16.11.2012 Aufrufe

Ausgabe 1/2011 - Deutsche Olympische Gesellschaft

Ausgabe 1/2011 - Deutsche Olympische Gesellschaft

Ausgabe 1/2011 - Deutsche Olympische Gesellschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

was mit einer ähnlichen oder geringeren Summe außerhalb<br />

der Bundeswehr an "dualer Karriere" im Verhältnis von Zeit<br />

für Training und berufliche Fortbildung möglich wäre.<br />

Ein Denkansatz, der im Übrigen ganz den Intentionen einer<br />

vom Bundesrechnungshof aufgeworfenen Fragestellung folgt.<br />

Die Behörde drängt auf substantielle Argumente, die belegen<br />

können, dass die Förderung von Spitzensportlern bei der<br />

Bundeswehr für den Steuerzahler wirtschaftlich effizienter ist<br />

als etwa die Vergabe von Stipendien, wie dies für Leistungssportler<br />

in Großbritannien, Kanada, Norwegen, Russland oder<br />

den USA weitaus mehr der Fall ist als hierzulande. Das neue<br />

"Deutschland-Stipendium", das ab diesem Jahr bundesweit<br />

10.000 besonders guten, engagierten Studenten dank staatlicher<br />

und privatwirtschaftlicher Hilfe monatlich - unabhängig<br />

vom Einkommen der Eltern - 300 Euro zukommen lässt,<br />

dürfte für den Sport eine Nummer zu klein sein. Ein Stipendium<br />

der Marke "Elite plus", wie es die Stiftung <strong>Deutsche</strong><br />

Sporthilfe (DSH) kreiert hat, könnte schon eher als eine Art<br />

Vorbild, Diskussionsgrundlage und erster Gehversuch auf<br />

diesem zivilen Weg gelten. Allen geförderten Athleten, die zur<br />

intensiven und extensiven Vorbereitung auf die nächsten<br />

<strong>Olympische</strong>n Sommerspiele 2012 in London eine Auszeit von<br />

Ausbildung, Lehre und Studium nehmen wollen, greift die<br />

Stiftung monatlich mit 1.500 Euro unter die Arme - für<br />

maximal 18 Monate. "So etwas Ähnliches hätte ich gern für<br />

den öffentlichen Dienst", sagt Winfried Hermann und<br />

wünscht sich in den kommenden Monaten anregende Expertengespräche<br />

über tragfähige und von den Sportlern als<br />

akzeptabel und international konkurrenzfähig befundene<br />

"zivile Fördervarianten". Den ausgereiften, gelungenen und<br />

tragfähigen Gegenentwurf zum "Erfolgsmodell Bundeswehr"<br />

gibt es bisher nicht. Ungeachtet dessen bieten die Reform der<br />

"Truppe" und damit verbundene Konsequenzen gerade jetzt<br />

einen geeigneten Anlass, um gründlich über die zukunftsträchtige<br />

Symbiose aus militärischer und ziviler Förderung<br />

nachzudenken. Dazu gehört, beide Varianten gegeneinander<br />

abzuwägen, eventuelle finanzielle Umschichtungen im<br />

Gesamtsystem zu erörtern und sportpolitisch gewollte Neujustierungen<br />

für die künftige Spitzensportförderung vorzunehmen.<br />

"Duale Karriere" bei der Bundeswehr kein Fremdwort<br />

Den Eindruck, als würde es unter dem Bundeswehr-Dach<br />

keine Spielräume für die berufliche Qualifikation geben und<br />

als würden geförderte Bundeswehrsportler nach ihrer Karriere<br />

allesamt ohne berufliche Perspektive dastehen, weist das für<br />

die Spitzensportförderung der Bundeswehr zuständige Sportdezernat<br />

im Streitkräfte-Amt indes entschieden zurück. Im<br />

Gegenteil sei oft noch viel zu wenig bekannt, welche Angebote<br />

es gibt. "Vieles ist möglich, solange das Ziel, Startplätze<br />

zu sichern, Endkämpfe zu erreichen und Erfolge für Deutschland<br />

zu erringen, nicht aus den Augen verloren wird", skizziert<br />

Josef Nehren, der Leiter des Sportdezernats, die gültige<br />

16<br />

Formel. Im optimalen Fall hält der Dienstherr den Sportlern<br />

nach dem Karriere-Ende bis zu fünf Jahre finanziell den<br />

Rücken frei, um einen Weg ins "zweite Leben" zu beschreiten.<br />

Entsprechend ist es sowohl aus sportlichen Ansprüchen und<br />

Erfordernissen als auch aus dem Reservoir "dualer Möglichkeiten"<br />

bei der Bundeswehr zu erklären, dass Athleten keineswegs<br />

nur einen Olympiazyklus als Bundeswehrsportler durchlaufen,<br />

sondern viele von ihnen zwei oder drei oder sogar vier<br />

Zyklen - beispielsweise Hauptfeldwebel Imke Duplitzer (Fechten),<br />

Hauptfeldwebel Ricco Groß (Biathlon), Hauptfeldwebel<br />

André Lange (Bobspot) oder Oberfeldwebel Katrin Wagner-<br />

Augustin (Kanu-Rennsport), um einige der bekanntesten<br />

Namen zu nennen.<br />

Pro Jahr gibt es innerhalb der momentan geförderten Stellen<br />

eine Fluktuationsrate von rund 30 Prozent. Das heißt, zirka<br />

250 Sportler scheiden aus, dafür kommen andere in den<br />

Genuss einer solchen Planstelle. "Die Skala der beruflichen<br />

Qualifikationsmöglichkeiten ist sehr vielfältig", unterstreicht<br />

Andreas Hahn, der Dezernent für Spitzensport im Streitkräfte-Amt.<br />

Wie diese Möglichkeiten von den Spitzensportlern in<br />

Uniform genutzt würden, das hängt jedoch weitestgehend<br />

von der Eigeninitiative der einzelnen Sportler ab. Ein<br />

Umstand, der der intellektuellen Bequemlichkeit der Athleten<br />

Tür und Tor öffnet. Umso mehr, als sich erfolgreiche Athleten<br />

- ausgestattet nicht nur mit Wehrsold, sondern zugleich mit<br />

Zuschüssen von nationalen und regionalen Sporthilfen, von<br />

privaten Sponsoren und Einnahmen zum Beispiel aus Weltcup-Prämien<br />

- in der "Hängematte Bundeswehr" bei aus-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!