsarmen Assetklassen Aktien (Rendite 129,5% / Risiko 6,64%) und<br />
Gold (168,33% / 10,54%) mit 6,38% bzw. 0,63% Portfolioanteil am MVP. Jedoch wiesen die<br />
169 Empirische Untersuchungen zur Performance des MVPs für den US-Markt wurden unter anderem von Chan/Karceski/Lakonishok (1999),<br />
Schwartz (2000) und Clarke/Silva/Thorley (2006) und für globale Aktienmärkte von Geiger/Plagge (2007) durchgeführt.<br />
170 Vgl. Kleeberg (1995), S. 59.<br />
171 Für genauere Untersuchung der Outperformance des MVP-Ansatzes siehe Scherer (2010), Jagannathan/Ma (2003) oder auch Eisenhofer<br />
(2004), S. 8.<br />
172 Zur Verdeutlichung dieses Problems dient Anhang 3. Bei der Betrachtung der annualisierten Renditen über 5-Jahreszeiträume seit 1991 ist<br />
erkennbar, dass auf Basis dieser Renditen regelmäßig unterschiedliche Investitionsentscheidungen getroffen werden würden.<br />
173 Vgl. Abschnitt 6.5 dieser Arbeit sowie Eisenhofer (2004), S. 1 und Junker (2009), S. 835.<br />
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Beitrag zum Postbank Finance Award 2011