Ausgabe 1/2011 - Deutsche Olympische Gesellschaft
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Kinder und Jugendliche<br />
auf dem Weg zu Olympia<br />
Das IOC ist ohne Zweifel die wohl mächtigste<br />
Organisation des Weltsports. 32 olympische<br />
Sportfachverbände und 205 Nationale<br />
<strong>Olympische</strong> Komitees aus allen Ländern der<br />
Welt tragen die <strong>Olympische</strong> Bewegung. Sie<br />
alle geben vor, dass sie an den olympischen<br />
Idealen von Pierre de Coubertin orientiert<br />
sind, dass der Wettkampfsport ein bedeutsames<br />
Bildungspotential aufzuweisen hat,<br />
dass man sich deshalb überall in der Welt<br />
wünschen sollte, dass<br />
Kinder und Jugendliche<br />
trainieren, um an<br />
olympischen Wettkämpfen<br />
teilzunehmen.<br />
Nicht zuletzt dieser<br />
Grund war es, der<br />
Jacques Rogge bewegt<br />
hat, die <strong>Olympische</strong>n<br />
Jugendspiele zu kreieren.<br />
In Singapur im<br />
vergangenen Jahr<br />
fanden sie zum ersten<br />
Mal statt, und Kinder<br />
und Jugendliche aus<br />
aller Welt nahmen an<br />
diesen Spielen teil.<br />
In Deutschland trainieren<br />
Kinder und Jugendliche<br />
für Olympia und<br />
das im wahrsten Sinne<br />
des Wortes. Seit Jahrzehnten<br />
gibt es dank<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Schulsportstiftung,<br />
dank der<br />
Kultusminister und vor allem auch dank der<br />
Schulen und ihrer Lehrkräfte den Wettbewerb<br />
"JUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIA".<br />
Vor wenigen Tagen fand das Winterfinale in<br />
Schonach im Schwarzwald statt. Bei strahlendem<br />
Wetter trafen sich nahezu 700<br />
Jugendliche aus allen Bundesländern, um<br />
gemeinsam mit ihren Mitschülern die<br />
höchsten Auszeichnungen für ihre Schule<br />
zu erringen. Bei Einzel- und Staffelwettbewerben,<br />
klassisch und in der Skatingtechnik,<br />
und in einem neu geschaffenen Demonstrationswettbewerb,<br />
bei dem mit Schanzen<br />
springen, Laufen, Slalom fahren und weiteren<br />
Techniken in einer gelungenen Weise<br />
die Vielfalt des nordischen Wintersports<br />
zum Ausdruck gebracht wurde, konnte man<br />
große und kleine Meister aller Altersklassen<br />
bewundern. Bereichert wurden die Wettkämpfe<br />
durch die Finalentscheidungen im<br />
66<br />
Judo. Mancher Athlet war dabei bereits als<br />
Kaderathlet gut bekannt und mit zuvor<br />
erreichten Meriten konnte er sich schon<br />
auszeichnen. Für andere Athletinnen und<br />
Athleten waren diese Finalwettkämpfe der<br />
besondere Höhepunkt ihrer bisherigen<br />
Leistungskarriere. Die Wettkämpfe fanden<br />
unter idealen Bedingungen statt, sie waren<br />
bestens vorbereitet worden. Die weltcuperfahrenen<br />
örtlichen Helfer präsentierten ein<br />
Skistadion, das auch <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />
gerecht werden könnte. Die kleine Schwarzwaldgemeinde<br />
Schonach war geschmückt<br />
für diesen Wettbewerb und auch das<br />
Beiprogramm konnte die Kinder und Ju-<br />
gendlichen faszinieren. Die "Action Time"<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Akademie mit<br />
interessanten Gästen war für viele Jugendliche<br />
ein weiterer Höhepunkt der Tage von<br />
Schonach.<br />
Wer die Winterspiele von Schonach als<br />
Beobachter hat erleben dürfen, der kann<br />
nur zu einem Urteil kommen. Diese Wettkämpfe<br />
sind für die Entwicklung des deutschen<br />
Hochleistungssports von herausragender<br />
Bedeutung. Man kann es ihnen nur<br />
wünschen, dass sie auch zukünftig auf<br />
gleichem Niveau und bei gleicher Qualität<br />
fortgeführt werden. Irritierend muss hierzu<br />
jedoch angemerkt werden, dass offensichtlich<br />
viele Repräsentanten des deutschen<br />
Sports diese Einsicht nur bedingt teilen.<br />
Nicht erst seit heute stehen viele olympische<br />
Fachverbände dem schulischen Wett-<br />
kampf "JUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIA"<br />
mit Skepsis gegenüber. Bei den Finaltagen,<br />
wo immer das Finale ausgetragen wird, ob<br />
in Berlin oder in Schonach, sind meist nur<br />
wenige Repräsentanten der olympischen<br />
Fachverbände anwesend. Auch Vertreter des<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes muss<br />
man mit der Lupe suchen. Selbst für die<br />
Kultusminister der Länder ist offensichtlich<br />
eine Finalveranstaltung von "JUGEND<br />
TRAINIERT FÜR OLYMPIA" längst zu einer<br />
normalen Angelegenheit geworden, denn<br />
auch sie senden nur noch nachgeordnete<br />
Repräsentanten zu diesen Finaltagen. Dabei<br />
musste jeder Kritiker eigentlich sehr schnell<br />
erkennen, dass, wenn es<br />
diese Wettkämpfe nicht<br />
gäbe, man sie dringend<br />
erfinden müsste. Gewiss<br />
spielt der Wettbewerb<br />
"JUGEND TRAINIERT<br />
FÜR OLYMPIA" für die<br />
Talentsichtung aus der<br />
Perspektive der Verbände<br />
nur eine geringe<br />
Rolle. Die Sieger dieses<br />
Wettbewerbs sind den<br />
Fachverbänden als<br />
Talente meist längst<br />
bekannt und sicherlich<br />
gibt es zur Sichtung<br />
von Talenten bessere<br />
Wege, als dies bei<br />
"JUGEND TRAINIERT<br />
FÜR OLYMPIA" der Fall<br />
ist. Die Bedeutung des<br />
Wettkampfes liegt<br />
jedoch nicht in der<br />
Talentsuche. Dieser<br />
Wettkampf ist vielmehr<br />
ein herausragender<br />
Meilenstein zur Förderung und Bewahrung<br />
von Talenten. Deutschland benötigt für<br />
Kinder und Jugendliche, die sich dem<br />
Hochleistungssport widmen, Motivationsereignisse,<br />
die es möglich machen, den langen<br />
Weg zur sportlichen Spitze durchzuhalten.<br />
Deutschland benötigt wiederkehrende<br />
Formen der Belohnung für all die Jugendlichen,<br />
die zu intensivem Training in ihrer<br />
Sportart bereit sind. Die Wettkampferlebnisse<br />
bei "JUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIA"<br />
spielen dabei eine wichtige Rolle. Wer das<br />
Gespräch mit den Jugendlichen über die<br />
Bedeutung dieses Wettkampfes sucht, der<br />
findet tragende Antworten, die es als<br />
lohnenswert erscheinen lassen, dass diesem<br />
Wettbewerb von den Repräsentanten des<br />
deutschen Sports eine größere Aufmerksamkeit<br />
geschenkt wird.<br />
Prof. Dr. Helmut Digel